Niemand im Kreis Böblingen kümmert sich so sehr um Streunerkatzen wie Jutta Szabo.

Weil der Stadt - Bevor das Gespräch mit Jutta Szabo in Weil der Stadt beginnen kann, muss sie schnell noch dafür sorgen, dass eine Katze mit einer vereiterten Bisswunde zum Tierarzt kommt. In der vergangenen Nacht hat die Tierschützerin nicht viel geschlafen, denn sie war im Wald bei Münklingen unterwegs. Der Förster hat sie angerufen, erzählt sie, um eine Katze einzufangen, denn auch dort sind Streunerkatzen, also wild lebende oder verwilderte Hauskatzen, vermehrt unterwegs.

 

„Fangen Sie mal im Dunkeln im Wald eine Katze“, sagt sie und lächelt. Jetzt hat sie sich dafür einen Strahler angeschafft. Früher hat Jutta Szabo bei IBM und Mercedes Benz gearbeitet. Jetzt kümmert sie sich neben ihrer Familie mit großem Zeitaufwand und ehrenamtlich um Katzen. Sie zeigt Fotos von kranken, verletzten, abgemagerten Tieren, denen sie begegnet ist. Auf einem von der Stadt gepachteten Grundstück, das in einer Kleingartenanlage südlich des ehemaligen Wolldeckengeländes in Weil der Stadt liegt, hat Jutta Szabo ein Refugium mit Ruheplätzen für Streunerkatzen eingerichtet.

In zehn Jahren mehr als 500 Katzen gefangen

Mehr als 500 Katzen hat sie in den vergangenen zehn Jahren eingefangen, so ihre Bilanz, davon 200 allein in Weil der Stadt. Einen Kurs zum Sachkundenachweis für Fallenjagd hat sie dazu absolviert. Die Tierschützerin, die in Schafhausen aufgewachsen ist und jetzt in Münklingen wohnt, wird auch in andere Kommunen im Kreis Böblingen, etwa Renningen und Weissach, geholt, um nach verwilderten oder verletzten Katzen zu schauen.

Aufträge bekommt sie auch vom Kreistierheim. „Die Leute rufen mich an, ich bin schon als Katzenfrau bekannt“, sagt sie. Das bestätigt Wolf Eisenmann, der stellvertretende Chef des Böblinger Kreis-Tierheims. „Was Frau Szabo bewegt, ist ungeheuer“, sagt er. Dieses Engagement im Kreis Böblingen sei beispielhaft – und wichtig. Denn allein mit Verordnungen lasse sich das Problem nicht in den Griff bekommen. Was es brauche, sei dieser ehrenamtliche Einsatz.

Kastrieren hilft, Elend vorzubeugen

Neben der Behandlung von akuten Krankheiten sei es das Hauptziel dieser Aktionen, die Katzen kastrieren zu lassen und so dem sich ständig zunehmenden weiteren Katzenelend vorzubeugen. Sie erzählt von einer jungen Katze, die sie an einem Parkplatz in Weil der Stadt gefunden hat. Als sie das fünf Monate alte Tier zum Kastrieren bringen wollte, stellte sie fest, dass es schon Junge hatte.

Jutta Szabo hat Katzenfallen und ein Chip-Lesegerät auf eigene Kosten gekauft. Doch ohne finanzielle Unterstützung könnten sie und ihre Helfer dieses Engagement nicht stemmen. Allein in Weil der Stadt weiß sie von bis zu 50 wild lebenden Katzen, die gefüttert werden. Sie sei sehr dankbar dafür, dass der Landkreis Böblingen jährlich 14 000 Euro für die Kastrationen zur Verfügung stelle. Ganz aktuell gebe es auch eine Zusage vom Tierschutzheim, dass der Tierschutzverein Böblingen die Kosten für die tiermedizinische Behandlung von solchen frei lebenden Katzen übernimmt, die nicht unter die Fundtierregelung fallen oder die nicht vermittelt werden können.

Katzenfruende unterstützen sich gegenseitig

Auch Spendenfutter gebe es vom Tierheim. Dagegen habe sie von der Stadt Weil der Stadt auf ihre Bitte hin nur einmalig 100 Euro bekommen. Eine große Unterstützung sei der Verein Katzenhilfe Stuttgart, mit deren Aktiven sie sich abspreche, wer wo Katzen einfange, sowie der Freundeskreis Katze und Mensch, der seine Mitgliedsbeiträge in die Streunerkatzen investiere. Die Katzenhilfe Stuttgart hat nach eigenen Angaben im Jahr 2019 im Kreis Böblingen 85 Tiere eingefangen.

Um eine wirklich nachhaltige Verbesserung für die herrenlosen Tiere, aber auch für alle Freigänger-Katzen zu bewirken, brauche es in den Kommunen Katzenschutzverordnungen, fordert Jutta Szabo. In rund 800 Städten und Gemeinden bundesweit gebe es die schon, in Baden-Württemberg aktuell aber erst in zwei. Zum 1. Januar kommen drei weitere hinzu, nämlich die kürzlich beschlossenen Katzenschutzverordnungen in Mönsheim und Heimsheim im Enzkreis sowie in Weissach, der ersten Gemeinde im Kreis Böblingen überhaupt. Mit einer solchen Verordnung werden Katzenhalter verpflichtet, ihre Freigänger-Katzen kastrieren und mit einem Chip kennzeichnen sowie in ein Haustierzentralregister eintragen zu lassen. Eine Kastration koste zwischen 80 und 135 Euro plus etwa 23 Euro für das Chippen.

Katzenverordnungen geben Rechtssicherheit

Die Tierschützer würden durch eine Katzenschutzverordnung mehr Rechtssicherheit bekommen, wenn sie frei laufende Katzen einfangen und kastrieren lassen, erklärt sie. „Denn ich muss beim Tierarzt unterschreiben, dass es sich um eine frei lebende Katze handelt“, schildert Jutta Szabo ihr Dilemma. Halter-Katzen ohne Chip seien als solche nicht erkennbar. Im Streitfall könnte sie vom Halter der Sachbeschädigung bezichtigt werden.

Jutta Szabo schlägt weiter vor, dass etwa die kommunalen Bauhöfe mit Chip-Lesegeräten für Katzen ausgestattet werden, damit man leicht vor Ort erkennen könne, ob es sich etwa bei einem verletzten Tier um eine Streunerkatze handele oder das Tier einen Halter habe, der informiert werden kann.