Die Gehwege kommen weg und es entstehen Spielstraßen mit rund einem Dutzend Bäumen. Das ist umstritten.

Renningen - Vier Straßen lässt die Renninger Stadtverwaltung sanieren. Die Rosenstraße wird neu gemacht, die Lessingstraße, die Schubertstraße und die Stifterstraße. Und nach der Sanierung wird es dort anders aussehen. Denn es entsteht ein verkehrsberuhigter Bereich mit einigen Bäumen, dafür ohne die Hecken, die dort teilweise stehen.

 

All das hat der Gemeinderat beschlossen, wenngleich Details der Pläne umstritten waren. Rund 3,4 Millionen Euro kostet das Projekt. „Unser Ziel ist eine zeitgemäße Straßengestaltung mit einer Verkehrsberuhigung“, erklärt Renningens Stadtbaumeister Hartmut Marx. Schon im Juli hatte der Gemeinderat beschlossen, dort eine verkehrsberuhigte Zone einzurichten. Knackpunkt: Weil dort alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind, wird die Trennung von Gehweg und Fahrbahn aufgehoben.

Auch Hecken müssen weichen

Deshalb müssen auch die Hecken weichen, die dort an einigen Stellen die Gehwege abtrennen. Das kritisieren einige Anwohner. Marx aber verteidigt die Pläne. „Die Hecken sind ökologisch nicht besonders wertvoll, sie sind kein Biotop“, sagt er. Ihr Beet sei zu eng, sie hätten zu wenig Wasser. „Deshalb haben wir uns für ein andere, sinnvolle Straßenbegrünung entschieden.“ Das sind Bäume, die in die neue Straße gepflanzt werden – allerdings nicht überall, denn die Bäume wiederum sind im Gemeinderat auf Kritik gestoßen. „Die Bäume sind ein Hindernis“, sagte Resi Berger-Bäuerle (Frauen für Renningen). Es gebe deshalb viel zu wenig Parkplätze, zum Beispiel beim Kindergarten Blumenstraße für die Eltern. Der Stadträtin leuchtete auch das Konzept mit der Verkehrsberuhigung nicht ein, wo Kinder „zwischen den Autos spielen müssen“. „Bei einem Projekt dieser Größenordnung hätte ich mir mehr Bürgerbeteiligung gewünscht“, wetterte sie.

Jürgen Lauffer (Freie Wähler) missfielen die 330 000 Euro für die Bäume. „Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir keine Goldrandlösung“, sagte er. Das seien keine Wohlfühl-Straßen. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralph Geyer fand, dass man mit diesem Geld viel mehr für die Ökologie bewirken könne, wenn man die Bäume an anderer Stelle pflanzt. Das Gegenargument brachte Monika Breitweg von den Grünen: „Verkehrsberuhigte Gebiete bringen eine ganz andere Lebensqualität – das können sich viele gar nicht vorstellen.“ Ebenso Jan Hambach: „Bäume verhindern kein Spielen, sondern ermöglichen es, weil viel langsamer gefahren wird“, sagte der SPD-Fraktionschef. „Ich bin von dieser Gesamtplanung positiv überrascht.“

Keine Bäume in Schubert- und Stifterstraße

Der Kompromiss, auf den sich die Gemeinderäte geeinigt hatten, sieht nun keine Bäume in der Schubertstraße und der Stifterstraße vor. Dafür werden in der Blumenstraße, beim Kindergarten, und in der Rosenstraße (zwischen der Rutesheimer- und der Blumenstraße) welche eingepflanzt, insgesamt rund ein Dutzend.

„Wir können mit dieser Planung leben“, sagt der Stadtbaumeister Hartmut Marx unserer Zeitung, auch wenn er vom Sinn der Bäume, nämlich der optischen Verkehrsverlangsamung, immer noch überzeugt ist. Diesem Zweck hätte auch eine Mittelrinne aus Granit gedient, die die Planer vorgesehen hatten. 80 000 Euro hätte die gekostet. „Das hätte aus unserer Sicht den Eindruck der Verkehrsberuhigung unterstrichen“, erklärt Marx. „Damit holpert es zum Beispiel, wenn man schneller fährt.“ Auch sehe die Straße anders aus, dem Autofahrer wird also optisch signalisiert, dass er nicht auf einer normalen Straße fährt. Der Gemeinderat hat diese Mittelrinne jedoch abgelehnt.

Im April 2021 ist der Beginn der Bauarbeiten geplant, die dann lange dauern werden. Fertig ist die Straßensanierung wohl erst Ende Juni 2023.