Seit zwei Jahren schon sanieren das Landratsamt und die Gemeinde Weissach die historische Strecke der Strohgäubahn nach Weissach. Demnächst sind die Bauarbeiten fertig. Und wie steht es dann um die Nutzung für den regelmäßigen Personenverkehr?

Weissach - Ulrich Vonderheid ist Bahnfreund. In seiner Eigenschaft als CDU-Kreisrat ist der Leonberger Bürgermeister am Montagmorgen mit der S-Bahn zur Sitzung des Kreis-Verkehrsausschusses gefahren. Und auch die Strecke zwischen Weissach und Heimerdingen kennt er offenbar. „Diese Strecke ist Eisenbahnromantik pur“, berichtet Vonderheid mit viel Begeisterung in der Stimme. Wie gut sei es da, dass der Zug nur 30 Stundenkilometer fahren könne. „Da kann man die Landschaft richtig genießen.“

 

Thema im Böblinger Verkehrsausschuss ist eben jene Strohgäubahn, deren Erhaltung und deren Zukunft. „Unser Ziel ist es, diese Strecke zu erhalten und zu sichern“, sagt Landrat Roland Bernhard. Dazu will das Landratsamt mit dem „Zweckverband Strohgäubahn“ zusammenarbeiten. Gleichzeitig sollen Gutachten zeigen, ob sich die Reaktivierung für den regelmäßigen Nahverkehr lohnt.

Seit 2012 fährt der Personenzug der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG) auf der Strohgäubahn nur noch bis Heimerdingen. Der restliche, fast sechs Kilometer lange Abschnitt nach Weissach wird nur noch vom Museumsbetrieb des Dampfzugs „Feuriger Elias“ genutzt. Damit dieser Abschnitt nicht verkommt, haben sich das Böblinger Landratsamt und die Gemeinde Weissach in den vergangenen beiden Jahren um dessen Sanierung gekümmert.

Fast 380.000 Euro für die Sanierung

„Die Sanierungsarbeiten sind nahezu abgeschlossen“, berichtet der Landrat. 379 000 Euro sind in neue Gleise und Weichen, in Schwellen, in neue Leit- und Sicherungstechnik und in die Instandhaltung des Bahnsteigs in Weissach investiert worden. Das Land bezuschusst die Arbeiten, den Rest teilen sich Landkreis und die Gemeinde Weissach.

Damit richten sich die Augen auf die Zukunft. Was also tun mit der frisch sanierten Schienenstrecke bis Weissach? Landrat Roland Bernhard wehrt sich in der Sitzung des Verkehrsausschusses gegen den Begriff des „Museumszugs“. „Wir sollten auf der Stecke freizeittouristische Aktivitäten entfalten“, fordert er. Eine wichtige Rolle soll dabei der Verein „Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen“ (GES) spielen, der den Feurigen Elias betreibt.

An etwa fünf Tagen im Jahr ist der Dampfzug heute schon unterwegs. Die GES hat aber Interesse, das touristische Potenzial zu nutzen. Angedacht ist, die Fahrten mittelfristig auf 20 bis 30 Betriebstage jährlich auszudehnen, zum Beispiel mit Radwanderzügen, ergänzt um ein Angebot für Sonderfahrten für Firmen und Privatpersonen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die GES die Werkstatthalle in Weissach übernehmen kann. „Die Übernahme der Halle von der Gemeinde Weissach durch die GES steht kurz vor Abschluss und wird voraussichtlich bis Ende Oktober erfolgen“, heißt es in einem Papier des Landratsamts.

Studie wird im November vorgestellt

Zweite Frage ist, ob die Strohgäubahn auch für den regelmäßigen Personenverkehr bis nach Weissach verlängert werden kann. „Die Politik ist auf uns aufmerksam geworden“, berichtet Landrat Roland Bernhard. Das Landesverkehrsministerium lässt die Strecke derzeit begutachten. Im Herbst 2018 hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) eine große Offensive zur Reaktivierung alter Bahnstrecken ausgerufen. 75 Strecken waren ihm damals vorgeschlagen worden. 42 Strecken sind dann im weiteren Verfahren geblieben und werden derzeit untersucht – darunter auch die Strohgäubahn bis Weissach. „Wir werden die Ergebnisse der Studie voraussichtlich im November vorstellen“, kündigt eine Sprecherin von Winfried Hermann auf Nachfrage unserer Zeitung hin an. Dann wird klar sein, ob sich perspektivische Möglichkeiten für den Personenverkehr ergeben.

Die Kreisräte begrüßen die Aktivitäten auf der Strohgäubahn. „Wir müssen die Strecke erhalten, um uns für die Zukunft alle Optionen offen zu halten“, sagt Ulrich Vonderheid (CDU). Dennoch hegt er leise Zweifel, ob der Millionenaufwand eines Vollausbaus und einer Elektrifizierung angesichts des Weissacher Fahrgastpotenzials zu rechtfertigen sind. Gleiches sagt auch der Leonberger Kreisrat Dieter Maurmaier (FDP). Die touristische Nutzung sei gut. Die vielen Kurven, die den Touristen erfreuen, könnten den Pendler aber stören. „Die derzeitige Streckenführung steht der Nutzung für den ÖPNV ein wenig entgegen, weil sie zu lange dauert“, überlegt Maurmaier.