Die Rutesheimer denken in einer Zukunftswerkstatt über die Entwicklung ihrer Stadt in den nächsten 15 Jahren nach.

Rutesheim - Wie soll sich Rutesheim in den nächsten Jahren entwickeln? Darüber haben rund 40 Bürgerinnen und Bürger aller Altersklassen – von 16 bis 87 Jahre – am Samstag in der Aula im Rutesheimer Schulzentrum diskutiert. In kleinen Gruppen befassten sie sich mit den Themenblöcken Bildung-Kultur-Soziales, Stadtgestaltung-Versorgung, Handel-Gewerbe und Klima-Natur-Grünflächen.

 

Diese Bürgerwerkstatt war ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans, kurz Step, die die Stadt schon vor zwei Jahren angestoßen hatte. Auf der Grundlage des Step von 2007 wurde Rutesheim bereits umfangreich baulich umgestaltet mit einer neuen Stadtmitte samt Bücherei und neuen Busbahnhof. „Damit stehen wir heute gut da“, sagte Susanne Widmaier, seit drei Jahren Bürgermeisterin von Rutesheim. Die Bürgerinnen und Bürger in die Pläne einzubeziehen hat sich also durchaus bewährt – so sieht es offenbar die Bürgermeisterin.

Schon in ihrem Wahlkampf hatte sie einen neuen Stadtentwicklungsplan angekündigt. Nun gehe es mehr um weiche Faktoren, meinte Widmaier. „Ich nehme ganz stark wahr, dass der Wunsch nach mehr sozialem Miteinander besteht, auch nach mehr Flächen für Gemeinschaft“, erklärte die Bürgermeisterin.

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Was wünschen sich nun die Rutesheimer für ihre Stadt, wie soll sich die 11 000-Einwohner-Kommune entwickeln? Auf der Grundlage einer umfangreichen Befragung im vergangenen Herbst, an der mit einer Rücklaufquote von 24 Prozent immerhin rund 2500 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen, gab es im Mai statt einer Präsenz- eine online-Auftaktveranstaltung mit ersten Workshops.

An diesem Wochenende nun kamen die Bürger zur Zukunftswerkstatt zusammen. Zuvor waren mit einer „Klassenlehrerstunde“ und einer Jugendkonferenz die Jugendlichen der weiterführenden Schulen im Ort eingebunden worden. Von ihnen waren jetzt ebenfalls einige zur Zukunftswerkstatt gekommen und brachten sich intensiv ein. Auch das führte sicher nicht zuletzt dazu, dass der Vorschlag für eine „regelmäßige Jugendbeteiligung“ bei der Priorisierung der vielen Aspekte eines Step die meisten Punkte bekam.

Die Jugend will mitreden

Susanne Widmaier freute sich darüber. Sie versuche schon länger, mit den Jugendlichen in der Stadt einen gemeinsamen Weg zu finden. „Die meisten möchten eher nicht über einen Jugendgemeinderat eingebunden werden, sondern lieber projektbezogen arbeiten“, so ihre Erfahrung, die sich den Entwicklungen in mit anderen Kommunen durchaus deckt.

Im Rahmen des Entwicklungsprozesses, der vom Stuttgarter Institut für Stadtplanung und Sozialforschung Weeber und Partner begleitet wird, durchleuchteten die Rutesheimer ihre Stadt detailliert und durchforsteten sie nach kurz-, mittel- und langfristigen Verbesserungsmöglichkeiten. So standen am Ende der Zukunftswerkstatt sehr viele Vorschläge auf den Pinnwänden in der Schulaula.

Was wollen die Rutesheimer?

Nur einige seien hier genannt: Den Wochenmarkt erweitern – größer und mehr Vielfalt solle es geben, mehr Bekleidungsgeschäfte, einen Imbiss in der Nähe der Schule, einen Ort schaffen für Treffen aller Generationen, die Lärmbelastung im Ortskern einschränken, Einkaufsmöglichkeiten in den Abendstunden, auch kleine Unternehmen ansiedeln, mehr Fahrradständer im Umfeld der Geschäfte, Verbesserung der Qualität des betreuten Wohnens, Einrichten eines Friedwalds. Punkte bekam übrigens auch die Anregung, dass in der Stadt doch das Rutesheimer Nationalgericht Rohstrudel verkauft werden sollte.

Die Priorisierung der zahlreichen Vorschläge war für die Teilnehmer nicht einfach. Jeder hatte nur fünf Punkte, die es zu verteilen galt. Neben dem Wunsch nach regelmäßiger Jugendbeteiligung erhielt der Vorschlag, den Platz an der evangelischen Kirche umzugestalten, relativ viele Punkte. Für gut hielten die Teilnehmer die Forderung nach Ausstattung von öffentlichen Gebäuden mit Fotovoltaik-Anlagen, klimaneutrales Bauen und gemeinschaftliches Wohnen. „Ich habe das Gefühl, dass wir hier zusammen mit dem Gemeinderat bereits auf einem guten Weg sind“, weil all dies ohnehin realisiert werde oder bereits auf der Tagesordnung stehe, sagte Susanne Widmaier.

Wie geht es jetzt weiter?

Die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus der Bürgerbefragung und den verschiedenen Mitmach-Veranstaltungen wird das Institut Weeber und Partner in einem Entwurf zusammenfassen. Mit diesem beschäftigt sich dann der Gemeinderat im Herbst in einer Sondersitzung. Bei einer Abschlussveranstaltung Ende des Jahres soll der neue Stadtentwicklungsplan der Öffentlichkeit vorgestellt werden.