Ich frage beim Haus der Diakonie in Leonberg nach. Dort gibt es eine Schwangerenberatung, die Frauen und Familien bei ihren Fragen und Sorgen hilft. „In der Regel kommen Frauen nicht wegen eines Sternenkindes zu uns. In der Beratung zu einem Thema wird dann aber klar, da gibt es noch ein Geschwisterchen, ein Sternenkind“, sagt Kathrin Schwerin von der Diakonie. Es sei eher selten, dass Menschen bei dem Thema so in die Offensive gehen, wie es meine Freundin Anja tut.

 

„So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich ist ihr Umgang damit. Und alles davon ist okay“, sagt Schwerin. Immerhin sei das ein lebenskritisches Erlebnis. Trauerarbeit sei immer etwas sehr individuelles. Sternenkinder seien dabei noch einmal ein Sonderfall. „Außer der Mutter und dem Vater und vielleicht noch einem Geschwisterkind hat sonst keiner einen Bezug zu dem Kind“, sagt Kerstin Gerischer, die ebenfalls in der Schwangerenberatung arbeitet.

Das Umfeld kann nicht damit umgehen

„Das Thema ist noch immer nicht im Bewusstsein der Leute angekommen“, erklärt sie. Nicht selten reagierten Menschen im Umfeld unsensibel. „Teils fehlen die Worte, teils wissen diejenigen nicht mit der Situation und ihren eigenen Gefühlen umzugehen.“

So ging es auch Anja. „Als ich mit meinem Mann damals im Ort spazieren war, haben ihn Leute gefragt, wie es mir geht, obwohl ich direkt daneben stand“, erinnert sie sich. Auch ihre Kollegen hätten den Kontakt gemieden, weil sie nicht wussten, wie sie mit ihr umgehen sollten.

„In dieser Situation geht es darum, da zu sein, es mit den Betroffenen auszuhalten. Sie erzählen zu lassen, wenn sie das wollen“, sagt Kathrin Schwerin von der Diakonie. Dafür seien auch die Beratungsstellen da. „Die Frauen, die zu uns kommen, wissen es zu schätzen, dass wir uns alles wertungsfrei anhören. Und dass wir emotional nicht so beteiligt sind“, meint Kerstin Gerischer von der Schwangerenberatung. Oft fehle auch ganz viel Wissen, welche Hilfen den Frauen zustehen. Etwa die Betreuung durch eine Hebamme. Die Beraterinnen helfen bei Formularen, vermitteln Informationen zu Trauerbegleitungen oder Selbsthilfegruppen.

„Ich weiß, dass es viele nicht verstehen können. Aber ich habe gelacht, weil ich mich gefreut habe. Weil ich den Wunsch hatte, mein Mädchen heim zu holen“, sagt Anja, die immer sehr offen mit dem Erlebten umgegangen ist.

Ein paar Monate später treffe ich zufällig meine Freundin Sophia in der Stadt. Sie wirkt ein bisschen traurig, doch wir müssen beide weiter. Erst später fällt mir auf, was an der Begegnung merkwürdig war. Sophias Bauch unter der weiten Jacke war weg. Sie war im siebten Monat schwanger gewesen. Es sollte auch ein Mädchen werden, Tara. Sophia redet sehr selten darüber. In ihrer Wohnung gibt es kein Foto, kein sichtbares Erinnerungsstück an Tara. Mittlerweile hat sie zwei Kinder. Ob es ein Grab für ihr kleines Mädchen gibt, auf das ich Blumen legen könnte, ich weiß es nicht.

Diese beiden Erlebnisse so kurz nacheinander haben mich sehr bewegt. Ich schreibe über viele Themen. Auch über Neujahrsbabys. Die Arbeit des Hospizes. Trauerbegleitung. Aber Sternenkinder?

Über das Thema wird kaum gesprochen

Ich frage beim Haus der Diakonie in Leonberg nach. Dort gibt es eine Schwangerenberatung, die Frauen und Familien bei ihren Fragen und Sorgen hilft. „In der Regel kommen Frauen nicht wegen eines Sternenkindes zu uns. In der Beratung zu einem Thema wird dann aber klar, da gibt es noch ein Geschwisterchen, ein Sternenkind“, sagt Kathrin Schwerin von der Diakonie. Es sei eher selten, dass Menschen bei dem Thema so in die Offensive gehen, wie es meine Freundin Anja tut.

