Selten haben sich die Erwartungen und Hoffnungen für das neue Jahr so zentral um ein Thema gedreht.

Altkreis - Normalerweise steht an dieser Stelle ein Gruppenbild der Mitarbeiter des Zeitungsverlags Leonberg. Aber was ist derzeit schon normal? Gruppenbild geht nicht. Also haben wir uns dazu entschieden, die Redakteurinnen und Redakteure der Leonberger Kreiszeitung, der Strohgäu-Zeitung und des Wochenblattes diesmal in kleinen Einzelporträts zu zeigen. Und mit ihnen ihre ganz persönlichen Wünsche für das Jahr 2021.

 

Alle aber eint auch der Gedanke an Sie, liebe Leserinnen und Leser: Kommen Sie gut in das neue Jahr und vor allen Dingen – bleiben Sie gesund!

Anteilnahme und Nähe geben Kraft

Thomas Slotwinski: Das Jahr 2020 hat irritiert, aber auch Orientierung gegeben. In schwierigen Zeiten kristallisiert sich heraus, wer ein wirklicher Freund ist und was wirklich wichtig ist. Das Wissen um Nähe und Anteilnahme hilft in diesen nicht einfachen Stunden und gibt Kraft und Zuversicht.

Thomas Slotwinski Foto: Jürgen Bach

Im neuen Jahr hoffe ich, dass ich meinen geliebten Leonberger Marktplatz nicht nur im Vorübergehen, sondern auch wieder sitzenderweise bei einem Glas erleben kann. Aber das ist nur ein ganz kleiner Wunsch. Und ein Versprechen mag ich abgeben: Unsere Zeitung wird auch 2021 Ihre gute Begleiterin sein.

Versuch, in meinen Schuhen zu laufen

Ulrike Otto: Das alte Jahr hat uns allen einiges abverlangt. Das, was ich mir für das neue Jahr wünsche, ist nicht einfach, aber es kann am Ende einen großen Unterschied machen. Ich wünsche mir, dass sich jeder von uns viel öfter in die Lage des Gegenübers hineinzusetzen versucht. Die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Zu oft gilt die eigene Meinung, die eigene Erfahrung als absolut. Nur diese eine Position ist die richtige. Und nur die eine Lösung, die für mich passt, ist gut. Auf dieser Grundlage laufen heutzutage Diskussionen ab – in Corona-Zeiten wurde daraus ein regelrechtes Anschreien, ein reines Verkünden der eigenen Absolutismen. Im Englischen gibt es die schöne Redewendung „try walking in my shoes“ – versuche, in meinen Schuhe zu laufen.

Ulrike Otto Foto: Jürgen Bach

Den Blickwinkel zu verändern, die Möglichkeiten und Beschränkungen des anderen zu sehen und verstehen – all das sorgt für mehr gegenseitiges Verständnis, für Respekt und Anerkennung anderer Lebensumstände und Entscheidungen. Und am Ende können daraus wieder Debatten entstehen, die diesen Namen verdienen.

Bitte weiterhin genauer hinschauen

Stefanie Köhler: Ja, er ist wichtig und er senkt das Risiko, dass man die Coronaviren ungefiltert in die Welt verteilt – aber schön ist es nicht, ständig einen Mund-Nasen-Schutz tragen zu müssen. Lächelt das Gegenüber? Schaut es enttäuscht, traurig, grimmig, sauer? Hinter einer Maske bleibt viel vom Gesichtsausdruck, von der Mimik und damit von den Emotionen eines Menschen verborgen. Da muss man sich heute mitunter schon mehr Mühe geben, will man seinen Gesprächspartner deuten – vor allem in Zeiten auch noch von Abstandhalten.

Stefanie Köhler Foto: Jürgen Bach

Wir müssen also genauer hinschauen. Was viele auch tun. Ich wünsche mir, dass dies auch in besseren, in guten Zeiten so bleibt.

Die Perspektive macht Großes kleiner

Nathalie Mainka: Die Pandemie hat den Sport in die eigenen vier Wände gebracht. All die Online-Kurse, Meetings, Mannschaftstrainings oder Team-Besprechungen auf unterschiedlichen Kanälen sind, neben der Bewegung im Freien, mit Sicherheit eine gute Möglichkeit, sich selbst körperlich fit zu halten und, was fast noch mehr wiegt, Kontakte zu halten. Allerdings mit großer Distanz.

Nathalie Maika Foto: Jürgen Bach

Was unbedingt fehlt, ist der persönliche Austausch, das „nach dem Sport zusammen sitzen“, die gemeinsamen Unternehmungen, das Soziale. Vielleicht hilft ja ein Spruch, den ich irgendwo gelesen habe, ein bisschen hinweg: „Einen Schritt zurücktreten und das Jahr in die Perspektive rücken, zeigt, wie klein etwas plötzlich wird, was groß war.“

Lernen, worauf es im Leben wirklich ankommt

Ifigenia Stogios: Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass alltägliche Dinge wie ein Treffen mit Freunden oder Verwandten nicht mehr locker und sorglos – so wie früher – funktionieren können? Dieses Jahr hat mich gelehrt, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Mir ist bewusst geworden, dass sich von heute auf morgen alles ändern kann. Daher versuche ich aus allem das Beste zu machen, auch wenn das nicht immer so einfach ist.

Ifigenia Stogios Foto: Jürgen Bach

Die Kontaktbeschränkungen und die Isolation bringen Stille mit sich und regen zum Nachdenken an. Nicht jeder kommt mit dem Alleinsein zurecht, doch Zeit mit sich selbst zu verbringen, hat auch viele Vorteile. Man lernt sich noch einmal kennen, merkt, worauf es im Leben ankommt und was wirklich zählt. Ich wünsche mir, dass Menschen dankbarer und besser darin werden, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.

Das direkte Gespräch nicht unterschätzen

Franziska Kleiner: Das direkte Gespräch ist sicher nicht alles. Aber ohne diesen Austausch ist sehr vieles im Alltag nur sehr wenig: wo bleiben Körpersprache und Mimik in Telefongesprächen und Videokonferenzen? Die Kommunikation wird entmenschlicht, reduziert auf das technisch Machbare.

Franziska Kleiner Foto: Jürgen Bach

Ich wünsche mir deshalb im neuen Jahr so viele direkte Gespräche wie möglich und lebhafte Diskussionen – immer mit der Bereitschaft, dem anderen zuzuhören.