Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spricht sich dafür aus, die kommende Karnevalssaison ganz abzusagen. So weit wollten die meisten Fasnetvereine im Altkreis nicht gehen. Ob und wie der Leonberger Pferdemarkt stattfindet, wird erst im Herbst entschieden.

Altkreis - Mehr als 40 000 Zuschauer sind im Februar zum großen Fasnetumzug in Weil der Stadt gekommen. Eine ähnliche Zahl erreichte der Pferdemarkt-Dienstag in Leonberg in den vorangegangenen beiden Jahren. Eine Wiederholung 2021 ist angesichts der Corona-Krise mehr als unwahrscheinlich. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich nun dafür ausgesprochen, die kommende Karnevalssaison ausfallen zu lassen. Unter Corona-Bedingungen könne er sich Karnevalsveranstaltungen nicht vorstellen. Wie kommt das bei den Fasnachtern im Altkreis Leonberg an?

 

Weiler Fasnet soll stattfinden

„Wir lassen uns die Fasnet nicht nehmen“, sagt Michael Borger, der Vorstand der Narrenzunft AHA Weil der Stadt, mit Nachdruck. Man plane derzeit alle Umzüge und Fahrten wie gewohnt. „Es wird eine Fasneteröffnung am 11.11. geben und eine Fasnetverbrennung. Was dazwischen passiert, das können wir im Dezember noch entscheiden“, sagt Borger. Denn noch immer ist unklar, wie die Landesverordnung bezüglich großer und kleiner Veranstaltungen ab November aussehen wird. Noch bis einschließlich 31. Oktober sind Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern untersagt. „Wir wollen niemanden in Gefahr bringen“, sagt der AHA-Vorstand. Deshalb plane man alles in Absprache mit der Stadtverwaltung. „Aber die Fasnet darf nicht ausfallen!“ So wie etwa zuletzt 1991 während des Golfkriegs, an dem deutsche Soldaten indirekt beteiligt waren. „Damals wurde politischer Druck aufgebaut, dass wir hier nicht fröhlich feiern können, wenn da unten Menschen sterben“, erinnert sich Michael Borger.

Schlüsselgesellschaft feiert intern

„Wir raten immer zur Vorsicht. Aber wir können den Vereinen nichts vorschreiben“, sagt Jürgen Heugel aus Renningen. Dort ist er nicht nur Vorsitzender der Schlüsselgesellschaft, er ist auch Vizepräsident des Landesverbands Württembergischer Karnevalverein. Bereits seit Mai befasse man sich dort intensiv mit dem Thema. „Die Fasnet ist ein jahrhundertealtes Brauchtum. Die Gesundheit geht zwar immer vor. Aber man sollte das Brauchtum trotzdem ein wenig pflegen“, meint Heugel.

Die Renninger Schlüsselgesellschaft will deshalb vorerst nur intern und im kleinen Kreis feiern, etwa die Auftaktsitzung im November. „Beim Kinderfasching sind wir noch vorsichtig, und ob und wie wir einen Rathaussturm machen können, werden wir mit dem Bürgermeister besprechen“, erklärt Heugel. Das große Ziel sei es, die Prunksitzung auch mit Gästen zu feiern. „Aber uns ist schon klar, dass wir keine 300 Gäste in die Stegwiesenhalle bekommen“, sagt der Chef der Schlüsselgesellschaft. Alle Fasnetvereine müssten ihre Termine zwingend in enger Abstimmung mit dem Ordnungsamt planen.

Gesellschaft Engelberg sagt ab

Der 1. Karnevalverein Leonberg Gesellschaft Engelberg hat derweil seine großen Veranstaltungen abgesagt. 2021 wird es weder Ordensfest noch Maskenabstauben oder Narrengottesdienst geben. „Das haben wir schon vorher von uns aus abgesagt“, berichtet die Präsidentin, Monika Raffler. „Wir wissen einfach nicht, was bis dahin passiert. Mir ist diese Verantwortung einfach zu groß.“ Auch organisatorisch seien die Corona-Auflagen für Veranstaltungen schwer zu stemmen, etwa bei der Registrierung der Teilnehmer.

Leonberg entscheidet im Herbst

Ob auch das Guggenmusiktreffen sowie der Rathaussturm abgesagt werden, steht noch nicht fest. Beide Veranstaltungen werden zwar vom Karnevalverein mitorganisiert, sind aber Programmteil des Leonberger Pferdemarkts. Ebenso wie der Festumzug am Dienstag, der Rummel, die Pferdeprämierungen oder auch die Altstadtkeller.

Ob und in welchem Umfang der Pferdemarkt im nächsten Jahr stattfindet, ist noch nicht entschieden. „Normalerweise würden wir im September mit den Vorbereitungen des Pferdemarkts beginnen“, sagt Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. Jetzt müsse man erst einmal abwarten, auf welche Regelungen in Bezug auf Großveranstaltungen sich auf Bundes- und Landesebene verständigt werde. „Erst wenn klar ist, was mit wie vielen Teilnehmenden möglich ist, können wir gemeinsam mit dem Gemeinderat entscheiden“, sagt Cohn.

Draußen oder drinnen feiern?

Ob ein Umzug oder eine Veranstaltung drinnen in Corona-Zeiten die bessere Lösung ist, daran scheiden sich tatsächlich die Geister. Zwar sind Veranstaltungen an der frischen Luft grundsätzlich besser. „Aber wie kann der Veranstalter hier das Problem des Abstandhaltens oder der Hygiene händeln?“, fragt sich Jürgen Heugel von der Schlüsselgesellschaft. „Ich habe da auch meine Bedenken. Umzüge sind feucht-fröhliche Veranstaltungen“, meint Monika Raffler. Da werde der Abstand schnell einmal vergessen.