„So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich ist ihr Umgang damit. Und alles davon ist okay“, sagt Schwerin. Immerhin sei das ein lebenskritisches Erlebnis. Trauerarbeit sei immer etwas sehr individuelles. Sternenkinder seien dabei noch einmal ein Sonderfall. „Außer der Mutter und dem Vater und vielleicht noch einem Geschwisterkind hat sonst keiner einen Bezug zu dem Kind“, sagt Kerstin Gerischer, die ebenfalls in der Schwangerenberatung arbeitet.

Das Umfeld kann nicht damit umgehen

„Das Thema ist noch immer nicht im Bewusstsein der Leute angekommen“, erklärt sie. Nicht selten reagierten Menschen im Umfeld unsensibel. „Teils fehlen die Worte, teils wissen diejenigen nicht mit der Situation und ihren eigenen Gefühlen umzugehen.“

So ging es auch Anja. „Als ich mit meinem Mann damals im Ort spazieren war, haben ihn Leute gefragt, wie es mir geht, obwohl ich direkt daneben stand“, erinnert sie sich. Auch ihre Kollegen hätten den Kontakt gemieden, weil sie nicht wussten, wie sie mit ihr umgehen sollten.

„In dieser Situation geht es darum, da zu sein, es mit den Betroffenen auszuhalten. Sie erzählen zu lassen, wenn sie das wollen“, sagt Kathrin Schwerin von der Diakonie. Dafür seien auch die Beratungsstellen da. „Die Frauen, die zu uns kommen, wissen es zu schätzen, dass wir uns alles wertungsfrei anhören. Und dass wir emotional nicht so beteiligt sind“, meint Kerstin Gerischer von der Schwangerenberatung. Oft fehle auch ganz viel Wissen, welche Hilfen den Frauen zustehen. Etwa die Betreuung durch eine Hebamme. Die Beraterinnen helfen bei Formularen, vermitteln Informationen zu Trauerbegleitungen oder Selbsthilfegruppen.

Austausch mit anderen Betroffenen

Der Austausch mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben, kann in so einer Situation essenziell sein. „Ich habe recht schnell eine andere Sternenmama kennengelernt. Dieser Austausch war so wichtig. Wir haben auch ohne Worte verstehen können, wie der andere sich fühlt“, erzählt Anja. Auch mit anderen Sternenmamas hat sie noch heute regelmäßig Kontakt.

Knapp anderthalb Jahre nach Alisas stiller Geburt hat Anja ein Mädchen zur Welt gebracht. „Für mich hat dieses riesengroße Glück die Wunden ein wenig geheilt“, sagt meine Freundin. Alisa ist deshalb nicht vergessen. In jedem Zimmer im Haus steht ein Foto, das Anja mit Alisa im Arm zeigt. Aufgenommen hat es ihr Mann im Krankenhaus. „Ich brauche das. Ich muss sehen, dass mein Kind bei mir ist“, sagt sie. Auch Alisas Geburtstag feiert die Familie jedes Jahr.

Mit ihrem Sohn und ihrer Tochter geht sie regelmäßig zum Friedhof. Sie schmücken das kleine Grab mit bunten Blumen und Figuren. An Ostern dekorieren sie es mit selbst gefärbten Eiern. „An Weihnachten schneiden wir Zweige von unserem Weihnachtsbaum ab, stecken diese aufs Grab und schmücken sie mit Kugeln“, sagt Anja. Bald wird es wieder soweit sein. Immer schickt sie mir Fotos davon.

Klinikverbund bietet Broschüre für Eltern an

Nach der Diakonie rufe ich beim Klinikverbund an. „Die Betreuung in den Krankenhäusern ist in den vergangenen Jahren sehr viel besser geworden“, hat mir Kerstin Gerischer berichtet. War es vor Jahrzehnten noch üblich, dass stillgeborene Kinder und Fehlgeburten mit dem medizinischen Müll regelrecht entsorgt wurden, so ermöglichten die Krankenhäuser heutzutage, dass sich Eltern würdevoll und in Ruhe von ihren Kindern verabschieden können. Der Klinikverbund Südwest hat seit vielen Jahren sogar eine Broschüre, die Eltern von Sternenkindern über alle wichtigen Fragen informiert und bei der Entscheidungsfindung etwa beim Thema Bestattung hilft.

