Die Landkreise Böblingen und Esslingen wollen ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen.

Leonberg - Die Biotonne hat die Landkreise Böblingen und Esslingen zu Partnern gemacht. Sie arbeiten seit rund 23 Jahren bei der Verwertung von Bioabfällen zusammen. Der Landkreis Böblingen ist mit 20 Prozent an dem Kompostwerk Kirchheim im Landkreis Esslingen beteiligt. Derzeit lassen die beiden Landkreise prüfen, ob diese Partnerschaft in Zukunft vertieft werden kann.

 

Das hängt mit der unterschiedlichen Behandlung der Bioabfälle in den beiden Landkreisen zusammen. Der Inhalt der Biotonnen im Kreis Böblingen wird nach Leonberg gekarrt. Hier wird er in eine Vergärungsanlage verfrachtet, bei der die Bioabfälle ähnlich der Bierherstellung – die Anlage hat seinerzeit auch ein großer belgischer Hersteller von Zubehör für Bierbrauereien gebaut – zum Gären gebracht werden. Das Biogas wird abgefangen. Damit werden Verbrennungsmotoren gespeist, die Stromaggregate antreiben. Die Vergärungsanlage in Leonberg erzeugt pro Jahr rund 7500 Megawattstunden Strom und deckt damit den Stromverbrauch von rund 6500 Personen. Was bei der Vergärung übrig bleibt, wird mit Abwärme der Stromaggregate getrocknet und im Kompostwerk Kirchheim weiterverarbeitet.

Kommt Esslinger Biomüll nach Leonberg?

Geprüft wird nun, ob Bioabfälle aus dem Landkreis Esslingen auf dem Gelände der Vergärungsanlage in Leonberg behandelt werden können, bevor die Reste dann gemeinsam mit den örtlichen Gärresten im Kompostwerk in Kirchheim weiterverarbeitet werden. Dafür müsste in Leonberg die Anlage erweitert werden. Die Erwartung ist, dass die Energieausbeute aus dem Biomüll optimiert werden kann.

Dieses Vorhaben hat allerdings Auswirkungen sowohl auf den Betrieb der Anlage in Leonberg als auch der in Kirchheim. „Untersucht wird nun, wie die Vergärungsanlage in Leonberg dafür in Zukunft aufgestellt sein müsste und welche Auswirkungen dies auf das Kompostwerk in Kirchheim hat“, erläutert Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamtes Böblingen.

Die beiden Landräte Roland Bernhard (Böblingen) und Heinz Eininger (Esslingen) sind sich aber sicher, dass in einer Vertiefung der interkommunalen Zusammenarbeit großes Potenzial stecke. „Es sind weitere Synergieeffekte erreichbar, mit denen die Bioabfallbehandlung beider Kreise ökologisch zukunftsfähig entwickelt werden kann“, ist sich der Böblinger Kreischef sicher . Mit ersten Ergebnissen der beauftragten Untersuchung rechnen die Verantwortlichen bis Ende dieses Jahres. Im Landkreis Böblingen fallen pro Jahr rund 34 000 Tonnen Bioabfälle an, im Kreis Esslingen sind es rund 37 500 Tonnen, die bisher komplett im Kompostwerk verarbeitet werden. Im Kompostwerk in Kirchheim werden pro Jahr rund 16 500 Tonnen hochwertiger Kompost produziert.

Kompost für den eigenen Garten

Kleinere Mengen Kompost werden bisher auch auf dem Gelände der Leonberger Vergärungsanlage hergestellt. Verarbeitet wird hier, was über das 20 Prozent-Kontingent hinausgeht, mit dem der Landkreis am Kirchheimer Werk beteiligt ist.

Dieser lose Kompost ist für zwei Euro je 200 Liter an der ehemaligen Kreismülldeponie Böblingen im Musberger Sträßle, auf dem Wertstoffzentrum in Herrenberg-Kayh in der Gipswerkstraße und in Malms-heim bei der ehemaligen Erddeponie an der Kreisstraße erhältlich. In Leonberg dagegen lässt sich dafür kein Platz finden.