Beim TC Ditzingen kommen einmal pro Woche Menschen mit Beeinträchtigung zum Training. Weitere Angebote und Kooperationen sind angedacht.

Ich bin Sieger. Ich habe mir am meisten Mühe gegeben“, ruft Florian Pflüger kurz vor der Siegerehrung in die Runde. Seine Augen strahlen, genau wie die seiner geistig und/oder körperlich beeinträchtigen Mitspieler in der Tennishalle des TC Ditzingen. Das Gleiche gilt für Marco Tomsu, den Vorsitzenden des Clubs, für die Studenten der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und ihre Dozentin Monica Schwarzenthal sowie die vielen weiteren Helfer des Vereins, die am ersten Inklusionstag beteiligt waren.

 

Ein Projekt, das im Gebiet des württembergischen Tennis-Bundes nahezu einzigartig ist. „In ganz Baden-Württemberg gibt es fünf oder sechs vergleichbare Initiativen“, sagt Niklas Höfken. Der deutsche Rollstuhltennis-Cheftrainer im Deutschen Behindertensportverband und Referent für Rollstuhltennis und Behindertensport im Deutschen Tennis Bund hat den TC Ditzingen bei seinen Bemühungen beratend unterstützt, war im Vorfeld der Veranstaltung auch vor Ort.

Beispiel für andere Vereine

„Wir wollen auch andere Vereine motivieren, sich dieses Themas anzunehmen“, sagt Marco Tomsu, „deshalb ist es so wichtig, solch einen Startpunkt zu haben.“ Da störte es auch nicht, dass die rund 25 Teilnehmer wegen des anhaltenden Regens von den Freiplätzen in die beiden Hallenplätze umziehen mussten. Es wurde eben enger zusammengerückt. Auf einer Platzhälfte entstanden jeweils zwei Kleinfelder. Prominente Unterstützung gab es zudem von Krassimir Balakov. Der ehemalige Profi des VfB Stuttgart ist Schirmherr des Projektes in Ditzingen.

Nachdem Ende November 2020 einige Mitglieder des TC Ditzingen darüber diskutiert haben, wie inklusive Maßnahmen etabliert werden könnten, startete im September des Vorjahres das erste Projekt in Form eines Tennis-Schnupperkurses für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung. Inzwischen kommt eine Gruppe von fünf bis acht geistig Behinderten einmal pro Woche zum Spiel- und Trainingstermin. „Wir müssen eine Willkommenskultur entwickeln. Menschen mit Behinderung wissen oft nicht, was es für Angebote gibt“, sagt Niklas Höfken. Ein entscheidender Punkt ist die Vernetzung. So ist der TC Ditzingen in engem Austausch mit dem Familienentlastenden Dienst der Stadt Ditzingen. Eine Kooperation mit den Wheelers, der Rollstuhlsportgruppe des MTV Stuttgart, ist genauso angedacht wie eine Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Nikolauspflege für den Bereich Blindentennis.

Probleme bei der Materialbeschaffung

Essenzielle Fragen bei diesen Projekten drehen sich um das Material. So werden Blinden-Tennisbälle – im Schaumstoffball befindet sich eine Plastikkugel, die mit kleinen Metallstiften gefüllt ist, sodass der Ball deutlich hörbar beim Schlagen rasselt – nirgendwo in Europa, sondern in Japan hergestellt und sind kaum zu bekommen. Außerdem, so Niklas Höfken, seien Krankenkassen so gut wie nicht bereit, Sportrollstühle, die zwischen 2500 und 10 000 Euro kosten, zu finanzieren. Sportanlagen müssen barrierefrei zugänglich sein, beim TC Ditzingen soll möglichst schnell eine behindertengerechte Toilette gebaut werden.

Der Verein will sich nachhaltig für den Behindertensport einsetzen. Als alle Urkunden und Medaillen verteilt sind, kündigt Marco Tomsu an: „Wir versprechen euch eines: Wir machen einen zweiten Inklusionstag.“ Wieder strahlen ob dieser Ankündigung die Augen der Teilnehmer.