Rainer Löffler aus Hemmingen hat den vierten Band seiner Reihe um den Profiler Martin Abel vollendet. Inspiration sucht er nie lange.

Hemmingen ist nicht bekannt dafür, dass es dort viele Verbrechen oder überhaupt viel Kriminalität gibt. Die Gemeinde ist eher beschaulich. So auch am Ortsrand Richtung Ditzingen-Schöckingen, wo die Felder sind und Rainer Löffler wohnt. In seinem Garten grünt und blüht es, spielen Hund und Katze friedlich miteinander, mümmeln Hasen am Heu. Inmitten dieser Idylle entstehen – Thriller, in denen brutale Morde auf der Tagesordnung stehen und die nichts für schwache Nerven sind. Um es gleich vorwegzunehmen: Rainer Löfflers mörderische Schauplätze sind in Köln.

 

Drei Bände hat der Hemminger bereits veröffentlicht, am 26. August erscheint mit „Die Blutliste“ Band Nummer vier (Lübbe-Verlag, Köln, 492 Seiten, 13 Euro). Es ist eine Reihe um den ruppig wirkenden, eigenbrötlerischen Fallanalytiker Martin Abel vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA). Zehn Jahre ist es somit nun her, dass Rainer Löfflers erster Band „Blutsommer“ herauskam. Sein zugleich erstes großes Buch kletterte auf Platz 12 der Spiegel-Bestseller-Liste.

„Der neue Band ist noch blutiger und grausamer“

Wie die Leserinnen und Leser es von Rainer Löffler gewohnt sind, hat es der Profiler Abel in Köln wieder mit übel zugerichteten Leichen zu tun. Los geht es auf einem Friedhof, wo statt einer ermordeten jungen Frau die Leiche eines „entsetzlich entstellten Mannes“ liegt. Es sei Martin Abels persönlichster Fall. „Der neue Band ist noch blutiger und grausamer“, sagt der Schriftsteller, der bei seinen Werken von „grenzwertig“ spricht. Außerdem ist der Täter diesmal aktiv: Sein Verbrechen wird auch beschrieben. Rainer Löffler lacht. Er habe „unheimlich“ viele Ideen, die wolle er alle umsetzen. „Und gute Ideen muss ich eben deutlich schildern.“

Für gewöhnlich sind die Morde schon geschehen, und Martin Abel rekonstruiert, wie sie passiert sind, indem er sich in Opfer wie Täter hineinversetzt, Schmerzen und Tod miterlebt. „Ich will erklären, warum etwas passiert ist“, sagt der 60-jährige Löffler, den menschliche Abgründe faszinieren. Auch Mörder hätten eine Geschichte. Sie müssten ein Motiv haben, das liege in der Vergangenheit und müsse überzeugen. „Mörder werden gemacht, nicht geboren“, sagt Rainer Löffler. Das halte er für wichtig zu verstehen, es entschuldige eine Tat aber freilich nicht. Der Hemminger sagt außerdem: „Jede gute Geschichte muss eine Familiengeschichte sein.“

Wahre Begebenheiten inspirieren ihn

Woher er seine Ideen nimmt? Rainer Löffler liest viele – klar – Thriller. Doch er lässt sich vor allem von wahren Begebenheiten inspirieren. „Die Realität ist schlimmer als alles, was man sich ausdenken kann“, sagt der Vater von drei Kindern. Er denkt dabei an Eltern, die ihre Kinder einsperren, quälen, töten oder an Jugendliche, die an Schulen zu Amokläufern werden. „Das verfolgt dich.“ In Zeiten, in denen er ein Buch schreibt, träumt er es im Schlaf häufig weiter.

Weil Rainer Löffler die Polizeiarbeit möglichst realistisch darstellen will, holt er sich Informationen von Profis: von Ermittlern des Stuttgarter LKA ebenso wie von der Mordkommission und Gerichtsmedizin in Köln, wo er Bekannte hat. „Alle sind hilfsbereit und freuen sich, wenn sich jemand für ihre Arbeit interessiert“, stellt Löffler fest, der sich schon mit Band fünf beschäftigt.

Plötzlich ging alles ganz schnell

Der Hemminger – der nach wie vor hauptberuflich als technischer Kaufmann arbeitet, unter dem Pseudonym Rainer Hanczuk auch Teile der Science-Fiction-Serien Atlan und Perry Rhodan verfasst hat und in den 1980er Jahren für das MAD-Magazin schrieb – sagt, er sei „megaglücklich, dass ich es so weit geschafft habe“. Zumal alle Verlage das „Blutsommer“-Manuskript zunächst abgelehnt hätten. Erst als Löffler Literaturagenturen beauftragte, ging alles ganz schnell. Plötzlich musste er sich zwischen den Verlagen Rowohlt und Bastei Lübbe entscheiden. Er nahm den ersten, mittlerweile ist er beim anderen unter Vertrag.

Sein Ziel sei gewesen, sagt Rainer Löffler, einen „fetten Roman“ zu schreiben. Das war, nachdem er „geflasht“ gewesen sei von „Das Schweigen der Lämmer“. Darin geht es um einen psychopathischen Serienkiller. Nur dass „seine“ Massenmörder in Deutschland heimisch sind, was bis dato eine Marktlücke gewesen sei. Damals habe es im Breuningerland bei Wittwer einen Büchertisch gegeben – „da wollte ich hin“, erinnert sich Rainer Löffler.

Ist ihm gelungen. „Auf einmal hing mein Buch überall, das war surreal.“ Später landeten auch „Blutdämmerung“ und „Der Näher“ in den Top 20 der Spiegel-Bestseller-Listen. Was er nicht will, weiß Rainer Löffler übrigens auch: zum „Massenschreiber“ werden. „Meine Bücher müssen mich überzeugen, und die Leser müssen sie klasse finden.“

Das Buch

Die Blutliste
Lübbe-Verlag, Köln, 492 Seiten, 13 Euro