In Rutesheim und Renningen herrscht Freude über die Ergebnisse beim Stadtradeln. In Leonberg hingegen wirft Sebastian Werbke von Radl das Handtuch.

Altkreis - Während sich meisten über das Erreichte freuen, knirscht es in Leonberg im Gebälk beim Thema Stadtradeln. Der Grünen-Gemeinderat Sebastian Werbke ist erbost und lässt das auch Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) wissen. Zufällig habe er aus dem Kreis der Eingeladenen erfahren, dass eine Ehrung der besonders aktiven Radelnden beim Stadtradeln erfolgen soll. Das sei allerdings mit keiner verantwortlichen Person der Lokalen Agenda abgesprochen worden, so Werbke.

 

Die Stadtradel-Kampagne des Klimabündnisses sei 2010 durch die damalige Arbeitsgruppe „Nachhaltige Mobilität“ (Sprecherin Hildrun Schlicke) der Lokalen Agenda 21 in Leonberg gemeinsam mit der Fahrradbeauftragten der Stadt etabliert worden. Als Schlicke die Agendaarbeit beendete, wurde das Stadtradeln von Werbke – stellvertretend für die Agendagruppe Radl – über mehrere städtische Fahrradbeauftragte hinweg begleitet als örtlicher Co-Koordinator.

Vorwurf: Stadtverwaltung zeige kein Interesse

„Nachdem nun einmal mehr das Desinteresse der Stadtverwaltung an der Einbeziehung des bürgerschaftlichen Engagements durch die offenbar einseitige Terminplanung bekundet wird, denke ich, dass es Zeit ist, dass auch ich meine Kooperation bei diesem Thema beende“, schreibt Werbke an den OB. „Es wurde in den letzten Jahren wiederholt klar, dass die Zusammenarbeit nur von meiner Seite gesucht wurde, aber die Erfahrungen aus den Vorjahren aufseiten der Verwaltung nicht gefragt war“, bemängelt er.

Die beliebten Stadtradeln-Auftakt-Runden, die bisher von Radl veranstaltet und abgesichert wurden, wie auch die Kommunikation mit den Teamkapitäns und den Teilnehmenden werde nun voraussichtlich von der OB-Stabstelle neu organisiert werden müssen, falls es in den kommenden Jahren ein Stadtradeln geben sollte, meint Werbke.

Rutesheim hat die Nase wieder vorn

RUTESHEIM Vier mal um den Äquator, also insgesamt 161 603 Kilometer haben die 38 Rutesheimer Teams beim diesjährigen Stadtradeln zurückgelegt. Die insgesamt 1071 Radelnden jeden Alters haben dabei der Natur 24 Tonnen Kohlendioxid erspart und sind trotzdem an ihr Ziel gelangt.

„Es ist erfreulich, dass wir auch in diesem Jahr wieder so erfolgreich waren“, haben die Bürgermeisterin Susanne Widmaier und der Erste Beigeordnete Martin Killinger bei der Abschlussveranstaltung in der Aula des Schulzentrums die Leistung gewürdigt.

Rutesheim liegt in Baden-Württemberg auf Platz 2 bei den geradelten Kilometern pro Einwohner (10 000 bis 50 000 Einwohner), bundesweit auf Platz sieben. Im Landkreis Böblingen liegt Rutesheim bei den Radler-Zahlen weit vor allen anderen Kommunen: Denn rund zehn Prozent der Einwohner haben beim Stadtradeln mitgemacht. Mit den 161 603 Kilometern schafft es Rutesheim im Ländle auf Platz 61 (von 546 gemeldeten Kommunen), bundesweit auf Platz 322 (von 2172 gemeldeten Kommunen). Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

Viele Aktionen rund ums Stadtradeln

Alle Radler-Gruppen fanden ihren eigenen Rhythmus, jeder trat nach seinen eigenen Kräften in die Pedale. Die Altersspanne reichte vom Kleinkind bis zum rüstigen Senior. Sie sammelten Kilometer im Alltag, trafen sich zu Radtouren, nutzten Schul- und Arbeitswege. Viele sind durch das Stadtradeln auf ihr Zweirad umgestiegen und sind zum Teil auch dabeigeblieben. „Das ist genau, was wir uns wünschen“, sagte Susanne Widmaier bei der Abschlussveranstaltung in der Aula des Schulzentrums. Hier bekamen die Teams eine Dankesurkunde überreicht, und dank der Sponsoren von Kreissparkasse, Hagebau Bolay und Eldorado dürfen sie sich über Sach- und Geldpreise freuen.

Erneut das Stadtradeln koordiniert hat Günter Lehman von der Radabteilung der SKV Rutesheim. Er ist zufrieden: „Auch beim ADFC-Klimatest hat Rutesheim hervorragend abgeschnitten.“ Das funktioniere nur, weil die Stadt auf die Wünsche der Radler eingehe und Anregungen, wo es möglich ist, umsetze.

Gymnasium Renningen stellt das stärkste Team

RENNINGEN Fast 160 000 Kilometer – genau: 159 304 – haben insgesamt 689 Radfahrer und 27 Teams bei der Aktion Stadtradeln für Renningen „erstrampelt“. Der Bürgermeister Wolfgang Faißt dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und beglückwünschte sie zu dem herausragenden Ergebnis, das im Vergleich zum Vorjahr erneut eine große Steigerung bedeutet. 2020 waren es 126 645 Kilometer. Der stets stärkste „Konkurrent“ Rutesheim, der sonst immer mit Abstand vorne lag, hatte mit 161 603 Kilometer gar nicht so viel mehr gesammelt – wohlgemerkt bei etwa 8000 Einwohnern weniger. Insgesamt belegte Renningen unter den 20 teilnehmenden Kommunen im Kreis Böblingen damit erneut den zweiten Platz.

Nach einer Präsentation der Ergebnisse überreichte Bürgermeister Faißt den aktivsten Stadtradel-Teams und Einzelradlern ihre Urkunden und Preise. Besonders freute er sich über die Teilnehmer der jungen Generation, darunter das Gymnasium, das mit 24 327 erfahrenen Kilometern das stärkste Team im Landkreis Böblingen bildete.