Vor fast drei Jahren haben die Stadtwerke den Betrieb übernommen. Investiert wurde seitdem viel, vor allem hinter den Kulissen.

Leonberg - Zum Zeitpunkt, als man uns das Parkhaus übergeben hat, hätten wir es eigentlich mit Flatterband absperren müssen“, sagt Ulrich Vonderheid. Scherzend fügt er hinzu: „Ich weiß nicht, ob unser Feuerwehrkommandant Wolfgang Zimmermann gerade Urlaub hatte. Aber da gab es nicht einmal mehr einen funktionierenden Feuerlöscher.“

 

Der Erste Bürgermeister von Leonberg hat gerade einen Bericht vorgelegt, der sämtliche Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen samt Kosten für die Tiefgarage unter der Altstadt auflistet, die seit der Übernahme durch die Stadtwerke zum 1. Oktober 2016 erfolgt sind oder kurzfristig noch anstehen.

Blauäugig angegangen?

Doch was Vonderheid da wie nebenbei erzählt, lässt aufhorchen. Denn mit gerade einmal 4300 Euro schlagen die neuen Feuerlöscher zu Buche. Im Vergleich zu anderen Investitionen, etwa einer neuen Brandmeldeanlage im Bereich des Seedammcenters für 31 600 Euro oder gar einer angedachten Videoüberwachung für 160 000 Euro, ein kleiner Preis für ein im Notfall rettendes Hilfsmittel. Dessen Vorhandensein und Funktionstüchtigkeit ist vorgeschrieben.

„Vielleicht sind wir da ein bisschen blauäugig rangegangen“, sagt Vonderheid. Man habe jedoch gleichzeitig das neu gebaute Parkhaus am Bahnhof in Betrieb genommen. Der Pächter Südpark, der die Tiefgarage unter der Altstadt seit der Eröffnung 1986 insgesamt 30 Jahre betrieben hatte, habe mit Ende der Pacht einfach alle Verträge gekündigt. Sowohl die mit den Dauerparkern als auch mit sämtlichen Wartungsfirmen. „Die Dauermieter standen natürlich alle bei uns am 1. Oktober auf der Matte“, erinnert er sich. Zumindest darauf hätte man sich besser vorbereiten können. Was die Mitarbeiter der Stadtwerke dann unter der Erde erwartete, konnten sie ebenfalls erst nach der Übernahme sehen. „Südpark hat uns vorher den Zutritt verweigert“, erklärt Vonderheid.

Wer ist verantwortlich?

„Wer hat da jetzt was verbockt?“, fragt sich da nicht nur Wolfgang Röckle (CDU). Hat die Stadt etwa einen so schlechten Vertrag ausgehandelt? Oder ist sie ihrer Aufsichtspflicht so lange gar nicht oder nur ungenügend nachgekommen? Eine Antwort bleibt der Stadtwerke-Chef schuldig. Als Eigentümer ist die große Kreisstadt grundsätzlich für den Brandschutz in ihren Gebäuden zuständig. In der Regel wird dies über den Pachtvertrag an den Pächter abgetreten. Es gelten dann die Bestimmungen zum Zeitpunkt der Unterzeichnung. Allerdings gehören Parkhäuser zu den Einrichtungen, die in regelmäßigen Abständen – etwa alle fünf Jahre – einer sogenannten Brandschutzverhütungsschau unterzogen werden müssen, an der Brandschutz- und Baurechtsexperten etwa von Seiten der Stadt oder auch des Landkreises teilnehmen und Hinweise geben.

Was wurde getan?

234 000 Euro haben die Stadtwerke Leonberg seit der Übernahme investiert: in Gebäudereinigung, Lüftung, Brandschutz, Gaswarnung Notfallpläne, akustische Anlagen, aber auch in neue Beleuchtung und Glasfaser.

Weitere 126 400 Euro werden in diesem Jahr investiert. Die Brandmeldeanlage wird ausgebaut, neue Löschwasserleitungen installiert, das Parkhausbüro neu ausgestattet. Unter „Anstehende Maßnahmen“ sind weitere Posten ohne Zeitpunkt aufgeführt, die mit insgesamt 2,05 Millionen Euro veranschlagt sind.

Zusammenbruch für 2013 prognostiziert

Darunter allein eine Million für die Betonsanierung. „Das Thema verfolgt mich schon, seit ich bei der Stadt angefangen habe“, sagt der Erste Bürgermeister, der qua Amt Betriebsleiter der Stadtwerke ist. „Ich erinnere mich an eine E-Mail von damals, die prognostizierte, dass uns das Parkhaus 2013 zusammenbricht“, erzählt Vonderheid. Probebohrungen jüngeren Datums hätten gezeigt, dass das winterliche Streusalz, das über Autoreifen eingetragen wird, zwar die Armierung schon in Mitleidenschaft gezogen hätte. „Ich würde mit der Betonsanierung aber gern noch etwas warten. Denn dabei kann man sehr viel Geld begraben“, meint der Bürgermeister.

Ob man jetzt ein Top-Parkhaus habe, diese Frage stellt Ottmar Pfitzenmaier, der SPD-Chef im Gemeinderat. „Am Ende des Tages haben wir ein vernünftiges Parkhaus“, findet Ulrich Vonderheid. Immer wieder wird Kritik laut an der Parkkaverne. Zu dunkel, zu schmutzig, zu tief im Berg. Das von den Stadtwerken eingeführte Parkschein-System ohne Schranken verstehen viele nicht. Und für den schnellen Weg zum Bäcker ist vielen das Parken in der Tiefgarage zu umständlich. Selbst wenn es dank Brötchentaste für 30 Minuten kostenlos ist – wegen der Baustelle auf der B 295 derzeit sogar für zwei Stunden.

Was steht noch an?

Größere Vorhaben in naher Zukunft sind die Video-Überwachung (auch im Parkhaus am Bahnhof) und die Erneuerung aller vier Aufzüge. Ein weiterer großer Posten ist ein Löschwasservorrat im Bereich Seedammcenter. 45 000 Euro sind zudem eingestellt für die Verschönerung der vier Zugänge, weitere 15 000 Euro für die Beschilderung und ein Leitsystem. Denn ortsfremde Besucher beklagen zudem immer wieder, dass sie die Zugänge mit den Aufzügen nicht mehr wiederfinden.

Eines macht dem Ersten Bürgermeister indes Hoffnung: „Das Parkhaus ist besser frequentiert, als man glauben mag“, sagt Ulrich Vonderheid. Eine entsprechende Bilanz will er nach der Sommerpause vorlegen.