Wenn Stadtkapelle und Lyra fusionieren, schießt die Stadt für die Investitionen 80 000 Euro zu.

Leonberg - Mit hoher Erwartung und in großer Zahl sind die Vorstände der Musikvereine Stadtkapelle Leonberg und Lyra Eltingen ins Rathaus gekommen. Am Ende spenden Joachim Bürklen, Wolfram Kienle, Roland Rössler und Harald Zeeb zufrieden Beifall. Zuvor hatten die Mitglieder des städtischen Sozial- und Kultusausschusses knapp 80 000 Euro freigegeben. Mit dem Geld sollen nicht nur 130 neue Uniformen bezahlt werden, sondern auch der Umbau und die Erweiterung des Vereinsheims in der Hertichstraße.

 

Denn hier, im Eltinger Hof, soll das Domizil eines gemeinsamen Musikvereins für die Kernstadt sein. Zwar steht das endgültige Basisvotum bei der Stadtkapelle und der Lyra noch aus. Doch die beiden Vorsitzenden Zeeb und Rössler sind optimistisch, dass nach mehreren Anläufen, die schon in den 50er Jahren begonnen hatten, der Zusammenschluss nun endlich klappt.

Kooperation mit der Musikschule

„Die Begebenheiten für einen echten neuen Verein sind so gut wie nie“, meint denn auch die städtische Kulturamtsleiterin Alexa Heyder. Schon lange arbeiten die Stadtkapelle und die Lyra im Jugendbereich eng zusammen, haben gemeinsame Auftritte und sind zudem geschlossen bei den Pferdemarkt-Umzügen dabei. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen hoffen nicht nur die Vorstände, sondern auch die Kommunalpolitiker auf bessere Zeiten in einem großen Verein, der dann rund 370 Mitglieder haben wird.

Geplant ist eine enge Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule, um gerade junge Leute für Instrumente wie Trompete oder Tuba zu begeistern. Dafür soll es sogar ein Beginner-Orchester geben, in dem sich Jugendliche einfach einmal ausprobieren können, egal, ob sie dem Club angehören.

Den neuen Verein sieht Oberbürgermeister Martin Kaufmann als eine Art städtisches Hausorchester. Schon jetzt gestalten die Musiker der Stadtkapelle und der Lyra die Altjahrabende auf dem Marktplatz und dem Kirchplatz. Künftig sollen sie gemeinsam bei weiteren festlichen Anlässen, etwa dem Tag der Deutschen Einheit oder beim Pferdemarkt, aufspielen.

Der Neustart ist eine Herausforderung

Ein Neustart ist freilich für viele altgediente Mitglieder nicht nur ein emotional schwieriges Unterfangen, sondern vor allem eine finanzielle Herausforderung. Es braucht ein neues Vereinslogo und neue Uniformen. Allein diese machen für insgesamt 130 Musiker 52 000 Euro aus.

Anspruchsvoll ist die Lagerung der oft empfindlichen Instrumente. Bisher hat die Stadtkapelle noch ihr Domizil in der Steinturnhalle, das ihr aber nicht gehört. Die Lyra hingegen ist Besitzerin des Eltinger Hofes. Entsprechend soll dort das neue Hauptquartier entstehen. Der für erweiterte Lagerkapazitäten nötige Umbau ist mit 86 000 Euro veranschlagt.

Ein außergewöhnlicher Zuschuss

Gemäß der städtischen Vereinsförderrichtlinien können die Kosten mit 20 Prozent bezuschusst werden. Doch um den neuen Verein nicht gleich mit Schulden zu belasten, warb die Kulturamtsleiterin dafür, die Gesamtsumme von knapp 160 000 Euro zur Hälfte zu übernehmen. Sozusagen ein außergewöhnlicher Zuschuss für eine außergewöhnliche Situation, der nicht die Regel darstellt, wie der Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) klarstellt.

Doch um dem neuen Verein einen guten Start zu ermöglichen, stimmt der Sozial- und Kultusausschuss geschlossen zu. Nun haben die Mitglieder beider noch getrennten Vereine im März final das Wort. Fällt die Abstimmung positiv aus, kann ein gemeinsames Logo entworfen werden, das dann auf den künftigen Uniformen prangt.