Adrienne Braun spinnt auf dem Engelberg Stroh zu Gold.

Leonberg - Max und Moritz, gar nicht träge, sägen heimlich mit der Säge, ritzeratze voller Tücke, in die Brücke eine Lücke“, heißt es bei Wilhelm Busch im dritten Streich der beiden Lauser. Der geniale Zeichner und Dichter ist nicht nur mit vielen Versen in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen, sondern prägt den humoristischen Anspruch vieler Kabarettisten bis zum heutigen Tag, wie den der Kolumnistin unserer Zeitung, Adrienne Braun.

 

Im Strohländle ist Endspurt angesagt und das bei herrlichstem Sommerwetter. Wie lange werden wir noch solche lauen Nächte erleben, die jetzt bereits Ende August schon deutlich frischer sind? „Die Strickjacke ist immer dabei“, erklärt daher Sieglinde Holzner ihren Trachtenjanker. Den kann man auch noch gut bei dem baldigen Wasen verwenden, hier jedenfalls ist es lustiger. Mit einem Gläschen Wein in der Hand nimmt sie auf einem der gemütlichen Strohballen Platz und freut sich schon darauf, wenn die Journalistin und Buchautorin Adrienne Braun mit geschliffenem Wort wieder einmal Stroh – diesmal aus dem Baumarkt – zu Gold in Form von gewandten Texten spinnt. Denn in ihrem Programm „Aufschrauben rechtsrum, oder?“ nimmt sie die geheime Welt der Heimwerker auf’s Korn.

Auch schon lange geplant haben die beiden Freundinnen Christine Metzler und Dani Schmitt, beide Ende 50, den Besuch diesen Abends, denn „wir lieben ihre Kolumnen in der Stuttgarter Zeitung“. Schmitt meint dazu: „Es ist so ohne Bitterkeit, sie kommt mit feiner Ironie aus, verzichtet auf Zynismus. Das ist heute selten geworden.“

Sollbruchstellen und Super-PINs

Seit Jahren beschäftigt sich die gebürtige Hessin mit Sollbruchstellen, Super-PINs und verschollenen Buchstaben. Deshalb gibt sie sehr bereitwillig nützliche Tipps zu Vollmondputzen, Besteckdiplom oder Haar-Föhn-Diät. In ihrer kabarettistischen Lesung vermittelt sie wichtige Schlagergrundkenntnisse und erntet dabei einen Lacher nach dem anderen.

Schlagfertigkeit, Wortwitz und beinahe jeder Satz ein Knüller verwandeln einen ohnehin herrlichen Spätsommerabend in ein echtes Vergnügen.

„Die Montage mit unterhaltsamen Lesungen zu füllen, finde ich eine ausgesprochen kluge organisatorische Idee“, sagt Neu-Leonberger Rainer Wohlfahrt beim Abschiedsbierchen an der Bar. Während die meisten Zuschauer wohlgelaunt in Richtung Golfplatz zur Bushaltestelle entschwinden, will er einmal die Treppe zur Burghalde und zur Altstadt versuchen. „Ich denke jetzt schon ans nächste Jahr, zumal man mir auch von den tollen Live-Konzerten erzählt hat. Doch da war ich im Urlaub.“

Ein paar Tage aber kann man noch die Atmosphäre um den Engelberg genießen, bevor mit dem September der meteorologische Herbst beginnt.