Der neue städtebauliche Entwicklungsplan von Renningen ist beschlossene Sache. Er ist ein wichtiges Instrument in der Stadtentwicklung, für Verwaltung und Gemeinderat.

Renningen - Viel Zeit hat sich die Stadt Renningen genommen, um ihren Stadtentwicklungsplan von 2003 als „Step 2040“ neu aufzulegen. Darin finden sich viele allgemeine Leitlinien, wie sich die Stadt in Sachen Wohnen, Mobilität, Umwelt, Kultur und dergleichen künftig entwickeln soll, aber ebenso Anregungen für konkrete Projekte. Eineinhalb Jahre sowie mehrere Gemeinderatssitzungen und Bürgerbeteiligungen später hat der Rat den Entwurf des beauftragten Instituts für Stadt und Regionalplanung nun beschlossen. Doch was bedeutet das eigentlich für die Stadt?

 

Tatsächlich gehen mit einem Stadtentwicklungsplan streng genommen keine Verpflichtungen einher. Das heißt: Falls bis in 20 Jahren keine einzige der Leitlinien erfüllt und kein einziges Projekt umgesetzt wurde, bedeutet das für Politik und Verwaltung keine Konsequenzen. Warum also überhaupt die Mühe? Der Plan ist eine wichtige Orientierung und „ein wichtiges Kontrollinstrument“ sowohl fürs Rathaus als auch für den Gemeinderat, formuliert es der Stadtbaumeister Hartmut Marx.

Eine Frage von Dürfen oder Nicht-Dürfen

Grundsätzlich gibt es viele Verfahrensschritte, wenn es um die Entwicklung einer Stadt geht, allesamt mit so herrlich sperrigen Titeln wie Städtebaulicher Entwicklungsplan, die eigentliche Bezeichnung für den Step, Flächennutzungsplan (FNP) oder Bebauungsplan. Im Unterschied zum Step sind der FNP und der Bebauungsplan verpflichtende Schritte, wenn in einer Kommune irgendetwas gebaut oder verändert werden soll, erklärt Hartmut Marx.

Die Basis bildet der FNP. Es handelt sich dabei um eine Art großen Stadtplan, der die komplette Ortschaft abbildet. Er zeigt an, der Name sagt es schon, „welche Flächen in welcher Weise genutzt werden – und genutzt werden dürfen“. Darauf sind also nicht nur existierende Baugebiete, Straßen, Wälder und Flüsse zu sehen, sondern auch zukünftige Straßen und Baugebiete, die vielleicht erst in Jahren oder vielleicht auch gar nicht entstehen werden. Umgekehrt heißt das: Wo im FNP eine Grünfläche angezeigt wird, darf auch nicht gebaut werden, bevor der Plan nicht geändert wurde. Es geht also in erster Linie um Dürfen oder Nicht-Dürfen.

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„Konkret wird es erst mit dem sogenannten Bebauungsplan“, so Marx. Wenn eine Stadt ein neues Baugebiet wie beispielsweise Schnallenäcker III entwickeln möchte und dieser Standort vom FNP gedeckt ist, kann die Verwaltung in Abstimmung mit dem Gemeinderat einen Bebauungsplan ausarbeiten. Darin sind alle wichtigen Details festgelegt, zum Beispiel die genauen Abgrenzungen, welche Art von Häusern dort stehen dürfen, wie die Straßen verlaufen und welchen Namen sie tragen sollen, welche Geschwindigkeiten dort gelten. Sobald der Gemeinderat den Entwurf endgültig genehmigt, können dort die Bagger rollen.

Zukunftsvisionen für den Ort

Und wie passt der Stadtentwicklungsplan in dieses Schema? Er steht ganz am Anfang und gibt quasi den roten Faden vor, welche Richtung die Politik einschlagen soll. Will Renningen in die Fläche wachsen oder lieber die Innenentwicklung fördern? Sollen Grünflächen für die Naherholung erhalten oder sogar erweitert werden? Es geht also nicht um Dürfen oder Nicht-Dürfen, „sondern es geht um Zukunftsvisionen und darum, wie der Ort sich weiterentwickeln soll“. Im Falle des Step 2040 beispielsweise geht es auch um Ziele wie das Fördern von altersgerechtem und bezahlbarem Wohnraum, den Ausbau erneuerbarer Energien und eine hochwertige Bildungsinfrastruktur. Auch die Integration des Bosch-Campus in die weitere Stadtentwicklung ist ein großer Wunsch.

Gemeinderat nimmt sich selbst in die Pflicht

„Mit der Entscheidung für den Step nehmen sich Verwaltung und Gemeinderat fortan selbst die Pflicht, sich mit diesen Themen und Ideen auseinanderzusetzen und die darin angedachten Entwicklungen zu fördern“, erklärt Hartmut Marx. Bei jeder Überlegung also, sei es für ein neues Baugebiet, eine neue Schule oder ein Bauprojekt der Stadtbau Renningen, soll der Step, der in Zusammenarbeit mit den Bürgern entstanden ist, als eine Art Leitfaden dienen.

Dass es trotz aller Freiwilligkeit um mehr geht als um bloße Worthülsen, das zeigt sich beim Blick auf den Vorgänger des Step aus dem Jahr 2003. Eine grüne Achse von Nord nach Süd und von Ost nach West war darin bereits als ein Ziel enthalten. Sie hat mit dem Stadtteilpark und dem Weltkulturpfad entlang des Rankbachs ihren Anfang genommen und soll laut Step 2040 fortgeführt werden. Auch die Stärkung der Innenstadt von Malmsheim fand sich bereits im Step von 2003, die schließlich in der 2015 abgeschlossenen Ortskernsanierung mündete. Einige Ziele aus dem Step 2040 werden sich bereits umgesetzt. Für die Entwicklung des Bahnhofsquartiers etwa sucht die Stadt bereits nach einem geeigneten Förderprogramm.