Mehr Platz für den Fuß-, Rad und öffentlichen Nahverkehr, Schneisen für den Klimaschutz: Der neue Stadtentwicklungsplan für Renningen steht vor dem Abschluss.

Renningen - Eigentlich hätte der neue Stadtentwicklungsplan unter dem Titel Step 2040 im Januar dieses Jahres vom Renninger Gemeinderat verabschiedet werden sollen. Doch die Pandemie hat die Fertigstellung Monat um Monat herausgezögert. Die notwendige Einbindung der Bürgerschaft sei unter Coronabedingungen nicht möglich gewesen, erklärte Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler).

 

Mit mehr als einem halben Jahr Verspätung soll jetzt hinter das umfangreiche Papier, das nichts weniger als die Leitplanken der städtebaulichen Entwicklung Renningens für die kommenden fast 20 Jahre ziehen soll, ein vorläufiger Schlusspunkt gesetzt werden. Die Stadtverwaltung empfiehlt dem Gemeinderat, am 27. September dem im Technischen Ausschuss bereits vorberatenen Entwurf zuzustimmen. Step 2040, den das Nürtinger Institut für Stadt – und Regionalentwicklung (IFSR) federführend begleitet hat, löst damit den von 2003 stammenden ersten Stadtentwicklungsplan ab.

Bürgerinnen und Bürger kommen noch mal zu Wort

Zuvor werden jedoch noch einmal die Renninger und Malmsheimer zu Wort kommen und auf den letzten Drücker selbst an der einen oder anderen Stellschraube drehen können. Am Montag, 20. September, ist zu diesem Zweck ab 19 Uhr ein Bürgergespräch in der Renninger Stegwiesenhalle anberaumt. Eine möglichst umfassende Beteiligung der Bürgerschaft soll dem Stadtentwicklungsplan nicht zuletzt die notwendige demokratische Akzeptanz verschaffen, die angesichts der großen Herausforderungen für die Zukunft unabdingbar erscheint.

„Wir wissen alle, dass die Stadt unter einem großen Wachstumsdruck steht“, sagte am Dienstag Alfred Ruther-Mehlis vom IFSR bei der Vorstellung des Planentwurfs im Rathaus. „Dennoch will Renningen in der Zukunft nicht möglichst viele neue Bauflächen ausweisen.“ Die Folge wären, so der Stadtentwickler, unweigerlich „Wachstumsschmerzen“. Die Infrastruktur der Stadt würde überlastet, der Verkehr anwachsen. „Der Stadtentwicklungsplan ist deshalb bewusst auf moderates Wachstum eingestellt.“ Soll heißen: Die Innenentwicklung hat Vorrang vor der Außenentwicklung – das gelte sowohl für Wohn- als auch für Gewerbegebiete. Außenentwicklung soll laut Step 2040 in „bedarfsgerechtem Umfang“ möglichst nur in Lagen stattfinden, die im Einzugsbereich der S-Bahn-Haltestellen liegen.

Die Mobilität birgt Konfliktpotenzial

Der Plan definiert neun Leitlinien: von der Siedlungsentwicklung über Arbeit und Handel bis zur Naherholung, dem Stadtklima oder der Mobilität in Renningen. Letzteres, die Umgestaltung der Stadt zugunsten des Rad- und Fußgängerverkehrs, wird mit Sicherheit Jahren reichlich Konfliktpotenzial beinhalten. Wie in anderen Städten ist der begrenzte Straßenraum auch in Renningen umkämpft. Der Stadtentwicklungsplan sieht hier nicht nur vor, das schon jetzt auf den Weg gebrachte Prinzip „der kurzen Wege“ weiterzuverfolgen.

Es soll auch der „Umweltverbund (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV) zu einer gleichwertigen Alternative zur Kfz-Nutzung“ entwickelt werden. „Das heißt nicht, eine autofeindliche Politik zu betreiben“, unterstreicht Ruther-Mehlis. Bei künftigen Bauprojekten soll der neue Stadtentwicklungsplan vielmehr wie ein „Sparringspartner“ wirken, so der Stadtentwickler. „Widersprechen neue Projekte den Leitlinien, ist das ein Grund, darüber nachzudenken, dass die Projekte nachgebessert werden oder gegebenenfalls am Stadtentwicklungsplan etwas geändert werden muss.“ Womit auch zum Ausdruck kommt, dass die Verbindlichkeit von Step 2040 letztlich begrenzt ist.

Die Renninger fragen nach dem Klima

Bei der Einbindung der Bürgerschaft habe sich gezeigt, dass der Klimaschutz für die Menschen mehr und mehr im Mittelpunkt steht. So war einer der zentralen Wünsche aus den Reihen der Einwohnerschaft eine fortgesetzte Durchgrünung des Stadtraums. Das schließt nicht nur neue Grünanlagen in den Siedlungsbereichen ein, sondern auch den Schutz von Flächen mit Klimafunktion außerhalb der Stadt.

Auch die Entwicklung der sogenannten „grünen Mitte“ im Rankbachtal zwischen Renningen und Malmsheim sowie der „grünen Erlebnisachse“ mit Einbeziehung des Bosch-Forschungscampus ist Teil des neuen Stadtentwicklungsplans. Dies dürfte vor allem mit dem potenziellen Ausbau des Bosch-Campus entsprechend dem Bebauungsplan an Bedeutung gewinnen. Auch die Entwicklung des Bahnhofs-Quartiers zielt auf diese Erweiterung ab.