In der Stadtbücherei Heimsheim hat eine „Bibliothek der Dinge“ eröffnet, mit Alltagsgeräten zum Ausleihen.

Heimsheim - Die Tür geht auf, dahinter erstrecken sich meterweise Regale voller Bücher und noch mehr Bücher, zwischendrin finden sich auch mal ein paar CDs oder Spiele: So oder so ähnlich stellen sich wohl die meisten das Innenleben einer Bibliothek vor. Aber ein Hochdruckreiniger? Oder eine Bohrmaschine? Nicht gerade das, was man als übliches Büchereiinventar bezeichnen würde.

 

In der Stadtbibliothek Heimsheim aber gehören solche Anblicke fortan zum ganz normalen Alltag. Dort wurde nämlich jetzt die „Leihbar“, eine Bibliothek der Dinge, eröffnet. Damit möchte die örtliche Bücherei Menschen die Möglichkeit bieten, Elektrogeräte und andere Alltagsgegenstände, die man nur ganz selten benötigt, einfach auszuleihen. Das Ziel der Aktion: Geld sparen, Platz schaffen und vor allem: weniger wegwerfen.

Fördergelder aus Soforthilfeprogramm

Ermöglicht wurde die Leihbar mit Fördergeldern aus dem Programm „Vor Ort für alle“. Mit diesem Soforthilfeprogramm fördert der Deutsche Bibliotheksverband im Jahr 2020 bundesweit zeitgemäße Bibliothekskonzepte in Kommunen mit bis zu 20 000 Einwohnern. „Primär geht es dabei um die Modernisierung und digitale Ausstattung der Bibliotheken“, erklärt die Bücherei-Leiterin Tina Kühnle-Häcker. „Ziel ist es, Bibliotheken als ,Dritte Orte‘ auch in ländlichen Räumen zu stärken und so einen Beitrag zu gleichwertigen Lebensverhältnissen zu leisten.“ Auch die Bundesregierung ist an der Förderung beteiligt.

Das Konzept ist nicht neu. Ähnliche Aktionen gibt es mittlerweile unter anderem in Rutesheim und Waldenbuch, erzählt Tina Kühnle-Häcker. Trotzdem ist es immer noch die große Ausnahme. Ihr selbst lag das Projekt besonders am Herzen, überhaupt das Thema Nachhaltigkeit. Unter anderem ist die Bibliotheksleiterin in der Fairtrade-Gruppe der Stadt aktiv. Treffen und Veranstaltungen der Gruppe werden üblicherweise in den Räumen der Bücherei und der zugehörigen Zehntscheune abgehalten. Umso größer die Freude, dass es dank der Förderung nun geklappt hat. 75 Prozent, rund 2000 Euro, bekommt die Stadt für die Leihbar als Zuschuss, die restlichen 700 Euro kommen aus dem Bücherei-Etat.

Popcorn-Maschine ist vorbestellt

„Wir hatten schon einige positive Rückmeldungen darauf“, erzählt Tina Kühnle-Häcker. „Zum Beispiel kam ein Mann, der meinte: Eben habe sich seine Frau eine Nähmaschine gekauft.“ Da sie so etwas noch nie vorher hatte, wüsste sie noch nicht, ob sie damit umgehen könne und ob sie sie überhaupt regelmäßig benutzen werde. „Hätte er von unserem Angebot gewusst, hätten sie es vorher ausprobiert, hat er gesagt.“ Und genau das ist der Gedanke dahinter: sich nicht immer alles gleich selbst kaufen zu müssen, wodurch immer auch Verpackungsmüll anfällt, und im schlimmsten Fall das Gerät im Keller verstaubt und nach zehn Jahren fast unbenutzt entsorgt wird. Viele Menschen könnten sich die betreffenden Geräte außerdem überhaupt nicht leisten. „Auch die Popcorn-Maschine ist schon für die Weihnachtszeit vorbestellt“, freut sich Tina Kühnle-Häcker.

Alle ausleihbaren Gegenstände sind auf der Homepage der Stadtbücherei zu finden. Dort ist auch einsehbar, ob die Objekte verfügbar sind. Sie können dann jeweils für eine Woche mit einem gültigen Benutzerausweis ausgeliehen werden. Sofern keine Vorbestellung vorliegt, ist eine Verlängerung möglich. Das Mindestalter für die Ausleihe beträgt 18 Jahre. Zum Beispiel stehen zur Ausleihe bereit: eine Nähmaschine, eine Heckenschere, eine große Warmhalteplatte für ein Büffet, ein Laminiergerät, eine Heißklebepistole, eine Karaokeanlage, ein Teleskop, eine Popcorn-Maschine sowie ein Beamer.