Die Stadt Rutesheim richtet einen gesonderten Bereich für ungeborene Kinder auf ihrem Friedhof ein.

Rutesheim - Einen Ort des Trauerns für Eltern von Sternenkindern will die Stadt Rutesheim in ihrem Friedhof einrichten. Vor einiger Zeit habe die Verwaltung die Bitte erreicht, die Bestattung von „Sternenkindern“ möglich zu machen, informierte die Bürgermeisterin Susanne Widmaier jetzt den zuständigen Verwaltungsausschuss des Gemeinderates.

 

Sternenkinder sind Ungeborene, die in der Schwangerschaft schon früh verstorben sind. Sternenkinder sind Kinder, die keinen Eintrag als Person im behördlichen Geburts- und Sterberegister bekommen. Während Kinder, die das Licht der Welt erblickt haben und dann verstorben sind, oder solche, die tot geboren werden, bestattet werden müssen, gilt für Fehlgeburten und ungeborene Kinder (Sternenkinder), dass sie bestattet werden können. „Für Eltern von Sternenkindern ist es aus unserer Sicht wichtig, einen Ort zum Trauern zu bekommen“, argumentiert Susanne Widmaier.

Deshalb schlage die Verwaltung vor, auf dem Friedhof in Rutesheim, in dem parkähnlichen Bereich in der Nähe des Eingangs, ein geeignetes Feld für diese Familien anzubieten. Das würde das vielseitige Bestattungsangebot in der Stadt in guter Weise ergänzen.

Seit vielen Jahren verlangt die Stadt keine Gebühren für alle Kindergräber und alles, was damit zusammen hängt, wie etwa die Benutzung der Aussegnungshalle, die Beisetzung und ähnliches. Das geschehe ganz bewusst im Hinblick auf das immense Leid der Angehörigen von verstorbenen Kindern.

Rutesheim will sich am Beispiel von Hemmingen orientieren, das auf seinem Friedhof bereits einen Bereich für Sternenkinder anbietet. Auch auf dem Renninger Friedhof gibt es eigene Plätze für Sternenkinder. In der Friedhofssatzung definiert Hemmingen unter anderem: „Für nicht bestattungspflichtige Föten wird der Sternengarten vorgehalten. Ein Verfügungs- oder Nutzungsrecht an diesen Grabstätten kann nicht erworben werden. Im Sternengarten können Gegenstände und Zeichen des Erinnerns und Gedenkens an der Grabstätte abgelegt werden. Diese können vom Friedhofsamtentfernt und entsorgt werden, wenn sie beispielsweise verwelkt, defekt oder mit der Würde des Ortes unvereinbar sind.“

Aus dem Wunsch heraus, ein Sternenkinderfeld anzulegen, sind dazu von Markus Sattler im Rutesheimer Bauamt nun erste Skizzen angefertigt worden. Im Gespräch mit der evangelischen Johanneskirche wurde die Bitte geäußert, auf der möglichen Stele nicht nur den Stern, sondern auch das Kreuz einfließen zu lassen.

Ergänzen soll den Viertelkreis für die Sternenkinder ein weiterer Viertelkreis auf der anderen Seite des Weges, der als Aufenthaltsbereich für die Trauernden genutzt werden könnte. Um in diesen zu gelangen, soll beispielsweise ein Rosentunnel angelegt werden.

Erfreut zeigte sich die Bürgermeisterin, dass sich die Gartenbauabteilung im Bauhof spontan dazu bereit erklärt hat, beide Bereiche ganzjährig zu pflegen. Die Kosten für das Anlegen beider Felder werden auf etwa 30 000 Euro geschätzt.

Bei allen Fraktionen stößt der Vorschlag auf Zustimmung. Die beiden Gabl-Stadträtinnen Monika Friedrich und Claudia Berner, die mit dieser Problematik auch in ihrer Tätigkeit beim ambulanten Hospizdienst für Kinder und Jugendliche Leonberg sowie beim Hospizverein Leonberg konfrontiert werden, begrüßten das Vorhaben insbesondere. „Es ist gut, dass die Eltern dafür nicht mehr zum zentralen Gedenkort nach Böblingen müssen“, sagte Monika Friedrich, die auch weiß, dass es inzwischen zahlreiche Selbsthilfegruppen gibt, in denen die Eltern Unterstützung erfahren. „Es ist eine besondere Art der Trauer, die geschützt werden sollte“, meinte Claudia Berner. Sie griff damit den Vorschlag des SPD-Gemeinderats Tommy Scheeff auf, den Bereich für die Sternenkinder optisch so abzuschirmen, dass sich Trauernde hier nicht beobachtet fühlen.

Der Verwaltungsausschuss hat das Vorhaben einstimmig gebilligt. Die Stadträte wollen sich aber auch selbst vor Ort ein Bild machen, um dann zu entscheiden, wie für den Bereich die nötige Würde und Intimität hergestellt werden kann.