Kurz nach dem Unwetter ist es in Weissach ruhig, nur kleine Schäden werden behoben.

Weissach - Es ist die Ruhe nach dem Sturm: Bereits am späten Donnerstagvormittag erinnert nach außen hin kaum noch etwas an das schwere Unwetter vom Vortag. Die Sonne scheint, die Straßen sind freigeräumt, der Strudelbach verhält sich ruhig. Nur ein bisschen Schmutz auf den Gehwegen, einzelne Baufahrzeuge, die die Kanäle vollends freiräumen, und Handtücher auf dem Boden mancher Geschäfte zeugen noch von den heftigen Regen- und Hagelschauern, die die Gemeinde Weissach und besonders den Ortsteil Flacht am Mittwoch heimgesucht haben.

 

Das letzte Unwetter war 2007

Bei der Weissacher Feuerwehr blieb der Donnerstag entsprechend ruhig. Gegen 8.30 Uhr mussten die Einsatzkräfte noch einmal ausrücken. An einem Mehrfamilienhaus am Hang hatte sich im Lichtschacht des Kellers unter den Gittern haufenweise Hagel gesammelt, der über Nacht nicht geschmolzen war und nun drohte, die Fenster einzudrücken, berichtet der Feuerwehrkommandant Holger Marquardt. Weitere Notrufe blieben aus. Nach dem Mittwoch hatte die Feuerwehr die Verschnaufpause aber auch dringend nötig. Bis die letzten Arbeiten beendet waren, war es weit nach 21 Uhr.

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Auf dem Flachter Schulhof und vor der Villa Kunterbunt lag am Donnerstag Hagel. Foto: Otto/LKZ
Das letzte große Unwetter in dieser Heftigkeit ist vor mehr als zehn Jahren über Weissach hinweggefegt. Die Schadensfälle, erinnert sich Marquardt, waren damals aber deutlich schlimmer. „Viele haben daraus gelernt und Vorkehrungen getroffen.“ Hans Böhmler von der Metzgerei Böhmler in Weissach kann das nur bestätigen: „Ich bin hier schon zweimal komplett abgesoffen, in den Achtzigern einmal und dann 2007“, erzählt er. In der Folge ließ er unter anderem Kellerschächte abdichten, die Lichtkanäle erhöhen und an der Eingangstür zur Metzgerei einen Hochwasserschutz einbauen. „Das Gebäude war am Mittwoch wie eine Insel, überall herum war Wasser. Ohne diese Vorkehrungen wäre das ganze Haus voll gewesen.“ So aber hatte er „nur“ etwa 20 Zentimeter hoch das Wasser im Keller stehen. Kein Vergleich zu den Schadenssummen von vor knapp 15 Jahren, die sogar in den sechsstelligen Bereich gingen.

Viele sind glimpflich davongekommen

Eher glimpflich davongekommen sind auch die Bäckerei Clement in Weissach und Flacht sowie die Flachter Sparkassenfiliale. „Wir hatten Glück“, heißt es aus der Bäckerei. In Weissach sei ein bisschen Wasser in den Keller eingedrungen, in Flacht, wo es besonders schlimm gehagelt hatte, kam etwas Wasser in die Filiale, aber nicht viel. „Der viele Hagel hat vor der Tür wie ein Damm gewirkt, der das meiste Wasser abgehalten hat.“ Auch Rolf Bentel, dessen Bentelmühle in Flacht direkt am Strudelbach liegt, hatte Glück: „Wir hatten Gott sei Dank kein Hochwasser im Laden“, erzählt er am Donnerstagmittag. Am Bach auf Höhe der Mühle seien vor Jahren Steinmauern gebaut worden. „Die haben uns gerettet.“ Beobachten konnte er aber, wie unweit der Mühle ein Auto in den Wassermassen feststeckte.

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In der Sparkassenfiliale zeigen die Handtücher auf dem Teppichboden, dass das Wasser auch vor diesem Gebäude nicht Halt gemacht hat. „Die Schiebetür war aber zu, daher ist der Schaden sehr überschaubar“, berichtet der Filialcenter-Verbandsleiter Marcel Kuß. Im hinteren Hauseingang und durch den Lüftungsschaft sei etwas mehr hereingeflossen, „aber das Wasser stand nicht, da sind wir also noch gut weggekommen“.

Bauhof wurde geflutet

Auch in der nahe gelegenen Volksbank-Filiale wurde es nass: „Auch bei uns ist Wasser eingedrungen und hat den Keller geflutet“, berichtet Rainer Burkhart aus der Unternehmenskommunikation. Die Feuerwehr habe das Wasser abgepumpt, welcher Schaden genau entstanden ist, kann Burkhart noch nicht sagen. Er macht aber auch auf die Situation anderer aufmerksam: „Wir sind nicht die einzigen, die betroffen sind.“

Gemeindeeigene Gebäude, so berichtet es Bauamtsleiterin Katharina Baumann, seien besonders in Flacht betroffen. Hier ist Wasser in die Sporthalle eingedrungen. Auch der Bauhof wurde geflutet – weil dieser tiefer als die Straße liegt, sei das Regenwasser hier von oben in die Räumlichkeiten gelaufen. Schäden an der Kanalisation habe es keine gegeben, und auch die Baustellen in der Berg- und Brunnenstraße wurden weitestgehend verschont.

Risse im Asphalt werden repariert

„In Weissach hat es den Asphalt gehoben“, erklärt Baumann noch. „In der Hindenburgstraße wurde die Deckschicht unterspült.“ Der Teer hat dort nun auf rund zwei Quadratmetern Fläche Risse. Am Donnerstag haben die Mitarbeiter des Bauamts eine erneute, ausführliche Runde durch die Gemeinde gemacht, um eventuelle Gefahrenstellen wie den Schaden im Asphalt oder ausgehebelte Gullydeckel aufzuspüren. Reparaturen wie diese wolle man zügig durchführen. Außerdem starteten am Donnerstag die Reinigungsarbeiten der Straßen und Rinnen, damit dort Wasser schnell wieder ordentlich abfließen kann.

Mit der Zusammenarbeit aller beteiligten Parteien ist Baumann zufrieden: „Wir waren mit Kollegen vom Rathaus, dem Bauhof, dem Wasserwerk und der Kläranlage unterwegs“, berichtet sie. Auch mit der Feuerwehr habe man sich am Mittwoch und Donnerstag auf kurzem Wege abgesprochen. „Jeder hat bei starken Regenfällen seinen Schwerpunkt“, erklärt die Bauamtsleiterin. So hätten die Mitarbeiter des Bauamts sich schnell um die Einlässe des Strudelbachs gekümmert, während die Feuerwehr sich etwa um das Auspumpen der Keller und andere Sturmschäden kümmerte.