Der Pendlerverkehr von und zur Autobahn ist für die Kommunen Heimsheim, Mönsheim und Friolzheim ein echtes Problem. Das Land will jetzt konkrete Lösungen erarbeiten – reichlich spät, finden Mönsheimer Politiker.

Verkehr - Wenn der Berufsverkehr so richtig in die Vollen geht, ist nicht nur die A 8 regelmäßig dicht. Vor allem die Gemeinden, die das Glück oder das Pech haben, an einer Pendlerstrecke und nahe der Autobahn zu liegen, haben dann Land unter. Immer wieder sind deshalb Vertreter der Gemeinden Heimsheim, Mönsheim und Friolzheim mit dem Landratsamt Enzkreis und dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe im Gespräch, um an die Verkehrsbehörde zu appellieren und nach Lösungen zu suchen. Aus dem jüngsten Gespräch haben die Gemeindevertreter nun erstmals ein positives Signal mitgenommen, nämlich dass das Problem im Heckengäu vom RP ernstgenommen und angegangen wird. Der Mönsheimer Gemeinderat hat da so seine Zweifel. Für einige Politiker ist die Ankündigung des Regierungspräsidiums blanker Hohn.

 

„Zweimal am Tag herrscht hier das komplette Verkehrschaos“, beschreibt es der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll. Besonders betroffen ist die Landesstraße 1134, die zwischen Mönsheim und Heimsheim verläuft und zur Autobahnauffahrt bei Heimsheim führt. In der Schleglerstadt sei zwar der Stadtverkehr weniger betroffen, dafür aber viele Bereiche auf Heimsheimer Gemarkung wie die Gewerbegebiete Egelsee und Kammertal. Ein Durchkommen nach Heimsheim oder aus der Stadt hinaus ist über die Landesstraße kaum möglich. Für Mönsheim beschreibt der Bürgermeister Thomas Fritsch die Situation ebenfalls als „katastrophal“. „Morgens und abends geht der Rückstau bis nach Mönsheim hinein“, beklagt er. „Besonders abends, wenn die Mitarbeiter von Porsche Richtung Autobahn fahren, braucht man von Mönsheim nach Heimsheim zum Teil eine Dreiviertelstunde.“

Das Problem wird nicht von heute auf morgen verschwinden

Lange fühlten sich die Kommunen mit ihrem Problem alleingelassen. Eine erste provisorische Lösung bildete die Bedarfsampel am sogenannten Diebkreisel. Der Kreisverkehr verbindet die L 1134 mit der L 1180 (zwischen Friolzheim und Perouse). Das Landratsamt hatte dort Ende 2017 eine Bedarfsampel aufgestellt, damit der Verkehr von und zur Autobahn besser abfließen kann. Dagegen regte sich anfangs vor allem in Friolzheim Widerstand, da negative Auswirkungen auf den Verkehr der L 1180 befürchtet wurde.

Seither kommen die Beteiligten auf Initiative der Kommunen immer wieder zu Gesprächen zusammen, konkrete und vor allem dauerhafte Lösungsansätze gab es bislang aber nicht. „Nun hieß es, dass an umfassenden Lösungen gearbeitet wird“, berichtet Jürgen Troll. „Das ist für uns schon mal eine Aussage, dass das Land erkannt hat, dass hier Handlungsbedarf besteht.“ Für Thomas Fritsch aber ist klar, „dass das Problem nicht von heute auf morgen gelöst werden kann“. Was auch immer passiert, es wird lange dauern, bis das Ergebnis wirklich spürbar ist.

„Auf lange Sicht werden nur umfängliche bauliche Veränderungen eine dauerhafte Entlastung und Verbesserung bringen“, fasst Jürgen Skarke, Abteilungspräsident für den Bereich Straßenwesen und Verkehr beim Regierungspräsidium, in einer Pressemitteilung zusammen. Wie diese Veränderungen aussehen werden, lasse sich gegenwärtig aber noch nicht sagen. Am Anfang steht nun eine umfangreiche Umplanung des gesamten Streckenabschnittes. Für den Übergang stellt der Landrat Bastian Rosenau weitere provisorische Zwischenlösungen in Aussicht.

Empörung im Mönsheimer Gemeinderat

Das klingt in der Tat alles noch sehr schwammig, wie auch die Politiker im Mönsheimer Gemeinderat bemängeln. Die entsprechende Pressemitteilung war allerdings vor allem auf Wunsch der Vertreter der Kommunen herausgegangen, damit wenigstens ein erstes Signal gesendet wird. Die Bürgerliste Mönsheim (BLM) ist trotzdem empört. Zum Beispiel steht in der Mitteilung, dass „erste Planungsschritte angegangen werden“. „Die Inhalte der Pressemitteilung haben uns auf die Palme gebracht. Das ist ein unerhörter Vorgang, das geht gar nicht“, kritisiert Hans Kuhnle (BLM). Es gebe viele verkehrliche Knackpunkte, an denen man seit Jahren rummache, und ebenso lange warte man auf Lösungen. „Es kann nicht sein, dass man jetzt erst anfängt, zu planen und zu untersuchen“, sagt Kuhnle. Walter Knapp (Freie Wählergemeinschaft) wundert sich vor allem über das angekündigte Verkehrsgutachten. Es gebe einen Flächennutzungsplan, aus dem man doch erkennen müsse, wie sich der Verkehr entwickelt. „Auf unserer Seite, im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe, passiert gar nix“, schimpft er, während „auf der anderen Seite“, im Bereich des Regierungspräsidiums Stuttgart, schon viel getan worden sei, um den Verkehr in den Griff zu bekommen.

Bürgermeister Thomas Fritsch versucht, zu beschwichtigen. Er habe vergangenes Jahr noch nicht den Eindruck gehabt, dass die Behörden den Ernst der Lage erkannt haben. Das sei jetzt beim Landratsamt anders. Die Ergebnisse der erwähnten Verkehrsuntersuchung sollen bis Ostern vorliegen. Dann soll auch eine Informationsveranstaltung für die Räte der drei betroffenen Gemeinden Mönsheim, Heimsheim und Friolzheim stattfinden. Das Landratsamt bekommt vom Bürgermeister nun die Mitteilung, dass dessen Stellungnahme im Gemeinderat „zähneknirschend zur Kenntnis genommen worden sei“.