Mit Bert und Jule Welzel ist ein Vater-Tochter-Tandem Teil des Organisationsteams bei der 23. Auflage des Tennis-Nachwuchsturniers in Renningen und Rutesheim.

Renningen/Rutesheim - Wer auf die Tennisanlage des TSC Renningen will, muss erst einmal an Charles Robertson vorbei. Der 64-Jährige kontrolliert, dass alle Spieler, Begleiter und Zuschauer mit der Luca-App einchecken und misst zudem mit einem Infrarot-Fieberthermometer die Körpertemperatur. Dass er dieses Jahr direkt am Eingang sitzt und damit der erste Turniermitarbeiter ist, den die Spieler zu Gesicht kriegen, hat mit den besonderen Bedingungen des Turniers unter Coronabedingungen zu tun. „In diesem Jahr müssen wir die ganze Prozedur und die Coronabestimmungen den internationalen Spielern besonders gut erklären“, sagt Charles Robertson. Und dafür ist er prädestiniert, denn Englisch ist seine Muttersprache.

 

Der 64-Jährige ist in Oxford geboren und kam 1979 als Tennislehrer nach Filderstadt. Mehr als 20 Jahre lang war er Teil des Organisationsteams des dortigen Porsche Tennis Grand Prix und übersetzte für die Stars der Szene. Noch heute ist er großer Fan des Fußball-Drittligisten Oxford United, doch vieles in seinem Mutterland sieht er inzwischen kritisch. Das ging sogar so weit, dass er im vergangenen Dezember die deutsche Staatsbürgerschaft annahm – „wegen des Brexits“, wie er erklärt.

Übersetzer für das Turnierjournal

Zum Jugend Cup kam er über Freunde, die den Turnierdirektor Peter Rohsmann kannten. Schon seit einigen Jahren kümmert sich Charles Robertson um die Übersetzung der deutschen Texte ins Englische im Turnierjournal und in den Daily News. „Für das Programmheft habe ich neun bis zehn Stunden gebraucht, die Texte für die Daily News abends um 18 Uhr sind der Abschluss meines Arbeitstages“, erzählt der 64-Jährige.

Zu der Zeit geht für Bert Welzel die Arbeit oft erst (wieder) los. Er ist der Turnier-Koordinator und beschreibt seinen Job so: „Ich habe morgens und abends Hochbetrieb und kann dazwischen tolle Tennisspiele gucken“, sagt er schmunzelnd. Als Turnier-Koordinator bewegt sich der Holzgerlinger zwischen Schiedsrichtern, Turnierleitung und Turnierbüro und kümmert sich darum, dass alles rund ums Turniergeschehen an die Öffentlichkeit kommt. So erstellt er morgens nach der Auslosung der Spielpaarungen durch die Schiedsrichter die Spielpläne und hängt sie aus und versorgt Spieler und Schiedsrichter mit den sogenannten Matchkarten, die jeweils am Platz aufgehängt werden.

Oberschiedsrichter als Turnierkoordinator

Aber auch der Kontakt zu den Unterkünften, die Zuteilung der Essensmarken, der Druck der Daily News und die Pflege des Instagram-Accounts des Turniers gehören zu seinen Aufgaben. Dabei war er vor fünf Jahren eigentlich aus einem ganz anderen Grund zum Jugend Cup gekommen: „Ich hatte gerade meine Ausbildung zum WTB-Oberschiedsrichter beendet und sollte mich eigentlich um die Schiedsrichter kümmern“, erzählt er.

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Da die Organisationsstruktur beim Jugend Cup damals ohnehin verändert wurde und Bert Welzel Erfahrung als Turnierleiter von anderen Turnieren mitbrachte, wurde er aber kurzfristig zum Turnier-Koordinator umbenannt. Ein 14-Stunden-Tag ist für ihn dabei keine Seltenheit.

Internationale Atmosphäre auf der Anlage

Von solchen Erfahrungen nicht abschrecken lassen hat sich seine Tochter Jule, die in diesem Jahr erstmals als Mitarbeiterin im Turnierbüro tätig ist. „Ich mag die Atmosphäre von internationalen Turnieren und wollte auch gern einmal mithelfen“, beschreibt die 20-Jährige, die in der Damen-Mannschaft der TA SV Holzgerlingen spielt und dort auch schon bei Turnieren mitgeholfen hat, ihre Motivation. Bei ihr ließ sich ihr Engagement in diesem Jahr gut mit ihrem Wirtschaftsstudium an der Uni Hohenheim vereinbaren: Zwei Tage vor Turnierstart begannen ihre Semesterferien.

Jule Welzel ist im Turnierbüro für alles zuständig, was nicht die Spiele und Regeln betrifft, wie sie es beschreibt. Bei ihr schreiben sich die Spieler ein, erhalten Matchkarten, Bälle und Essensmarken. „Die ersten Tage waren etwas anstrengend“, räumt die Holzgerlingerin ein, „aber ich bin vom Team supergut eingearbeitet worden, und es macht richtig Spaß“, ergänzt sie. Das verwundert nicht: Im Büro-Team ist auch ein Familien-Tandem am Werk. Neben Jule Welzel sitzen dort Oliver und Eva Rohsmann, Sohn und Ehefrau des Turnierdirektors Peter Rohsmann. Eva Rohsmann ist seit der Premiere des Jugend Cups dabei – eine bessere Einarbeitung hätte sich Jule Welzel wohl nicht wünschen können. Ihre Begeisterung für den Jugend Cup ist auch nach vier Tagen noch nicht abgeklungen: „Ich hatte schon Kontakt zu Spielern aus Japan und Brasilien, und man sieht hier megagutes Tennis“, erzählt sie mit leuchtenden Augen.