Wie die Stadtarchivarin Bernadette Gramm aus den zeitgenössischen Gemeinderatsprotokollen recherchiert hat, war sich von Anfang an die bürgerliche und die kirchliche Seite in Leonberg uneins, ob ein städtisches, ein kirchliches oder ein gemeinsames Denkmal errichtet werden soll. Im August 1920 fiel dann im Gemeinderat die Entscheidung, dem Antrag des Krieger- und Militärvereins stattzugeben. Das Stadtpfarramt wollte ein gemeinsames Denkmal in der Vorhalle der Kirche errichten. Die bürgerliche Mehrheit im Stadtrat stimmte dann gegen die sechs SPD-Räte für ein gemeinsames Denkmal von Kirche und Stadt, aber auf dem Friedhof. Zwei SPD-Räte hatten angeregt, das Geld lieber für die Hinterbliebenen zu verwenden.
Das Modell „Abgekämpft“
Daraufhin wurde ein Bildhauer-Wettbewerb ausgeschrieben und dem Gemeinderat im Februar 1921 drei Modelle vorgelegt. Diese wurden zur Beurteilung einer Sachverständigen-Kommission des Vereins Württembergischer Kunstbildhauer vorgelegt. Wie das „Leonberger Tagblatt“ berichtete, hatte der erste Entwurf das Kennwort „Leid“ und stammte vom Kunstbildhauer Professor Daniel Stocker aus Stuttgart. Der zweite Entwurf unter dem Motto „Abgekämpft“ war von Professor Robert Poetzelberger. Den dritten Entwurf, Motto: „Die Gemeinde betrauert ihre gefallenen Söhne“, hatte der Stuttgarter Bildhauer Hermann Jung eingereicht. Sämtliche Modelle wurden auch im Sitzungssaal des Rathauses zur öffentlichen Besichtigung durch die Bürger aufgestellt.
Das Modell „Abgekämpft“, das eine Ritterfigur zeigte, beurteilten die Sachverständigen als altertümlich, vermuteten aber, dass der Künstler den Entwurf „anscheinend dem alten Leonberg mit seinen alten Denkmälern und seinen geschichtlichen Erinnerungen ... einfügen wollte.“ Beim Entwurf „Die Gemeinde betrauert ihre gefallenen Söhne“, der teuerste übrigens, wären Änderungen in der Aufstellungsweise notwendig gewesen, was die Sachverständigen als negativ bewerteten.
Das Modell „Leid“
Im Gemeinderat wurde das Vorhaben wegen der schlechten städtischen Finanzen von einigen Stadträten infrage gestellt. Bürgermeister Gotthilf Funck plädierte für das Modell „Leid“. Der Gemeinderat stimmte mit neun zu fünf Stimmen zu. Stocker sollte allerdings nur 40 000 statt 35 000 Mark bekommen.
Weil die Stadt für den Bau der Lindenstraße 10 000 Mark mehr staatliche Zuschüsse gab, schlug der Bürgermeister vor, diese für das Kriegerdenkmal zu verwenden und auf eine Sammlung zu verzichten, zumal die Kirche für ihr eigenes Denkmal sammle. Der Gemeinderat lehnte das ab und bestand auf der Sammlung.
Im April 1922 bat Stocker um zusätzliche 22 000 Mark. Löhne und Materialkosten waren um fast das 30-fache gestiegen. Der Gemeinderat wollte erst nur die Hälfte gewähren, lenkte dann ein und so wurde das Denkmal für 57 000 Mark errichtet. Am Totensonntag, am 26. November 1922, wurde das Kriegerdenkmal eingeweiht.