Die Bürger sind aufgefordert, ihre Anregungen zum Entwurf für einen neuen Lärmaktionsplan einzubringen.

Renningen - In der Rankbachstadt ist es in den vergangenen Jahren leiser geworden, zumindest was den Autoverkehr betrifft. Dies belegen Aussagen im neuen Lärmaktionsplan, der jetzt bis Ende Juli öffentlich ausliegt. Kleinere und größere Maßnahmen haben einige Lärmschwerpunkte entschärft. Zu tun bleibt dennoch genug, wie Klaus Wilhelm vom beauftragten Ingenieurbüro SoundPlan aus Backnang jetzt im Gemeinderat erläuterte.

 

Im Jahr 2014 war der letzte Lärmaktionsplan für Renningen beschlossen worden. Er beschrieb Lärmschwerpunkte und mögliche Abhilfe. Inzwischen wurde an vielen Stellschrauben gedreht. So wurde beispielsweise an einem besonders neuralgischen Punkt an der B 295 Richtung Weil der Stadt auf Höhe des Wohngebiets Kindelberg die Höchstgeschwindigkeit auf 70 Kilometer pro Stunde reduziert und ein Blitzer eingebaut sowie ein lärmarmer Belag aufgebracht, der den Geräuschpegel um vier Dezibel reduziert. Hier sind nun tagsüber alle Gebäude im zulässigen Lärmbereich unter 65 Dezibel (dBA), nachts müssen die Bewohner einiger weniger Gebäude maximale Lärmpegel von 55 bis 60 dBA ertragen. Ebenfalls an der Bundesstraße 295 in Richtung Leonberg wurde das Tempo vom Längenbühl herkommend auf 70 Kilometer pro Stunde reduziert, bergauf aber wurde Tempo 100 beibehalten. Eine Lärmschutzwand und einen lärmarmen Belag gibt es dort aber noch nicht. Daran solle man als langfristige Ziele festhalten, schlug Wilhelm vor.

Blitzer gegen Lastwagen

In der Innenstadt von Renningen wurde laut dem Entwurf des neuen Lärmaktionsplans mit der weiträumigen Einführung von Tempo 30 und Lkw-Einfahrtsverboten, die durch Blitzer an der Leonberger und der Rutesheimer Straße kontrolliert werden, Ruhe geschaffen. Das heißt, die Lärmpegel sind tagsüber geringer als 65 dBA und nachts unter 55 dBA. Allerdings gilt das nicht für etliche Gebäude an der Rutesheimer Straße und der Magstadter Straße, die aber nicht mehr im roten, also im gesundheitsgefährdenden Bereich sind. Weiter wurde die Bahnhofstraße umgestaltet, Tempo 30 eingeführt und ein stationärer Blitzer aufgestellt. Allerdings – auch mit Blick auf Anwohnerbeschwerden an der Alten Bahnhofstraße – solle bei künftigen Baumaßnahmen darauf geachtet werden, dass lärmerzeugende Strukturelemente wie etwa Pflasterbelag beseitigt werden und lärmarme Straßendecken verwendet werden.

In der Ortsdurchfahrt von Malmsheim wurde in weiten Teilen ebenfalls Tempo 30 eingeführt, ein neuer Belag verringert den Geräuschpegel der Fahrzeuge weiter um 2 dBA. Dadurch sei man komplett aus dem roten Bereich raus, sagte Klaus Wilhelm. Allerdings gibt es noch eine ganze Reihe von Gebäuden, die im gesundheitskritischen Bereich von mehr als 65 dBA tags und mehr als 55 dBA nachts liegen.

Der stationäre Blitzer, der zur weiteren Lärmminderung geplant war, ist laut Bürgermeister Wolfgang Faißt auf der Kreisstraße beim Landratsamt nicht durchzusetzen. Ein weiterer Blitzer wäre seiner Meinung nach auch auf Höhe des Bauhofs an der Nord-Süd-Verbindung angebracht, wo es bei vorgeschriebenem Tempo 50 viele Verstöße gebe. Doch auch diesem Vorhaben hat das Landratsamt bereits eine Absage erteilt.

„Ruhige Gebiete“ ausweisen

Neu im Lärmaktionsplan ist die Ausweisung sogenannter „ruhiger Gebiete“. Das hätten fast alle Gemeinden vergessen, so Klaus Wilhelm. Die EU würde darauf aber großen Wert legen. Nun wird der Grüngürtel rings um Renningen und Malmsheim als zusammenhängender Naturraum gesehen, der allerdings von überörtlichen Straßen und den Bahngleisen durchschnitten wird. Diese Flächen sollen als Naherholungsraum und touristisches Ziel weiterentwickelt oder zumindest erhalten bleiben. Diese ruhigen Zonen sollten eine maximale Lärmbelastung von 59 dBA tagsüber haben.

Der Schienenlärm auf den Strecken der S 6 und der S 60 ist in beiden Teilorten für viele Menschen ein Ärgernis. Besonders die nachts fahrenden Güterzüge werden immer wieder kritisiert. Allerdings ist der Schienenlärm kein Bestandteil des kommunalen Lärmaktionsplans, sondern wird vom Eisenbahnbundesamt behandelt. An einigen Gebäuden, vor allem im Bereich des Wohngebiets Schnallenäcker, am Pfarrtor und an der Alten Bahnhofstraße werden sowohl tagsüber als auch nachts die Werte gerissen, bei denen ein „dringender Handlungsbedarf“ gesehen wird. Mit dem Gebiet Schnallenäcker sollte man noch einmal auf die Bahn zugehen, so Klaus Wilhelm, denn das habe sie in ihrer Untersuchung gar nicht drin. Der Gemeinderat wird sich nach Ende der Offenlage mit den Anregungen der Bürger befassen und dann den Lärmaktionsplan für die nächsten Jahre beschließen.