22 Wochen nach ihrer Krebserkrankung nimmt Susanne Dornes die Amtsgeschäfte wieder auf.

Rutesheim - „Ich will mein Leben zurück!“ Susanne Dornes hat einen eisernen Wille. Die Rutesheimer Bürgermeisterin gibt sich nicht so leicht geschlagen. Obwohl ihre Krebstherapie noch nicht vollständig abgeschlossen ist, hat sie – zwar noch etwas eingeschränkt – ihre Geschäfte im Rathaus wieder aufgenommen.

 

Ihr behandelnder Professor im Stuttgarter Marienhospital sei etwas irritiert gewesen, als sie seinem Vorschlag auf eine Rehabilitation die schrittweise Eingliederung in ihre kommunalen Aufgaben vorgezogen habe, schildert die 54-Jährige. „Ich wollte nicht in der Reha mit Kranken über Krebs sprechen, sondern unbedingt ins Rathaus zurückkehren“, sagt die einzige Bürgermeisterin im Landkreis Böblingen.

Krebs wurde früh erkannt

Dabei hat Susanne Dornes einen heftigen Leidensweg hinter sich. Wenige Tage vor Weihnachten 2019 wurde sie mit einer harten Diagnose konfrontiert – die Ärzte hatten bei ihr ein Lymphom festgestellt. Positiv war, dass der Krebs frühzeitig erkannt wurde. Er hatte nicht gestreut und es bestanden sehr gute Chancen auf eine Heilung.

Ihre Chemotherapie hat die Rutesheimer Rathauschefin noch vor Jahresende begonnen. Erst waren drei Zyklen geplant, dann vier und letztendlich wurden es sechs. Das Ganze war begleitet von einer Antikörper-Therapie.

„Das erste Mal fühlst du dich wie die Maus vor dem Fuchs“, sagt Susanne Dornes im Rückblick. Fünf Stunden lang werde dem Körper praktisch eine Infusion mit Gift verabreicht. „Körperlich ist man heftig angeschlagen“, schildert Susanne Dornes. Hinzu komme dann, dass der Körper seine eigene Immunabwehr einbüßt. Jede Infektion könne in diesem Stadium schlimme Folgen haben. Deshalb habe es geheißen, in Quarantäne zu gehen.

22 Wochen Isolation

„Durch die Corona-Pandemie wurde alles noch verschärft“, sagt Susanne Dornes. Für sie bedeutete es, insgesamt 22 Wochen häuslicher Isolation durchzustehen. Die wurde nur gelegentlich von den fünfstündigen ambulanten Therapien im Stuttgarter Marienhospital unterbrochen. Ganz ohne Folgen steckt der Körper die Chemotherapie nicht weg. „Die Haare sind ausgefallen, eine stärkere Brille muss her, die Zähne haben gelitten, der Blutdruck ging besorgniserregend in Keller“, zählt Susanne Dornes auf.

Aber sie ist glücklich und froh, denn die Therapie hat große Fortschritte gemacht. „Noch vor 20 Jahren hätte diese Diagnose nach einem halben Jahr den Tod bedeutet, ich habe aber eine 80-prozentige Heilungschance“, sagt die 54-Jährige. „Ich bin zutiefst überzeugt, ich werde gesund“, ist Susanne Dornes unerschütterlich. Die Therapie ist noch nicht ganz beendet, ihr werden immer noch Antikörper verabreicht. „Doch das stecke ich gut weg.“

Viel Zuspruch in schwerer Zeit

Als seelische Therapie habe sie unbedingt die Rückkehr ins Rathaus gebraucht. „Es gibt viel zu tun und ich fühle mich hier pudelwohl.“ Die Gespräche mit den Mitarbeitern hätten ihr sehr gefehlt. Es gab viel Post, Blumen, E-Mails. „Das hat mich aufrecht erhalten, aber die persönlichen Kontakte, auch zu den Bürgern, sind das Wichtigste“, sagt die Rathauschefin.

„Das Allerbeste, was mir im Rathaus passieren konnte, ist Martin Killinger. Er hat die ganze Zeit über fantastische Arbeit geleistet“, ist Susanne Dornes gerührt. Der Erste Beigeordnete der Stadt hatte kommissarisch ihre Amtsgeschäfte übernommen. „Er hat gearbeitet wie ein Bär und alles am Laufen gehalten, obwohl er in seinem Amt auch selbst schon einen äußerst straffen Terminplan handhaben muss“, weiß die Bürgermeisterin.

Er habe sie bei allem Wichtigen informiert, doch die Entscheidungen hätten immer bei ihm gelegen. „Es wäre unfair gewesen, sich da einzumischen, als ob ich kein Vertrauen zu ihm und dem Gemeinderat hätte“, sagt die Rutesheimer Bürgermeisterin. „Er hat nichts auf die Wege gebracht, was ich anders gemacht hätte“, sagt Susanne Dornes im Rückblick. Es sei dann leichter, sich auf das Gesundwerden zu konzentrieren, wenn man jemanden habe, auf den man so bauen kann. „Es ist selbstverständlich gewesen, dass ich am Morgen vor meinem Wiederantritt als Erstes einen Schokoladenkuchen für Martin Killinger gebacken habe, denn es war ja sein Geburtstag“, sagt Susanne Dornes.

Halbtags-Bürgermeisterin

„Jetzt gilt es erst mal, wieder alles zu sichten“, sagt die „Halbtags-Bürgermeisterin“, die vorerst zwischen vier und sechs Stunden im Rathaus sein wird. „Die Wirtschaftsförderung ist akut, denn wir werden deutlich mehr Ausgaben als Einnahmen haben“, weiß die Bürgermeisterin. Die Kitas bereiten Sorgen, denn die Eltern hätten unerfüllbare Erwartungen. „Die ausgesetzte Arbeit am Stadtentwicklungsplan muss wieder aufgenommen werden“, zählt Susanne Dornes Punkte ihrer Agenda auf. Behutsam werde sie wieder die Sprechstunden einführen. „Ich habe von den Bürgern viel Positives bekommen, das mich aufrecht gehalten hat.“