Seit der Eröffnung am 31. Mai hat das Landratsamt 68 000 Fahrradfahrer auf der ehemaligen Panzerstraße durch den Wald gezählt. Der Ausbau des Radschnellwegenetzes geht weiter. Die Verbindung von Leonberg nach Stuttgart wird speziell untersucht.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Kreis Böblingen - Das Landratsamt hat genau gezählt: Seit der Eröffnung des Radschnellwegs zwischen Böblingen und Stuttgart am 31. Mai waren auf der Strecke fast 68 000 Radfahrer unterwegs. Erfreulich nennt der Landrat Roland Bernhard diese erste Bilanz. Die Hoffnung ist, dass es noch mehr werden: „Jetzt umsatteln“ fordert ein großes Schild an der Panzerstraße nach Schönaich die Autofahrer auf. Der acht Kilometer lange Radweg führt durch den Wald nach Stuttgart-Rohr – „ohne Stau und Stress“, schwärmt das Landratsamt in einer Mitteilung. Im Herbst beginnen die Bauarbeiten für ein weiteres Stück Schnellradweg zwischen Böblingen und Ehningen. Außerdem laufen die Untersuchungen für weitere Route, etwa von Leonberg nach Stuttgart.

 

Früher deutlich weniger Radler auf der Straße unterwegs

Als die gepflasterte Römerstraße asphaltiert worden ist, hat die Kreisbehörde dort ein Zählgerät für Radler installieren lassen. Vor Jahren sind an der Stelle ebenfalls solche Statistiken geführt worden. „Da lagen die Zahlen an vergleichbaren Tagen deutlich darunter“, berichtet Siegfried Zenger, der Leiter des Amtes für Regionalentwicklung im Landratsamt. Er findet es toll, dass der Radschnellweg in so kurzer Zeit auf eine so hohe Frequenz gekommen ist. „Der komfortable Weg ermuntert den einen oder anderen zum Radfahren“, sagt er und dass er mit weiter steigenden Nutzerzahlen rechnet.

Offenbar sind dort tatsächlich die gewünschten Pendler unterwegs: Die Stoßzeiten auf dem Radschnellweg sind wochentags in der Zeit von 6 bis 9 Uhr sowie von 16 und 19 Uhr. An Werktagen werden 900 bis 1200 Fahrradfahrten gezählt, der Spitzenwert wurde am 16. Juli mit 1267 Fahrten erreicht. Auch für Freizeitradler sei der Weg durch den Wald eine attraktive Route, wirbt die Böblinger Kreisbehörde. Zu Konflikten mit Fußgängern und Autofahrer kam es bislang nicht. „Positiv ist, dass der Mischverkehr nach unserem Kenntnisstand bisher gut funktioniert“, berichtet Roland Bernhard.

Verbesserungspotenzial bei der Querung

Verbesserungspotenzial wird noch bei der Querung der Panzerstraße bei der Römerstraße und der Waldburgstraße gesehen. Mit dem Thema befasst sich der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags sofort nach der Sommerpause. Bislang gibt es nur eine Verkehrsinsel und rot markierten Asphalt als Querungshilfe. Diese Woche hat eine Straßenvermessung für eine Brücke stattgefunden. Eine Ampel für die Radfahrer würde den Autoverkehr zu sehr ins Stocken bringen, eine Unterführung gilt als nicht attraktiv. Die Investitionsbereitschaft lässt sich mit den ehrgeizigen Zielen des Landrats erklären: „Wir wollen bis 2025 einen Radverkehrsanteil von 20 Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens erreichen.“

Stück für Stück will Roland Bernhard eine Radverkehrsinfrastruktur von hohem Standard schaffen. Der nächste Baustein wird zwischen Böblingen und Ehningen bis zum Frühjahr 2020 realisiert, danach stehen erst einmal keine Bauarbeiten mehr an, sondern vor allem viel Planung: Mit den einzelnen Kommunen werden die in einer Machbarkeitsstudie erarbeiteten Routenvorschläge untersucht. Für einen möglichen Radschnellweg von Leonberg nach Stuttgart ist eine zusätzliche Untersuchung in Auftrag gegeben worden: Bislang war geplant, die Radfahrer von Leonberg nach Korntal-Münchingen zu schicken. Nun wird eine Verbindung über das Mahdental oder die Wildparkstraße ins Visier genommen. „Es geht immer darum, wo es den geringsten Raumwiderstand und die größten Realisierungschancen gibt“, erklärt Siegfried Zenger.