Mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität – das sieht der Entwurf für den umgestalteten Ortskern der Gemeinde Weissach vor. Auch der Strudelbach soll dort freigelegt werden.

Weissach - Die künftige Umgestaltung der WeissacherOrtsmitte, in der Heckengäugemeinde auch als „Jahrhundertprojekt“ bezeichnet, nimmt Gestalt an – zumindest auf dem Papier. Gleich fünf Planungsbüros hatte die Kommune beauftragt, um städtebauliche Ideen für die Zukunft der neuen Dorfmitte zu entwickeln. Eine Jury, bestehend aus Landschaftsarchitekten, Architekten, Stadtplanern, Gemeinderatsmitgliedern und Mitgliedern der Kommunalverwaltung, hat nun den Sieger des Ideenwettbewerbs gekürt: Der Entwurf des Stuttgarter Planungsbüros Schreiberplan hat demnach bei den Jurymitgliedern den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen.

 

Marktplatz soll vor das historische Rathaus ziehen

„Wir hatten fünf ganz unterschiedliche Arbeiten und Ideen vorliegen“, erklärt die in der Gemeindeverwaltung für die Umgestaltung des Ortszentrums zuständige Projektleiterin Stefanie Ruoff. „Jeder Entwurf hatte gute Ansätze, die seit dem Zwischenkolloquium im März weiterentwickelt worden waren.“ Auch in Hinblick auf die Aufgabenstellung, mit der alle fünf Planungsbüros ins Rennen gegangen waren, sei der Entwurf von Schreiberplan der „mit Abstand stimmigste“ gewesen. „Hier sind die Wünsche der Bürgerschaft und des Gemeinderats am besten umgesetzt worden.“ Der stellvertretende Bürgermeister und Gemeinderat Andreas Pröllochs sowie der Juryvorsitzende Mario Flammann hatten die Entwürfe jüngst der Öffentlichkeit präsentiert und im Weissacher Rathaus ausgestellt. Außerdem sind sie auf der Internetseite der Gemeinde einsehbar.

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„Insgesamt stellt der Entwurf einen sehr überzeugenden, identitätsstiftenden und sensibel entwickelten Vorschlag für die neue Ortsmitte in Weissach dar“, begründete die Jury ihre Entscheidung für das Büro Schreiberplan. So sei zum Beispiel als besonders prägnantes städtebauliches Element die Idee aufgefallen, den Marktplatz vor das Historische Rathaus zu verlegen, heißt es in der Jurybegründung weiter.

Strudelbach soll durch Ortsmitte fließen

Die Konzeption zeichnet sich unter anderem durch eine „Entsiegelung der Flächen“ sowie durch den „grünen Charakter der Freiflächen“ aus. „Für unterschiedliche Nutzergruppen entstehen hohe Aufenthaltsqualitäten als Treffpunkte, als Orte der Kommunikation und des sozialen Miteinanders der Generationen.“

Auch der Strudelbach soll nach den Vorstellungen des Stuttgarter Planungsbüros künftig in der Weissacher Ortsmitte wieder sichtbar fließen: „Der Bach“, so ist aus den Plänen zu entnehmen, „wird nördlich der Bachstraße an die Oberfläche geholt und stellt ein wichtiges verbindendes Element dar, das wesentlich zur Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum beiträgt.“ Der Planungsentwurf sieht außerdem einen Neubau für gemischte Nutzung am Ostrand des Marktplatzes vor.

Verkehrsführung passt noch nicht

Noch nicht ausgereift erscheinen den Juroren die im Siegerentwurf angedachten Lösungen für die viel befahrene Ortsdurchfahrt: „Die Führung der L 1177 wurde verändert und schafft Gestaltungsflächen in der östlichen Hauptstraße, die positiv genutzt werden.“ Die Vorteile der vorgeschlagenen Einbahnrichtungen in der Gartenstraße, Pfarrstraße und Hirschstraße seien jedoch „nicht erkennbar“. Zudem ergeben sich, so kritisieren die Jurymitglieder, Nachteile für die Busführung.

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Die fünf Planungsbüros waren innerhalb einer sogenannten Mehrfachbeauftragung engagiert, die Entwürfe zu entwickeln. Anders als bei einem klassischen Planungswettbewerb werden bei einer Mehrfachbeauftragung alle beteiligten Unternehmen voll honoriert, in diesem Fall mit jeweils 21 500 Euro. Auf dem zweiten Platz landete das Stuttgarter Landschaftsarchitekturbüro Glück. Die Juroren bescheinigten diesem Vorschlag, „eine sehr gute Grundlage für eine weitere Entwicklung“ zu sein. Weniger überzeugend erschienen ihnen die Pläne der anderen drei beauftragten Büros.

So geht es weiter

Wie geht es nun weiter? „Als Nächstes wird der Siegerentwurf als Empfehlung in den Gemeinderat gehen“, erklärt Stefanie Ruoff. Bevor es aber zu einer endgültigen Entscheidung kommt, sollen die Ratsmitglieder in einer Klausurtagung detailliert erneut über dem Siegerentwurf brüten. Erst danach soll er der Ausführungsplanung zur Verfügung stehen. Der genaue weitere Zeitplan steht freilich momentan noch nicht fest: Bis klar ist, ob der Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) Rathauschef in Weissach bleibt oder Oberbürgermeister in Esslingen wird, liegt erst einmal alles auf Eis.