Die Herausforderung Corona ist zum Schulstart am Montag in die zweite Reihe gerückt. Dafür gilt es, Flüchtlinge zu integrieren und Personalknappheit zu stemmen.

Die Sehnsucht nach Normalität ist nach zwei Jahren Coronapandemie bei allen groß, sagt Karin Karcheter, die Chefin der Ferdinand-Porsche-Gemeinschaftsschule in Weissach, kurz vor dem Schulstart an diesem Montag. Damit spricht sie ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Seele. Doch während die Pandemie vorerst eher in die zweite Reihe tritt, sind die Folgen des Russland-Ukraine-Kriegs spürbar. Geflüchtete Kinder – nicht nur aus der Ukraine – wollen in den Schulalltag integriert werden. Und die Energiekrise wird auch vor den Schulen keinen Halt machen. Hinzu kommt, dass der Lehrer-Markt leer gefegt ist. Noch haben die Schulleiter ausreichend Personal, doch es sollten möglichst keine Kollegen ausfallen.

 

„Wir wollen möglichst gut und möglichst unbeschwert wieder starten“, sagt Schulleiterin Karcheter. Wichtig bei allen Herausforderungen sei es, vorausschauend zu sein und den Optimismus nicht zu verlieren. Deshalb freut sie sich auch, dass das Schuljahr ohne Test- und Maskenpflicht sowie ohne Abstandsregelungen beginnen kann. Schon im vergangenen März nahm die Weissacher Schule eine große Zahl an ukrainischen Kindern auf. „Wir sind auch jetzt vorbereitet. Momentan haben wir 16 Kinder, und es können noch mehr werden.“ In so genannten Vorbereitungsklassen lernen sie erst einmal die deutsche Sprache, um dann dem Unterricht folgen zu können.

Schüler lernen, wie man Ressourcen spart

Insgesamt 180 neue Fünftklässler, aufgeteilt in sechs Klassen, begrüßt Schulleiter Jürgen Schwarz in seinem Rutesheimer Gymnasium , wo die Schüler wählen können, ob sie das Abitur in acht oder in neun Jahren absolvieren möchten. „Alle Fünfklässler haben sich wieder für G9 entscheiden“, sagt Schwarz. Etwa 16 ukrainische Schüler sind derzeit in den Vorbereitungsklassen. „Sie haben zwölf Stunden Deutsch in der Woche, damit sie die Sprache möglichst schnell lernen, inklusive Gemeinschafts- und Gesellschaftskunde.“

Der neue Stundenplan steht. „Wir kriegen den Unterricht hin, müssen uns aber mit Kreativität und Überstunden anstrengen, weil wir kein Überangebot an Lehrkräften haben“, sagt Schwarz. Mehr Bedeutung denn je habe das Thema Nachhaltigkeit im Bildungsplan. „Die Schüler lernen, wie man mit knappen Ressourcen umgeht, die immer teurer werden. Da machen wir aus der Not eine Tugend.“ Und in der gesamten Schule schaut man, wo möglichst gespart werden kann. Die Computer werden nachts ausgeschaltet. Nur genutzte Räume werden beheizt. Auf die richtige Lüftung wird ebenfalls geachtet.

Sandra Heyn, die Schulleiterin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Leonberg, ist froh, dass die Fassade des Schulgebäudes erst renoviert wurde. „Damit liefern wir beim Thema Energiesparen schon mal einen wichtigen Beitrag.“ Beim Thema Corona ist sie froh, dass sie ohne Beschränkungen das neue Schuljahr beginnen darf. „Ich selbst werde aber eine Maske tragen, weil ich nicht ausfallen will.“ Bei insgesamt 670 Schülern und 65 Lehrkräften wolle sie gleich nach den Ferien kein Risiko eingehen.

100 Erstklässler in Hemmingen

Konstanze Aßmann, Schulleiterin der Grundschule Hemmingen, wird am kommenden Samstag in zwei Schichten die insgesamt 100 Erstklässler in einem feierlichen Rahmen willkommen heißen. „Im vergangenen Jahr habe ich wegen Corona alle vier Klassen einzeln begrüßt. Jetzt fassen wir wenigsten zwei Klassen zusammen, wollen aber noch die ganz großen Menschenansammlungen in der Hemminger Gemeinschaftshalle vermeiden“, sagt Aßmann. Für die Chefin der reinen Grundschule wird auch in diesem Schuljahr wieder das große Gebot der Flexibilität gelten. „Ich denke nicht, dass die Schulen wegen der Pandemie wieder geschlossen werden, doch wenn, wären wir mittlerweile gut vorbereitet.“

Kinder aus den unterschiedlichsten Nationen

Gerne hätte Konstanze Aßmann noch einen Kollegen oder eine Kollegin mehr gehabt. „Personell ist es sehr eng, da dürfen nicht viele krank werden.“ Die größte Herausforderung aber wird für sie die Organisation der Vorbereitungsklasse sein. Hier werden alle Kinder gefördert, die keine oder wenig Kenntnis der deutschen Sprache haben.

„Wir haben hier bislang 20 Kinder aus den unterschiedlichsten Nationen, unter anderem aus der Ukraine, aus Afghanistan oder aus Bosnien, wie viele es letztendlich sein werden, entscheidet sich kurzfristig“, sagt Konstanze Aßmann. So bekommen die Gemeinden aktuell immer wieder Flüchtlinge aus der Ukraine zugewiesen. Zuletzt hatte Aßmann ein Gespräch mit einer Mutter, die mit ihren Kindern aus Kiew flüchtete. „Deren Geschichte hat mich sehr berührt, das lässt einen richtig klein werden.“