Nach langer Pause empfängt das Leonberger Freibad die ersten Gäste – in begrenzter Zahl und unter Hygiene-Auflagen. Mehr als 500 Besucher nutzen das Angebot am Wochenende.

Leonberg - Ob er wirklich ins Freibad gehen soll, habe er sich am Freitagmorgen noch einmal überlegt, erzählt Karl-Heinz Mayer. Pünktlich um 11.30 Uhr – eine halbe Stunde nach Beginn der zweiten Schicht am Eröffnungstag des Leobads – zieht er dann aber doch seine Runden durch das Erlebnisbecken. „Das Schwimmen hat mir ganz arg gefehlt“, berichtet der langjährige Stammgast.

 

Vom grauen Himmel und der kühlen Außentemperatur von zwölf Grad hat er sich gerade deshalb nicht abschrecken lassen. „Am Anfang ist es schon kalt“, sagt der Freibad-Besucher. „Aber wenn man eine Weile schwimmt, dann geht’s.“

Bewölkter Start, aber Sonne am Wochenende

Mit idealem Wetter konnte das Leonberger Freibad am Freitag wahrlich nicht in die Saison starten. Auch deshalb bleibt der große Andrang vorerst aus: 42 Gäste haben sich für die erste Schicht ab 7.30 Uhr Tickets gekauft, 71 für die Schicht ab 11 Uhr. Auch wenn das Wetter am Samstag sich dann von seiner besseren Seite zeigte, blieben die Besucherzahlen überschaubar. Bis einschließlich Sonntagnachmittag um 14 Uhr waren es insgesamt 514. Normalerweise sei das wenig für den Saisonstart, berichtet der Bäderleiter Stefan Hilse. „Aber unter Corona-Bedingungen und bei dem Wetter ist das gut.“ Hilse ist zufrieden. Dass das Freibad nach langem Bangen in die Saison starten darf, findet er „einfach schön“.

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Unter den Badegästen der ersten Stunde findet sich am Freitag auch der SPD-Stadtrat Ottmar Pfitzenmaier. Eigentlich sei es nicht sein Wetter, es dürfe ruhig ein paar Grad wärmer werden. „Aber heute konnte ich einfach nicht widerstehen.“ Nachholbedarf – den gibt es für ihn allemal.

Vater-Sohn-Ausflug ins Leobad

Gute Laune haben auch Christian Pierl und seine beiden Söhne Tim und Philipp, die zur Eröffnung am Freitag mit vollgepackten Badetaschen erscheinen. „Die Kinder haben das Schwimmen ganz stark vermisst und wollten auch im Winter immer ins Hallenbad gehen“, berichtet Pierl. Der Vater-Sohn-Ausflug ins Leobad heute sei also eine Überraschung.

Und die ist gelungen: Tim und Philipp blicken mit strahlenden Augen in Richtung Rutsche, die unter Corona-Bedingungen geöffnet hat. Dort ist das Rutschen auf der mittleren der drei Bahnen erlaubt. Auch die Sprunganlagen dürfen genutzt werden, dabei darf sich allerdings immer nur eine Person auf dem Sprungbrett aufhalten – der Rest muss vor der Leiter warten.

Es wird regelmäßig desinfiziert

Um zu kontrollieren, dass sich die Besucher auch an alle Regeln halten, ob nun auf der Rutsche, auf dem Sprungbrett oder beim Bahnenziehen, ist Aufsichtspersonal vor Ort. Lässig stehen die fünf Sicherheitsleute neben den Becken und beobachten das bisher eher zurückhaltende Treiben. Außerdem sind drei Mitarbeiter vor Ort, die während des Betriebs immer wieder die Oberflächen desinfizieren. Zwischen den drei Schichten wird ebenfalls gereinigt. Dann wischen die Mitarbeiter über die Geländer, Ein- und Ausstiege und Nackenkissen im Wärmebecken sowie durch die Toiletten, Duschen und Umkleiden.

Lesen Sie hier: Diese Hygiene-Maßnahmen gelten im Leobad

Die Reinigung, der Schichtbetrieb und andere Hygiene-Maßnahmen, etwa die Einlasskontrolle, haben am Freitagvormittag gut geklappt, berichtet Hilse. Alle Besucher konnten vorweisen, entweder getestet, geimpft oder genesen zu sein. Tatsächlich: Am Eingang hält jeder Besucher seinen Impfpass oder sein Testergebnis hoch, dann geht es auch schon Richtung Schwimmbecken. Auch mit dem Buchungssystem laufe alles rund, sagt Hilse. Das sei schließlich schon aus dem vergangenen Jahr erprobt. „Die Besucher sind froh, jetzt wieder ins Bad zu können“, fügt er hinzu.

