Der neue Kunstrasenplatz des TSV hat sich bewährt. Sein Spendenziel hat der Verein sogar übertroffen. Doch wie geht es weiter in Sachen Mikroplastik?

Heimsheim - Das Projekt hatte es in sich: Mehr als eine halbe Million Euro hat der neue Kunstrasen des TSV Heimsheim gekostet. Seit September 2018 ist der Platz nun in Benutzung – und hat sich bewährt. Rolf Vetter, der Vorsitzende des Vereins, zeigt sich jedenfalls mehr als zufrieden. „Der Bau des Kunstrasens hat sich auf alle Fälle gelohnt, kein Spiel fiel dem schlechten Wetter zum Opfer. Die gegnerischen Mannschaften sind sogar voll des Lobes.“

 

Sein Spendenziel hat der Verein nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen. Für jede einzelne Parzelle des Rasens hat sich ein Sponsor gefunden. Was die Freude ein wenig trübt, ist die Überlegung der EU, Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen zu verbieten, da es bei Regen ins Grundwasser geraten kann. Auch auf dem Heimsheimer Platz kommt das Granulat zum Einsatz. Da in dieser Sache aber alles noch sehr offen und unkonkret ist, wolle man erst einmal in Ruhe abwarten, sagt Vetter.

„Es hat sich komplett gelohnt“

Dank dem neuen Kunstrasen besitzt der TSV ein verbessertes Entwässerungssystem, weshalb weniger Spiele ausfallen müssen. Der neue Spieluntergrund braucht insgesamt weniger Pflege und ist deutlich robuster als ein klassischer Naturrasen. Nicht nur die Entscheidung für das Projekt selbst ist in Vetters Augen daher die absolut richtige gewesen. Auch auf dem Weg dorthin sei alles richtiggemacht worden: Von der Auswahl des Unternehmens Gartenmoser bis zum Sponsoring-Konzept sei alles perfekt aufgegangen. „Letztlich hat es sich komplett gelohnt.“ Anders als bei vielen anderen Heimsheimer Projekten war der Kunstrasen am Ende sogar etwas günstiger als geplant – wenn auch nur um 5000 Euro.

Bleiben immerhin noch rund 550 000 Euro. Viel Geld für einen kleinen Sportverein. Das meiste davon musste der TSV aber nicht selbst bezahlen. Einen großen Teil übernahm die Stadt (330 000 Euro), einen weiteren Zuschuss gab der Württembergische Landessportbund (85 000 Euro). Außerdem gab es von der Stadt zusätzlich noch einen Vorschuss auf die nächsten 15 Jahre Kunstrasenpflege. Das heißt: Das Geld, das die Stadt jährlich in die Pflege gesteckt hätte, gab es im Voraus auf einen Schlag. Der Verein muss sich um die Pflege dafür selber kümmern. „Für uns ist das aber keine zusätzliche finanzielle Belastung, sondern ein Bonus“, erklärt Vetter. Denn die städtischen Zuschüsse zur Pflege von Sportstätten gab es vorher noch nicht, sie wurden erst im Jahr 2018 zusammen mit der neuen Satzung für die Vereinsförderung eingeführt.

Kompletter Ausverkauf

Trotzdem verblieb noch eine beachtliche Summe beim Verein selbst, rund 70 000 Euro. Doch auch dafür fand sich eine Lösung, zumindest für den Löwenanteil. Und zwar verkaufte der Verein Parzellen des Platzes an Sponsoren und Spender. „Wir haben über 1000 Parzellen zum Verkauf angeboten“, berichtet Vetter. Zu Anfang des Jahres waren davon noch ein paar wenige übrig, mittlerweile wurden auch diese intern an den Mann gebracht. „Wir haben einen kompletten Ausverkauf.“ Der Spendenstand beträgt damit satte 60 200 Euro. Allein die verbleibenden rund 10 000 Euro musste der Verein über Kredite finanzieren.

Noch eine gute Nachricht für den TSV in Sachen Fußball: Jüngst hat sich eine zweite aktive Frauenfußballmannschaft gegründet, die nach den Sommerferien den Spielbetrieb aufnimmt, berichtet Rolf Vetter. Weniger schön ist für den Verein die Idee der EU, Mikrogranulate bei Kunstrasenplätzen möglicherweise zu verbieten. Hier baue man aber, falls das Verbot überhaupt komme, auf eine Form von Bestandsschutz und ausreichenden Übergangszeiten für bereits gebaute Plätze, sagt der TSV-Vorsitzende. „So einfach kann es sich die Politik nicht machen, erst einen Sportplatz genehmigen und dann plötzlich sagen: Das geht jetzt nicht mehr.“