Der Pferdemarkt in der Stadt unterm Engelberg findet, entgegen zunächst anderer Aussagen vom Kulturamt, in bewährter Form statt – vom 10. bis 14. Februar 2023.

Der Leonberger Pferdemarkt gehört zu den großen Volksfesten in der Region. Zweimal in Folge - im Jahr 2021 und 2022 - ist er wegen der Pandemie ausgefallen. Die 330. Auflage soll nun im nächsten Jahr stattfinden. Was erwartet die Besucher vom 10. bis 14. Februar 2023 beim ersten Pferdemarkt nach Corona?

 

Die Zwangspause wollte Jonas Pirzer intensiv nutzen, um die Traditionsveranstaltung gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger sowie mit den Beteiligten des Pferdemarktes weiter zu entwickeln. Pirzer selbst ist seit April 2020 der Leiter des Leonberger Kultur- und Sportamtes. Das bunte Treiben in der Stadt unterm Engelberg, immer am zweiten Dienstag im Februar, kennt er bislang nur von einem kurzen Besuch noch vor seinem Amtsantritt im Leonberger Rathaus. Umso gespannter war er auf die Ergebnisse, die sowohl in einem Ideenwettbewerb als auch in einem Workshop im März 2021 mit zahlreichen Pferdemarkt-Akteuren - unter anderem aus Stadtverwaltung, Vereinen, Schulen und Politik – erarbeitet wurden.

Das Thema Altstadt-Belebung soll aufgegriffen werden

Einige Erkenntnisse hätten bereits Einfluss auf die Arbeit des Amts für Kultur und Sport genommen. „Wir haben das Marketing deutlich verbessert und zeitgemäß gestaltet“, sagt Pirzer, verweist auf die neue Website des Pferdemarktes (www.leonberger-pferdemarkt.de), die stetig mit neuen Inhalten gefüllt werden soll. Die Jugenddisco wurde auf Freitag verlegt, um sie für Jugendliche attraktiver zu machen. Für junge Erwachsene sei ein weiteres Angebot in Planung. Auch das Thema Altstadt-Belebung solle aufgegriffen werden. Doch letztendlich hat der Leiter des Kultur- und Sportamtes auch gemerkt, dass man eine 300 Jahre alte Tradition nicht einfach auf links drehen kann. „Der Pferdemarkt findet 2023 in bewährter Form statt, und wir schauen, an welchen Stellschrauben wir noch drehen können.“ Seit Oktober laufen die Planungen auf Hochtouren. Die Stadtverwaltung sei derzeit mit den internen und externen beteiligten Gruppen im Gespräch. Die Anmeldung für den Festumzug wird ab dem 1. Dezember über die Pferdemarkt-Webseite möglich sein.

Auftakt ist das Therapeutische Reiten

So fällt der Startschuss in gewohnter Weise am Freitag, 10. Februar, im Reiterzentrum Tilgshäusle mit dem Seminar für Therapeutisches Reiten, am Montag folgt das traditionelle Seminar für Reitlehrer. Auf dem Programm stehen zudem ein Demonstrationstraining aller Leonberger Tischtennis-Vereine, der Rathaus-Sturm, der Vergnügungspark, ein Krämermarkt und der traditionelle Höhepunkt – der Umzug am Pferdemarktdienstag durch die Stadt. Feucht-fröhliches Beisammensein ist wieder in den legendären Pferdemarktkellern angesagt. „Wir fragen gerade an, wer im nächsten Jahr wieder die Keller öffnen möchte“, sagt Katharina Mikait, die Veranstaltungsmanagerin beim städtischen Amt für Kultur und Sport. Da werde sich zeigen, wer diese Aufgabe personell und bei gestiegenen Energiekosten auch finanziell stemmen könne.

In der Stadthalle sind im Zeitraum des Pferdemarktes zwei Veranstaltungen geplant. Am 10. Februar spielen Guildo Horn & Die Orthopädischen Strümpfe – was im Jahr 2022 verschoben wurde. Am 12. Februar tritt Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle auf.

Mit von der Partie bei dem Workshop im März 2021 war auch Gerhard Ziegler. Der Leonberger Pferdemarkt ist untrennbar mit dem Namen Ziegler verbunden. Schon der Vater des heute 70-Jährigen hatte die Traditionsveranstaltung in seiner heutigen Form entscheidend mitentwickelt. Aus dem früheren Rossmarkt ist heute ein Volksfest geworden. Als der Vater 1970 plötzlich starb, war Gerhard Ziegler gerade mal 18 Jahre jung und trat in dessen Fußstapfen. Seitdem ist er Moderator der Prämierungen, bei den Fachseminaren und bei Schauveranstaltungen. Der Ehrenpräsident des Pferdesportverbandes Baden-Württemberg – in diesem Gremium war er 15 Jahre lang der Präsident – knüpft zudem die Kontakte, wenn es um die Auswahl der hochkarätigen Referenten beim Seminar für Reitlehrer sowie bei der Hippologischen Fachtagung geht. Als Finanzkurator bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf (FN) hat er die entsprechenden Netzwerke. Dieses Mal sei es besonders schwer, einen hochkarätigen Spitzensportler für das Seminar für Reitlehrer zu finden – turnusmäßig ist die Dressur an der Reihe. „Sie sind alle extrem zögerlich oder bereits verplant. Wir sind auch spät dran, erst vor ein paar Tagen kam die Info, dass der Pferdemarkt stattfindet“, sagt Ziegler.

Mangelnder Kontakt zu den Beteiligten

Für ihn sei der Workshop eine gute Idee gewesen. „Es wurden viele Ideen gesammelt, leider haben wir hinterher kein Stichwort-Protokoll bekommen und seitdem gab es auch keinen Kontakt“, bedauert Ziegler. Für ihn eine wichtige Erkenntnis: „Wir müssen uns die Frage stellen, wie man die Neubürger für den Pferdemarkt gewinnen und trotzdem die Tradition wahren kann. „Bevor ich etwas verändern kann, muss ich verstehen, was der Pferdemarkt ist“, sagt Jonas Pirzer. Zumindest einmal wird er ihn kennenlernen. Dann verlässt er Leonberg auch schon wieder. In dieser Woche teilte er dem Gemeinderat mit, dass er gekündigt hat.