Vorerst keine Jahreskarten gültig

Thema vor der Eröffnung war auch immer wieder die Frage nach den Jahreskarten. Im vergangenen Jahr hatte es Null-Euro-Tickets für Dauerkarteninhaber gegeben. Diese hatten sich einige Gäste im großen Stil reserviert, kamen dann aber doch nicht ins Bad und ließen so die ohnehin knapp bemessenen Plätze verfallen.

In dieser Saison sind die Jahreskarten deshalb vorerst nicht gültig, Inhaber müssen sich ein reguläres Ticket kaufen. Man habe sich wirklich um eine andere Lösung bemüht, betont der Bäderleiter. Damit die Karten nicht verfallen, werden die verlorenen Wochen an das Ende der Laufzeit einzelner Dauerkarten angehängt. „Die Zeit ist auf keinen Fall weg“, sagt Hilse.

Bei den Inhabern einer Jahreskarte stößt der Bäderleiter mit seiner Begründung größtenteils auf Verständnis. „Ich finde das richtig“, sagt etwa Ottmar Pfitzenmaier. Ärgerlich sei es gewesen, dass es im vergangenen Jahr so viele Leerbuchungen gegeben habe. Auch Karl-Heinz Mayer versteht die Entscheidung des Leobads in Sachen Jahreskarten.

Aufmachen dürfen die Freibäder auch anderswo

Trotz schlechtem Wetter, potenziellem Stress wegen der nötigen Testungen oder dem Ausfall der Jahreskarten ist die Stimmung im Leobad am Eröffnungstag entspannt. Im Erlebnisbecken ziehen unerschütterliche Leobad-Fans ihre Runden, vom Ein-Meter-Brett hüpfen Schulkinder mit Schwung ins Wasser, dazwischen gibt es viel Platz zum nötigen Abstand-Halten.

Dass das Freibad angesichts der sinkenden Infektionszahlen aufmachen kann, sorgt für gute Laune. Aufmachen dürfen die Freibäder übrigens auch anderswo: Renningen startet am morgigen Dienstag. Die Inzidenzwerte im Enzkreis sind ebenfalls tief genug. Hier macht sich das Mönsheimer Freibad für die Saison bereit: Am Donnerstag, 3. Juni, soll es losgehen.

Erst Freibäder, dann die Hallenbäder

Freibäder gibt es im Strohgäu zwar keine, dafür in Gerlingen, Ditzingen und Korntal-Münchingen Hallenbäder. Deren Betreiber stehen schon in den Startlöchern. „Wir bereiten derzeit die Wiedereröffnung der Schwimmhalle vor und möchten, sobald es erlaubt ist, wieder in Betrieb gehen“, sagt Gerlingens Rathaussprecherin Sofie Neumann. Das passiert, sobald der Kreis Ludwigsburg den zweiten Öffnungsschritt vornimmt. Bei einer weiter sinkenden Inzidenz ist das Mitte Juni der Fall, im Kreis Böblingen etwas früher. Dann werde die Schwimmhalle geöffnet für die Öffentlichkeit, für Schulen, Vereine und Schwimmkurse, so Neumann.

Lesen Sie hier: Das Badespaß wird jetzt teurer

Sobald der Öffnungszeitpunkt absehbar ist, werde die Stadt für die Öffentlichkeit im Internet die Möglichkeit zur Kartenbuchung zur Verfügung stellen. Der Eintritt sei dann nur mit einem Ticket erlaubt und für über Sechsjährige mit einem Nachweis (negativer Corona-Schnelltest, vollständig geimpft oder genesen). Jeder Besucher bekommt ein Zeitfenster von zweieinhalb Stunden, gleichzeitig dürfen maximal 27 Personen die Schwimmhalle besuchen. „Während des gesamten Badebetriebs werden die allgemeinen Hygiene-, Abstands-und Verhaltensregeln der Corona-Verordnung gelten“, betont Sofie Neumann.

Unklar, wann es losgeht

In Korntal-Münchingen – das Freizeitbad hat auch ein Außenbecken – und in Ditzingen ist indes noch offen, wann es losgeht. „Wir benötigen auch aus logistischen Gründen einen gewissen Vorlauf“, sagt Ditzingens Rathaussprecher Jens Schmukal. Einerseits müsse das Bad vorbereitet werden. Andererseits werde das Personal des Stadtbads zurzeit in anderen Bereichen der Stadtverwaltung eingesetzt – und somit nicht sofort wieder für das Bad verfügbar sein.