Das Thema betrifft mehr Frauen als gedacht

Von meinen Recherchen berichte ich verschiedenen Freundinnen. Ihre Reaktion überrascht mich. „Das ist wichtig, dass du das in die Öffentlichkeit bringst“, schreibt mir eine. Eine andere schickt mir die Todesanzeige der kleinen Frieda mit einem weinenden Emoji. Das war die Tochter ihrer Arbeitskollegin, die kurz nach der Geburt starb. Erst wenige Wochen ist das her. Mehr und mehr solcher Nachrichten trudeln ein. Es wird klar: Diese Fälle gibt es häufiger im eigenen Familien- und Bekanntenkreis, als man denkt. Selbst in meiner Familie. Ich habe eine Cousine, über die nie jemand spricht. Sie wurde nur drei Tage alt.

Am 13. Dezember ist Worldwide Candle Lighting. Der zweite Sonntag im Dezember ist allen verstorbenen Kinder gewidmet, nicht nur Sternenkindern. Um 19 Uhr stellt man eine Kerze ins Fenster, um an Kinder, Enkelkinder und Geschwister zu erinnern, die nicht mehr unter uns sind. Anja begeht diesen Tag jedes Jahr, auch wenn das Licht ihrer Kerze wohl nicht bis zum Friedhof reicht. Auch ich stelle eine Kerze ins Fenster. Ich denke an Alisa. An Tara. An meine Cousine. An die kleine Frieda. Ich werde in den Himmel blicken und all die Sterne ansehen, die nicht hier auf Erden sind, sondern ihr Licht am Himmel verbreiten.

Hier finden Betroffene Hilfe

Beratung

Im Haus der Diakonie in Leonberg (Agnes-Miegel-Straße 5) finden Beratungen zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft statt sowie auch Schwangerenkonfliktberatungen. Die Beratungen in Leonberg und in der Außenstelle in Herrenberg sind kostenfrei. Terminvereinbarungen sind möglich per E-Mail an schwangerenberatung@diakonie-leonberg.de sowie unter der Telefonnummer 0 71 52 / 3 32 94 00. Auch in der Corona-Pandemie finden weiterhin persönliche Gespräche statt. Der Abstand kann gewahrt werden.

Information

Die Schwangerenberatungsstelle im Gesundheitsamt Böblingen hat in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Die Kleinsten der Kleinen“ die Broschüre „Trauer um die Kleinsten der Kleinen“ aufgelegt. Sie ist einerseits ein Leitfaden mit Fragen, mit denen sich die Eltern im Falle von Fehl-, oder Totgeburten sowie Schwangerschaftsabbrüchen auseinandersetzen müssen. Dazu werden Abläufe im Krankenhaus erklärt, zu einer möglichen Obduktion oder zur Bestattung. Außerdem wird informiert, welcher Anspruch auf Betreuung durch eine Hebamme und einen Arzt besteht. Die Broschüren werden von den Geburtskliniken an Betroffene ausgehändigt, sind aber auch direkt beim Klinikverbund erhältlich.

Weitere Anlaufstellen

Mögliche Ansprechpartner in den Kliniken sind die Seelsorger und der Sozialdienst. Geschwisterkinder können bei den Sunshine-Kids des Hospiz Leonberg Unterstützung finden.

Bestattung

Alle fehlgeborenen Kinder über 500 Gramm müssen laut Gesetz bestattet werden. Auf dem Renninger Friedhof gibt es beispielsweise ein Sammelgrab für diese Kinder. Alle fehlgeborenen Kinder unter 500 Gramm, die in den Landkreisen Böblingen und Calw zur Welt kommen, werden eingeäschert und gemeinsam auf dem Waldfriedhof in Böblingen in der Grabstelle der „Kleinsten der Kleinen“ (Grabfeld D1, in der Nähe des Haupteingangs) bestattet. Diese wird vom Klinikverbund gepflegt. Zweimal im Jahr finden die Sammelbestattungen mit einer Trauerfeier statt, so auch an diesem Freitag, 30. Oktober. Darüber hinaus haben Eltern aber auch die Möglichkeit, für ihr Kind eine Einzelbestattung auf eigene Kosten selbst zu organisieren.

Nach der Geburt

Auch nach einer Fehl- oder Totgeburt haben die Mütter Anspruch auf eine Betreuung durch eine Hebamme, ebenso auf andere Leistungen, die Müttern nach einer Geburt zustehen, wie etwa Mutterschutz und Rückbildungsgymnastik. Entsprechende Rückbildungskurse für Mamas mit leerer Wiege bietet die Stuttgarter Physiotherapeutin Carmen Piesbergen an. Weitere Infos dazu gibt es per E-Mail an cp@physiobewegt.com.