Die Feuerwehr in Heimsheim braucht mehr Platz. Der Gemeinderat kann sich aber auf keine Variante einigen.

Heimsheim - Samstagmorgen, acht Uhr. Es ist nass, kalt und grau. Doch hinter dem Feuerwehrhaus an der Steinstraße hat sich schon ziemlich pünktlich eine größere Gruppe von Menschen versammelt: sämtliche Mitglieder des Gemeinderats, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und – sofort an ihren schmucken Uniformen zu erkennen – die Spitze der Heimsheimer Feuerwehr.

 

Sie nehmen an dem Rundgang durch die Feuerwache teil, einer der Tagesordnungspunkte der Klausurtagung des Gemeinderats. Bürgermeister Jürgen Troll begrüßt die maskierte Teilnehmerschar gut gelaunt, erinnert an die Abstandsregeln und übergibt das Wort dem Kommandanten Oliver Waldherr und dessen Stellvertreter Kevin Rössle.

Der Feuerwehrbedarfsplan hat zahlreiche Mängel in dem 1993 errichteten Zweckbau aufgelistet. Diese führen die beiden Feuerwehr-Chefs den Kommunalpolitikern vor Augen. Schon in dem 48 Quadratmeter großen Herren-Umkleideraum für die derzeit 50 Einsatzkräfte sowie die 25 Jugendfeuerwehrleute herrscht drangvolle Enge. Die Spinde sind vollgepackt mit Einsatzkleidung, im Einsatzfall wird dort auch die Privatkleidung hineingehängt. „Nach Norm bräuchten wir eigentlich mindestens 90 Quadratmeter Fläche“, sagt Oliver Waldherr. Die Duschen nebenan können nicht genutzt werden, weil sie mit Material vollgestellt sind.

Funk-Ausstattung aus dem 90ern

Von den Umkleiden geht es in die Fahrzeughalle. Über sechs Einsatzfahrzeuge verfügt die Heimsheimer Feuerwehr. Dort, zwischen den Fahrzeugen, werden auch die Einsätze besprochen. Weil im abgetrennten Waschraum zwei Fahrzeuge hintereinander stehen, muss je nach Bedarf häufig rangiert werden. Der Feuerwehrbedarfsplan sieht noch ein weiteres Fahrzeug vor, einen Gerätetransportwagen. Doch für die Unterbringung der Fahrzeuge ist schon Abhilfe in Sicht. „Die Erweiterung der Fahrzeughalle ist für kommendes Jahr gesetzt“, sagte Bürgermeister Troll. Entsprechende Haushaltsmittel von 320 000 Euro abzüglich von Fördermitteln seien bereits vorgesehen.

Die Grundausstattung des Funkraums stammt aus den 90er-Jahren, wurde im Laufe der Zeit aber nachgerüstet, etwa mit zwei Computer-Arbeitsplätzen, erläutert Kevin Rössle. Wenn bei der Feuerwehr künftig flächendeckend auf Digitalfunk umgerüstet wird, braucht es aber einen eigenen, gesicherten Technikraum. Weiter wünscht sich die Feuerwehr unter anderem einen größeren Bereitschaftsraum und mehr Platz für die Jugendfeuerwehr, etwa im oberen Stockwerk, wo es eine leerstehende Wohnung gibt.

Die größten Probleme seien die enge Umkleide, die Stellplätze für die Fahrzeuge und zu wenig Parkplätze für die Feuerwehrleute. „Wie man die Erweiterung und den Umbau macht, da bin ich offen“, betont Kommandant Waldherr. Aber die inneren Abläufe müssten halt funktionieren. „So viel Vertrauen sollten Sie in uns als Fachleute haben“, appelliert er an die Gemeinderäte und greift damit schon auf die spätere Diskussion im Gremium vor, die so manches in Frage stellt.

Knapp zwei Stunden später geht es in der Sporthalle der Ludwig-Uhland-Schule, wo der Gemeinderat seit Monaten tagt, weiter. Zu Beginn fragt der Bürgermeister die CDU-Gemeinderäte Ralf Rüth und Dennis Waldherr, ob sie bei dem Thema Feuerwache befangen seien. Rüth, früher selbst Feuerwehr-Kommandant, antwortet, dass er sich absolut frei fühle und auch keine finanziellen Vorteile irgendwelcher Art habe. Dennis Waldherr, der Bruder des Feuerwehr-Kommandanten, sieht für sich ebenfalls keine Befangenheit, zumal der Posten des Kommandanten ja zeitlich begrenzt sei.

Architekt Ulrich Homfeld präsentiert, wie in einer früheren Sitzung vom Gemeinderat gefordert, verschiedene Varianten der Erweiterungsmöglichkeiten samt der jeweiligen Vor- und Nachteile. Bei der Schätzung der Kosten habe sich herausgestellt, dass diese für alle aufgeführten Möglichkeiten mit rund 2,6 Millionen Euro in etwa gleich seien, wobei es auch noch Einsparpotenziale gebe. Eine Variante hat sich in längerer Projektgruppenarbeit des Feuerwehrausschusses mit dem Planer als Favorit herausgestellt: die Variante E. Sie hat von den Fachleuten die meisten Pluspunkte im Ranking der verschiedenen Möglichkeiten bekommen und biete viele Vorteile wie ausreichend große Umkleide und Schwarz-weiß-Trennung, einfache Einsatzwegeführung, ausreichend Lageflächen und mehr.

Kiedaisch: „Ich bin erschrocken“

Vom inneren Ablauf her sei sie schlüssig, wenn auch der Übungshof wegfalle, auf dem man für das Leistungsabzeichen im Rahmen der Grundausbildung trainiere, so Oliver Waldherr. Allerdings muss aufwendig in die Bestandskonstruktion eingegriffen werden und es ist kein direkter Zugang zu den Umkleiden nach einem Einsatz möglich. „Trotzdem“, so Oliver Waldherr, „ist die Variante E für uns vom Ablauf her perfekt. Architekt Homfeld hat super Arbeit geleistet“.

Das sehen aber nicht alle Gemeinderäte so. Denn dieser Ausbau beinhaltet einen langen Gebäuderiegel für Garage, Umkleide und Außenlager entlang der Leonberger Straße. „Ich bin erschrocken, als ich die Ansichten gesehen habe. Ich komme mit dem Riegel städtebaulich nicht klar“, so der Einwand von Sabine Kiedaisch (Bürger für Heimsheim). Sie legt dem Gremium einen eigenen Entwurf vor, zunächst aber nur für den Gemeinderat. Auch Andreas Wein (Freie Wähler) sagt, er habe Probleme mit dem Riegel.

Hannah Hensler (SPD) entgegnet, man könne den Riegel ja luftig gestalten. Außerdem dürfe die Feuerwehr im Ort ruhig auffallen. Nach längerer Diskussion schlägt der Bürgermeister vor, das Thema in einer weiteren Sitzung noch einmal aufzurufen. Der Forderung, für die verschiedenen Varianten die Kosten kalkulieren zu lassen, widerspricht er. „Wir suchen zunächst eine Lösung, die funktioniert, dann kalkulieren wir die Kosten.“ So wird die Diskussion um die beste aller Erweiterungsvarianten für die Feuerwache in Heimsheim weitergehen.