Um zu vermeiden, dass regionales Streuobst verkommt, können Baumbesitzer mit einem bunten Band signalisieren, wo frei und kostenlos geerntet werden darf.

Die Obsternte steht an, Früchte wollen gepflückt werden, bevor sie zu Boden fallen und dort verkommen. Aber nicht immer findet das Obst auch Abnehmer, etwa wenn Streuobstwiesenbesitzer nicht in der Lage sind, selbst zu ernten oder sie das Obst nicht komplett verwerten können.

 

Um dieser Verschwendung entgegenzuwirken, knoten Wiesenbesitzer und auch Kommunen nun wieder gelb-rote Bänder um ihre Bäume. Sie signalisieren: Dieses Obst ist für alle da, ernten darf hier jeder kostenlos. Die Bänder sind aus reißfestem Papier, das mit der Zeit von selbst verrottet. Dass bei der Ernte pfleglich mit dem Baum umgegangen wird und das Ganze auf eigene Gefahr erfolgt, versteht sich von selbst.

Beim Landkreis Böblingen läuft diese Aktion in diesem Jahr zum dritten Mal. In den vergangenen Jahren habe man die Bänder nur im Landratsamt an Privatleute verteilt, berichtet Helmut Ohngemach aus der Fachberatungsstelle Obst und Garten des Landkreises. „Jetzt ist die Aktion bekannter geworden und wir vergeben auch ganze Bandrollen an einzelne Gemeinden und Städte“, erklärt er.

So sind in diesem Jahr auch kommunale Obstbäume markiert, Besitzer oder Betreiber von Streuobstwiesen haben mit den jeweiligen Rathäusern außerdem lokalere Ansprechpartner für die Aktion. War die Nachfrage nach den Bändern in den vergangenen Jahren noch recht gering, kommt damit inzwischen eine höhere Summe an zugänglichen Obstbäumen zusammen. Ohngemach stimmt das positiv: „Wenn entsprechend viele Bäume ausgezeichnet sind, hilft das schon.“ Von 26 Kommunen im Landkreis beteiligen sich gut zehn an der Aktion und haben Bandrollen angefordert, so der Fachmann.

Hitze hat auch Streuobst gefährdet

Die lange Hitze- und Trockenheitsperiode in diesem Jahr hat aber auch dem Streuobst zugesetzt. Wegen der Wetterbedingungen seien vielerorts einige Früchte frühreif vom Baum gefallen, weil dieser nicht mehr die ganze Ernte gleichzeitig versorgen konnte, erklärt Ohngemach. Nur rund 50 bis 60 Prozent würden so von der Ernte in diesem Jahr voraussichtlich übrig bleiben. Und nicht nur dem Obst, auch den Bäumen selbst hat die Hitze nicht gerade gut getan. Besonders der ältere Baumbestand werde durch die Temperaturen gefährdet.

Besitzer und Bewirtschafter von Streuobstwiesen, die trotzdem von ihrer Ernte abgeben möchten, können sich an ihr Rathaus wenden und dort Bänder erhalten. In Weil der Stadt können die Bänder in der Stadt- und Tourist-Info am Marktplatz abgeholt werden. In Rutesheim ist Tanja Kilper im Rathaus, Zimmer 206, die Ansprechpartnerin für Bürgerinnen und Bürger, die ihre Obstbäume zur Ernte freigeben wollen.

Digitale Streuobstbörse als Sammelstelle

Auch in anderen Landkreisen sind Kommunen bei ähnlichen Aktionen dabei. Im Kreis Ludwigsburg, einer Hochburg des Streuobstanbaus, etwa beteiligen sich Ditzingen und Gerlingen. In Gerlingen können die Bänder an der Information des Rathauses, in der Stadtbücherei, beim Bauhof, Weltladen, Weltcafé, im Getränkemarkt Maisch und beim Obst-, Wein- und Gartenbauverein abgeholt werden. „Stücklesbesitzer“ im Kreis Böblingen können sich auch selbst an Helmut Ohngemach unter der E-Mail-Adresse h.ohngemach@lrabb.de oder der Telefonnummer 0 70 31 / 6 63 23 81 wenden.

Die Fachberatungsstelle verweist auch auf die digitale Streuobstwiesenbörse. Unter www.streuobstwiesen-boerse.de können kostenlos Angebote und Gesuche rund um Streuobst aus elf baden-württembergischen Landkreisen eingestellt werden.