Hannah Liesenfeld lebt seit Kurzem in der Metropole. Sie erlebt die Stadt in Trauer um die Queen.

In der Metropole ist es ruhig gewesen in den vergangenen Tagen, London war in Trauer um den Tod von Queen Elizabeth II. vereint. „Viele waren sehr emotional, wenn sie über die Queen geredet haben“, hat die 18-jährige Hannah Liesenfeld aus Korntal-Münchingen erlebt und in Gesprächen gehört. Liesenfeld hat ihr Abitur am Korntaler Gymnasium gemacht, seit wenigen Wochen ist sie in London für einen Internationalen Jugendfreiwilligendienst. Sie ist in einer Kirchengemeinde im Norden der Metropole tätig.

 

Ein Foto in nahezu jedem Supermarkt

Eben weil sie erst seit Kurzem in London lebt, fehlt Liesenfeld der Vergleich mit der Atmosphäre, der Stimmung zuvor. Was ihr allerdings aufgefallen ist, sei die große Wertschätzung, die die allermeisten Londoner der verstorbenen Monarchin entgegenbringen, der Respekt, mit dem sie über sie sprechen. Die Reden, mit denen sich die Queen zu Weihnachten oder auch während der Coronapandemie an ihr Volk gewandt hatte, seien „wie Balsam für die Seele“ der Londoner gewesen, sagt Liesenfeld.

In fast jedem Supermarkt hänge ein Foto der verstorbenen Königin. In Gesprächen würden Begebenheiten mit der Queen erzählt und auf diese Weise weitergegeben, so Liesenfeld.

Aus ihrem Bekanntenkreis und ihrer Gastfamilie hätten einige am Sarg Abschied genommen, so wie sie nach dem Trauergottesdienst die Straßen säumten, um den Trauerzug nach Windsor zu begleiten. Dort wurde die Queen beigesetzt. Sie selbst sei nicht dabei gewesen, sagt Liesenfeld. Gleichwohl sei sie sich gewiss, dass es sich dabei um historische Momente gehandelt habe. Interessiert hätte es sie wohl, letztlich hätten auch organisatorische Gründe dagegen gesprochen, sich etwa die Nacht über in die Schlange der Wartenden einzureihen, um am Sarg Abschied zu nehmen oder eben am Straßenrand zu verweilen. Sie sei vergangene Woche mit ihrer Gastfamilie am Buckingham Palace gewesen, um Blumen abzulegen.

Kein Vergleich möglich

Eine ähnliche, vergleichbare Verbundenheit eines Volkes mit einer Person könne sie sich in Deutschland nicht vorstellen, sagt Liesenfeld. Die Monarchin lasse sich mit nichts vergleichen, zumal sie 70 Jahre das Land geprägt habe. „Viele kennen es gar nicht anders.“ Und doch hat sie auch Londoner gesprochen, die auf das, was in den vergangenen Tagen die Stadt prägte, eher distanziert reagierten. Ablehnend habe sie in London aber niemand erlebt. Zugleich versuche die gesamte Stadt jetzt, zum Alltag zurückzukehren. Zum Alltag in der Monarchie gehört fortan der Thronnachfolger, Charles III. „Die Menschen wollen ihm eine Chance geben“, sagt Liesenfeld, zugleich seien sie davon überzeugt, er werde seiner Mutter „nicht das Wasser reichen“ können.