Philipp Schwarz ist der beste Steinmetz-Lehrling im Land – und vielleicht auch in Deutschland?

Weil der Stadt - Philipp Schwarz steht vor einem großen Schädel. Das ist nicht irgendein Stein, sondern sein Gesellenstück. Er ist Lehrling, möchte den Meister machen, schafft mit Schweiß und Händen, und überhaupt. Wenn er so erzählt, klingt vieles nach Geschichtsbuch. „Ja, das ist das Schöne an unserem Handwerk“, sagt Gernot Zechling, der neben ihm vor dem großen Schädel steht.

 

Zechling ist der Steinmetz-Meister, und er bestätigt: „Vieles hat bei uns eine alte Tradition.“ Zum Beispiel, dass es – im Gegensatz zu vielen anderen Ausbildungsberufen – immer noch ein Gesellenstück gibt. Auch da sind die Vorgaben althergebracht und streng. Genau 52 Stunden hat ein Lehrling Zeit, er muss dafür zu einem anderen Steinmetz-Betrieb wandern, der die Arbeit überwacht. „Das war richtig knapp“, berichtet Philipp Schwarz. Doch es hat alles geklappt, der Satyr ist fertig und starrt jeden Bewunderer an. „Ich wollte einen Schaf- oder Ziegenschädel machen“, erklärt der 22-Jährige. „Dann kam mir der Satyr aus der griechischen Sagenwelt in den Sinn.“

Knüpfel und ein geschmiedetes Eisen

Aber natürlich hat das fertige Stück einen Zweck aus der Steinmetz-Kunst. Offiziell ist der Quader, an dem der Kopf hängt, nämlich ein Schlussstein eines Torbogens. Ein solcher bildet die Spitze eines Bogens, und war schon im Mittelalter traditionell kunstvoll ausgearbeitet und verziert. Vieles ist in der Werkstatt noch so, wie es die alten Meister vor 500 oder 1000 Jahren auch gemacht haben. Philipp Schwarz hält einen Knüpfel und ein geschmiedetes Eisen in der Hand, mit denen er arbeitet. „So wie die Steinmetze seit Jahrhunderten auch“, erklärt Zechling. Die meisten Berufe haben sich seit der Erfindung von Maschinen oder dem Computer stark verändert. „Wir haben zwar auch den Presshammer“, sagt der Weil der Städter Steinmetz-Meister. „Aber das Prinzip unserer Arbeit ist seit damals gleich geblieben.“

Das hat auch Philipp Schwarz festgestellt und bewundert. Vor vier Jahren hat er in seiner Heimatstadt Pforzheim Abitur gemacht. „Seit ich denken kann, bastle ich“, erzählt er. Ob irgendwas mit Holz oder einen Gartenzaun für die Playmobil-Figuren. „Ich wollte nach dem Abitur unbedingt eine praktische Ausbildung machen.“ Goldschmied hat er sich angeschaut, sich schließlich für den Steinmetz entschieden. „Da kann man zum Teil ordentlich auf den Stein einprügeln und ist auch körperlich gefordert“, berichtet er. „Das macht Spaß.“

Zechling versucht, die alten Traditionen zu bewahren

Beworben hat er sich ganz bewusst in der Weil der Städter Werkstatt von Gernot Zechling. Denn der versucht, die alten Traditionen zu bewahren und vieles selbst zu machen. Viele Kollegen lassen den Grabstein aus der Fabrik kommen und meißeln dann noch allenfalls einen Namen darauf. Dabei gebe es so viele Möglichkeiten – vom Vergolden über das Restaurieren alter Steinarbeiten bis hin zur Denkmalpflege. Dass das aber nicht die lukrativste Möglichkeit ist, den Beruf auszufüllen, daraus macht Gernot Zechling kein Geheimnis.

Und das hat auch Philipp Schwarz im Laufe der drei Jahre Ausbildung gemerkt. Er verlässt daher das Handwerk, hat schon die Immatrikulation in den Biologie-Studiengang in den Händen. „Wenn man den Beruf so ausübt, wie es mir gefallen würde, also vieles von Hand macht, hat man wenig Chancen, über die Runden zu kommen“, erklärt Schwarz. Dabei war er mit der Ausbildung höchst erfolgreich. Der Satyr, das Gesellenstück, hat ihn zuerst zum besten Steinmetz-Gesellen im Kammerbezirk Stuttgart gemacht, dann zum besten Lehrling in Baden-Württemberg. „Jetzt schauen wir mal, wie weit er auf Bundesebene kommt“, sagt sein Meister Zechling. Philipp Schwarz hätte ein Vorbild. Auch Zechling war seinerzeit zweiter Bundessieger.