Der Jugendspielclub zeigt Franz Kafkas Roman „Das Schloss“ als Filmabend im Spitalhof. Leonberg ist das Setting für die eigenwillige Adaption des berühmten Werkes.

Leonberg -

 

Der unvollendete Kafka-Roman „Das Schloss“ bietet immer wieder Stoff für neue Bühnen- und Filmproduktionen. Auch der Jugendspielclub Leonberg widmet sich in einer filmischen Arbeit dem berühmten Werk. Das Ensemble rund um Swantje Willems hat sich dem Text künstlerisch angenähert und präsentiert sein Filmdebüt am Samstag, 16. Oktober, ab 19.30 Uhr im Theater im Spitalhof.

Auch wenn die Pandemie im Kulturbetrieb vieles zum Erliegen gebracht hat, eines hat sie mit Sicherheit bewirkt: das ständige Suchen und Finden neuer Formate. Eine junge Theatergruppe, die nicht proben kann, steht vor großen Herausforderungen. Im digitalen Raum entstand Anfang des Jahres die Idee, das literarische Werk Kafkas so zu bearbeiten, dass ein Film an verschiedenen Orten der Stadt gedreht werden kann. Herausgekommen ist eine halbstündige Deutung des eigenwilligen Textes, der 1922 entstand und posthum erschienen ist.

Undurchschaubare Macht im Schloss

Kafka schildert in „Das Schloss“ eine skurrile Welt, die von einer undurchschaubaren Macht gesteuert wird. Schauplatz ist ein Dorf, das zu Füßen eines mächtigen Schlosses liegt. Der Fremde namens „K“ steht im Mittelpunkt der Handlung. Einer angeblichen Einladung folgend, will er als Landvermesser arbeiten. Alle Versuche, die Schlossbehörde zu kontaktieren, scheitern. Allmählich beginnen K und die Dorfbewohner, sich der Macht des Schlosses zu beugen. Leonberg ist das Setting für die eigenwillige filmische Adaption. Marie Brügger, Anika Bühler, Leander Reimann, Lisa Roller und Tamara Stalmach, die fünf Schauspielerin-nen und Schauspieler des Spielclubs „Die Vögel“, präsentieren darin ihre Sicht auf den Roman: Sie erzählen von Freiheit und Zwang, von Liebe und Selbstbestimmung.

Gedreht an einem einzigen Tag

Im Film werden markante Situationen des Romans, Begegnungen und Konflikte der Protagonisten zu kurzen Sequenzen an unterschiedlichen Orten bespielt. Zwei Schauspieler des Theater Pforzheim, Anne-Kathrin Lipps und Bernhard Mandl, ergänzen als Gäste das junge Ensemble. Sprecher Sascha Mey fügt mit Kafkas Originaltext alles zusammen. Dass dies mit wenigen Mitteln und in kurzer Zeit entstand – gedreht an einem einzigen Tag, das Ensemble agiert, mit nur einer Probe, nahezu spontan – ist zwar aus der Not geboren, wirkt aber dennoch mehr als Stilmittel, denn als Kompromiss.

Nicht nur in Roman und Film klingen die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts an. Auch das musikalische Rahmenprogramm des Filmabends greift den Entstehungszeitraum des „Schlosses“ auf. Rund um die Filmvorführung im Spitalhof wird der Pianist Christian Knebel mit Werken von Franz Grothe, George Gershwin und anderen die Zwanziger musikalisch aufleben lassen – mit all ihren Facetten und Widersprüchlichkeiten.

Knebel ist ein Teil des Duos Borota & Knebel. Die Faszination für das vierhändige Klavierspiel führte die Pianisten Ljiljana Borota und Christian Knebel 1990 zusammen. Das Duo beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit nicht edierten und wenig bekannten Werken namhafter Meister des 19. und 20. Jahrhunderts.

Aufsehenerregende Produktionen

Der Leonberger Jugendspielclub „Die Vögel“ sorgt seit dem Jahr 2017 mit seinen gelungenen Produktionen für Aufsehen. Organisiert wird er durch das Amt für Kultur und Sport der Stadt. Unter der Leitung von Swantje Willems, Theaterpädagogin und Leiterin der Sparte Junges Theater des Theaters Pforzheim, beeindruckten die Schauspielerinnen und Schauspieler zuletzt mir George Orwells „1984“ ihr Publikum.

Eintrittskarten kosten im Vorverkauf zwölf Euro, an der Abendkasse 14 Euro, ermäßigt jeweils fünf Euro und sind erhältlich im i-Punkt im Rathaus, in der Stadthalle Leonberg und bei Reservix. Besucher werden gebeten, sich vorab über die aktuell geltenden Corona-Regeln und 3-G-Regel zu informieren.

Neue Gesichter sind willkommen

Interessierte gesucht:  Das Ensemble probt jeden Dienstag von 18 bis 19.30 Uhr im Theater im Spitalhof. Ab 9. November sind neue Spielerinnen und Spieler im Alter von 13 bis 21 Jahren willkommen. Interessierte Jugendliche melden sich beim Amt für Kultur und Sport bei Katja Rohloff unter 0 71 52/ 9 9014 23 oder k.rohloff@leonberg.de.