Wohin mit den Ankömmlingen aus der Ukraine? Im Altkreis Leonberg ist die Hilfsbereitschaft sehr groß. In den Rathäusern liegen Angebote für Unterkünfte vor.

Immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine kommen in den Altkreis. Derzeit finden sie vor allem privat Wohnraum, aber auch in kommunalen Unterkünften. Zuweisungen vom Land an die Kreise und von dort an die Kommunen gibt es bisher nicht. Was sich bald ändern könnte. „Wir erwarten, dass dies nächste Woche starten wird“, sagt die Sprecherin des Böblinger Landratsamts, Simone Hotz. Mittlerweile würden nahezu alle Kommunen Geflüchtete melden. „Die Kommunen nehmen soweit möglich direkt auf.“ Im Landkreis seien 73 Kinder und ihre vier Betreuerinnen untergebracht worden. Der Kreis vermittelt angebotene Wohnungen an die Kommunen und stockt parallel seine Unterbringungsplätze ebenfalls auf. „Es gibt viele Angebote aus dem privaten Raum, sodass wir aktuell nicht von ‚knappem Wohnraum’ sprechen können.“

 

Drei Monate keine Meldepflicht

Ähnlich sieht es im Kreis Ludwigsburg aus. Seitdem die Flüchtlingszugangszahlen im vorigen Herbst „deutlich angestiegen“ seien, arbeite man „mit Hochdruck“ daran, die Kapazitäten in der vorläufigen Unterbringung deutlich aufzustocken, sagt der Sprecher Andreas Fritz. Die Zahl der Geflüchteten im Kreis kenne man nicht. Wer bei Freunden oder Verwandten unterkommt, für den bestehe „zumindest für die ersten drei Monate keine Meldepflicht“. Bisher seien rund 100 Anträge auf Leistungen eingegangen.

Die Kommunen rufen ihrerseits dazu auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Sie müssen mit der Tatsache umgehen, dass zum Teil bereits mehrere Hundert Personen mit Wohnberechtigungsschein auf der Warteliste stehen. Mit dem Wohnberechtigungsschein haben Menschen Zugang zu einer im Verhältnis günstigeren Sozialwohnung. „Wir haben Rückmeldungen auf unsere Wohnungs- und Zimmer-Aufrufe bekommen“, sagt die Bürgermeisterin von Rutesheim, Susanne Widmaier. „Wir nehmen gerne weiterhin Angebote auf.“ Derzeit sind im Rathaus sechs Zimmer, sechs Wohnungen und zwei Häuser angeboten worden.

Kinder sollen schnell in die Schule kommen

„Niemand muss für die benötigte Verpflegung selbst aufkommen“, sagt Widmaier. Die Stadt vermittle zwischen den Menschen, die aus der Ukraine hierherkommen sowie den jeweiligen Eigentümern. „Es ist auch wichtig, dass Kinder schnell in den Kindergarten und die Schule kommen“, sagt der Erste Beigeordnete Martin Killinger. Die Zuteilung laufe zweigleisig: Es gebe eine „riesige private Hilfsbereitschaft“, andererseits werden die Flüchtlinge über das Landratsamt den Kommunen zugeteilt.

Die Rutesheimer Integrationsmanagerin Natascha Bauer ist die Ansprechpartnerin bei allgemeinen Fragen zur Aufnahme von Geflüchteten und nimmt Angebote für Wohnungen und Unterkünfte entgegen.

Mieten hat Vorrang

Im Leonberger Rathaus sind bisher zehn private Wohnungsangebote eingegangen. Der Stadt Gerlingen liegen 52 Unterkunftsanfragen von geflüchteten Menschen aus der Ukraine vor. Wie die Verwaltung erklärt, gingen die Anfragen über private Kanäle ein. Zuweisungen von Geflüchteten über den Landkreis lagen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor. „Die werden aber sicherlich noch kommen“, betont der Amtsleiter für Jugend, Familien und Senioren, Stefan Fritzsche.

Die Ditzinger Rathaussprecherin berichtet von 37 Personen aus der Ukraine, die sich gemeldet hätten. Auf der Seite der Bevölkerung sei die Bereitschaft zu helfen groß, sagt Jennifer Brix: „Wir haben schon mehrere Angebote erhalten, die wir noch prüfen.“ Auch über private Plattformen werde Wohnraum angeboten. „Vorrang hat das Anmieten von Wohnraum“, sagt Brix.

„Bereitschaft teilweise gegeben“

Auch Hemmingen lotet sämtliche Möglichkeiten aus. „Wir nutzen unsere noch bestehenden Kapazitäten, werben weiter um die Anmietung von Räumlichkeiten und werden uns auch mit der Beschaffung von mobilen Wohneinheiten beschäftigen müssen“, sagt der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Die Bereitschaft der Bevölkerung, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, „ist teilweise gegeben“. So habe man einen auf zwei Jahre befristeten Mietvertrag für eine Wohnung abschließen können, bei Familien seien Plätze für meist je zwei Personen angeboten worden. Stand Freitag seien sechs Personen gemeldet und privat untergebracht. Sechs bis acht weitere seien angekündigt – „und dass die private Unterbringung nach einer gewissen Zeit in eine kommunale Unterbringung übergehen soll“.

Aufruf in Korntal-Münchingen

Die Stadt Korntal-Münchingen steht „nahezu täglich mit dem Landratsamt in Verbindung, um die Regelungen in dieser Ausnahmesituation abzustimmen“, informiert die Rathaussprecherin Angela Hammer. Bislang seien etwa 45 Personen erfasst worden.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Stadt einen Aufruf zur Suche nach privatem Wohnraum. „Grundsätzlich ist die Bereitschaft, Hilfe zu leisten, sehr groß, bislang vor allem durch Spenden“, so Hammer. Die Stadt selbst habe noch wenige Kapazitäten in der neuen Unterkunft Kallenberg und einzelne in anderen Unterkünften. „Wie lange das reicht, können wir aktuell nicht sagen.“

Schnelle Lösungen in Renningen

Die Stadt Weil der Stadt leitet Angebote von Bürger, die privaten Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollen, direkt an das Landratsamt weiter. „Denn dort wird alles zentral koordiniert“, heißt es aus dem Rathaus. Einen Wohnraum-Suche-Aufruf hat Renningen schon in der vergangenen Woche auf der städtischen Internetseite gestartet. „Dort gibt es unter dem Stichwort Ukrainehilfe ein Formular, wo die Bürger ihr Angebot digital übermitteln können“, sagt Alicia Paulus, die bei der Stadt für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Etwa 20 Angebote seien schon eingegangen. „Die Hilfsbereitschaft ist groß, und auf diese Weise wollen wir im ersten Schritt schnell und unbürokratisch eine Lösung anbieten, doch auf Dauer werden wir vermutlich nicht mehr als Vermittler auftreten können, dann muss das zentral vom Landratsamt gesteuert werden“, sagt Paulus.