Jürgen Seibold liest beim Strohländle aus seinem Krimi „Volltreffer“. Den Besuchern gefällt’s.

Leonberg - Bierbänke, Strohballen, dunkle Wolken und dennoch viel gute Laune. Die Zeit der lauen Sommerabende ist definitiv vorbei, ohne Strickjacke, lange Hosen und festes Schuhwerk geht gar nichts. „Schade, dass es deutlich früher dunkel wird“, bedauert Sylvia Schongauer. „Aber zu einer Krimilesung passt es ja!“ Als Jürgen Seibold diese mit seinem aktuellen Buch „Volltreffer“ um 19.30 Uhr beginnt, ist es noch hell, und viele Freunde der regionalen Krimis sind gekommen.

 

„Mir wird es zurzeit ein wenig zu viel“, findet Peter Grambitter aus Leonberg, „jedenfalls im Fernsehen. Istanbulkrimi, Teneriffakrimi, Usedomkrimi et cetera, und richtig gut sind die meistens nicht, ich guck’ die nicht mehr“. Er wuchtet sein verletztes Bein vom Motorradunfall vom vergangenen Wochenende auf einen großen Strohballen und erzählt, dass er Seibold dagegen schätzt. Seine Frau Ingrid ist derselben Meinung, und fügt noch hinzu, dass ihr diese Krimis besser gefallen als die „Schlachtplatten“.

Erstaunlich gut besucht

Insgesamt hat das kühlere und unbeständige Wetter echte Literaturjunkies nicht abgehalten, die Veranstaltung war erstaunlich gut besucht. Männer und Frauen mittleren Alters gleichermaßen. Die Besucher reichen von Fans der Rosenheim-Cops, wie Martin Reichelt aus Stuttgart zugibt, bis hin zu Menschen, die Seibold noch aus seinen Zeiten bei der Winnender Zeitung kennen, so wie Mechthild Brandtner aus Fellbach.

Die einmalige Atmosphäre auf der Engelbergwiese mit stacheligem Spaß im Stroh bei interessanter Gastronomie macht die Lesung besonders unterhaltsam, der quirlige Autor macht daraus sogar ein echtes Ereignis. Seibold liest nicht einfach vor, er nimmt den Zuhörer mit, performt sein eigenes Buch auf seiner eigenen Bühne.

Allein schon die Vorstellung, wie die Leiche mit Blattschuss auf der Stirn im „Haisl“ gefunden wird, sorgt im Vorfeld für Schmunzeln, denn viele kennen das aktuelle Buch von Seibold bereits. Miriam Löffler aus Feuerbach übt gleich mal Kritik: „Mir haben die ersten beiden Bände um Kommissar Eike Hansen besser gefallen. Das Spannungsfeld ergibt sich ja aus den Unterschieden Norddeutsche und Süddeutsche. Mich nervt er hier mit seiner Unentschlossenheit, ob er seine Verlobte jetzt heiraten soll oder nicht!“ Welche Frau würde das nicht auch so empfinden?

Mit einer Armbrust erschossen

Doch diese Erkenntnis ist nicht die Quintessenz des Kriminalfalls. Ein alter bayerischer Kauz wird ausgerechnet mit einer Armbrust erschossen und von Kriminalmeister Willy Haffmeyer auf seiner Toilette sitzend aufgefunden. Ein Einzelgänger, der mitten im Wald allein in einer windschiefen Hütte lebt. Er gilt als Sonderling, ist aber gut gelitten bei den Leuten in der Umgebung, zumal er sich mit wahrer Leidenschaft um ein Blumenbeet neben einer kleinen Kapelle kümmert.

Früher war er reichlich kriminell unterwegs, wie Haffmeyer gleich einfällt. Hat den alten Sonderling nun etwa seine Vergangenheit eingeholt? Oder war sein Tod nur ein Unfall – verursacht von ein paar Mittelalter-Fans, die mit ihren nachgebauten historischen Waffen durch die Wälder um Eisenberg streifen?

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, das herbstliche Wetter lädt geradezu ein, sich in den nächsten Tagen mit einem unterhaltsamen Buch auf die Lesecouch zu verkriechen.

Und auch das Strohländle hält noch so manche spannende Lesung parat. Am Montag, 19. August, liest Birgit Himmler ab 19.30 Uhr aus ihrem Krimi „Dieselschwaden“.