Es ist ein langer Weg, bis aus einer Vision das Gesamtwerk „Vereinssportzentrum“ entsteht. Der erste Schritt ist die Verschmelzung zweier Traditionsvereine zum SV Leonberg/Eltingen.

Leonberg - So gut wie punktgenau ist das neue Vereinssportzentrum des SV Leonberg/Eltingen nach 18 Monaten reiner Bauzeit fertig. Die offizielle Eröffnungsfeier ist – coronabedingt – in kleinerem Kreis auf den 9. Juli datiert. Der Zeitplan wurde eingehalten – trotz Pandemie und eines Brandes Ende Oktober 2020.

 

Die erste Idee

Im Vergleich zur Bauzeit ist die Zeitspanne von der ersten Idee des Vereinssportzenrums bis hin zur Entstehung um einiges länger. Das erste Korn wird 2014 gesät, als die damaligen Vereinsvorsitzenden Hartmut Müller (TSV Eltingen) und Harald Hackert (TSG Leonberg) auf den 27. Juni hinarbeiten und die Mitglieder in zeitgleichen Versammlungen über eine Fusion abstimmen sollen.

Dieser Versuch scheitert krachend. Beim TSV stimmen 62 Prozent der Delegierten dafür, 75 Prozent hätten es sein müssen. Bei der TSG Leonberg fehlt eine Stimme. Die erforderliche Dreiviertelmehrheit wird mit 74,86 Prozent hauchdünn verpasst. Die Mitglieder vermissen Transparenz und Kommunikation – sowie ein stimmiges Konzept. Die Gesichter der Verantwortlichen nach dieser Schlappe sprechen Bände. Aber von Aufgabe kann keine Rede sein.

Gemeinsame Vision

2015 folgt eine Sondierung. Das Ruder beim TSV Eltingen übernimmt Michael Hager, bei der TSG geht Harald Hackert in die zweite Runde. Im März 2016 präsentieren die Vereine ihre gemeinsame Vision: Ein neues Vereinssportzentrum – für geschätzte Kosten von rund 13 Millionen Euro – soll an der Bruckenbachstraße entstehen. Für manche klingt das größenwahnsinnig. Das TSG-Gelände an der Jahnstraße mit der sanierungsbedürftigen Jahnhalle, dem Sportlerheim und dem Rasenplatz müsste hierfür verkauft werden.

Der damalige Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid meint es gut mit den Sporttreibenden und will zwei Drittel der Gesamtkosten übernehmen, also fast zehn Millionen Euro. Mit diesem Alleingang sorgt er für kräftigen Wirbel im Rathaus und in den politischen Gremien. Das Bauprojekt wird später noch einmal überarbeitet und die voraussichtlichen Kosten werden auf elf Millionen Euro gedrückt.

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Aufatmen bei den Vereinsverantwortlichen: Die Fusion ist am 10. November 2016 beschlossene Sache. Die Mitglieder der TSG Leonberg stimmen mit 88,1 Prozent dafür, die Delegierten des TSV Eltingen mit 94,7 Prozent. Für den Verkauf des Jahnstraßen-Geländes votieren 85,9 Prozent, die bei der Mitgliederversammlung der TSG Leonberg anwesend sind.

Das Kind hat einen Namen

Der Name des Vereins, der am 1. Januar 2018 gegründet wird und zu diesem Zeitpunkt 4400 Mitglieder in 20 verschiedenen Abteilungen zählt, ist gefunden: Künftig wird unter dem Dach des SV Leonberg/Eltingen gesportelt. Auch das neue Wappen ist entworfen. Die erste Delegiertenversammlung findet im April 2018 statt und stellt die Weichen für die Zukunft. Im Vereinsvorstand, der sich automatisch gebildet hat, sind Matthias Groß, Patrick Philippin, Michaela Feller, Manfred Buck, Harald Hackert und Michael Hager. Die Firma Sport Concept und weitere Fachleute werden mit der Planung des Sportvereinszentrums betraut.

Ein neues Wohnquartier

Auf dem ehemaligen Gelände der TSG Leonberg soll auf etwa 15 000 Quadratmetern ein neues Wohnquartier entstehen. Den Zuschlag für dieses Projekt bekommt der Investor Pandion, der dafür – inklusive zweier Privatgrundstücke – 8,4 Millionen Euro bezahlt und zehn mehrgeschossige Wohnhäuser unterschiedlicher Form und Größe mit rund 150 Wohnungen erstellt.

Grünes Licht für den Bebauungsplan

Der endgültige Startschuss für das neue Vereinssportzentrum fällt Anfang März 2019, als der Gemeinderat einstimmig den geänderten Bebauungsplan beschließt. Wenig später beginnt der Abriss an der Bruckenbachstraße – nur die kleine Halle bleibt erhalten. Dieser Teil soll bis zum Ende des zweiten Quartals 2019 abgeschlossen sein. Geplante Bauzeit des neuen Komplexes: 20 Monate. Die Eröffnung ist auf Anfang 2021 datiert.

Ebenfalls im März 2019 wird beim SV Leonberg/Eltingen erstmals ein Vorstand komplett neu gewählt. Einigkeit sieht anders aus. Die Fronten: verhärtet. 90 von 111 Delegierten sind bei der Versammlung dabei, 15 stimmen gegen Michael Hager. Harald Hackert zieht sich aufgrund von persönlichen Differenzen und Kommunikationsproblemen zurück und wird zum Ehrenmitglied ernannt.

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Wir schreiben November 2019. Auf der Baustelle tut sich was. Das künftige Domizil des Großvereins nimmt Formen an. An der Bruckenbachstraße entsteht eine dreiteilbare Zweifeldhalle, ein Gesundheitsbereich mit Fitnessgeräten, eine Turnhalle mit Sauna und Verwaltungsräume. Eine Brücke über die Glems wird später das neue Areal mit den Sportplätzen und der Tennishalle verbinden.

Das Richtfest im Juli 2020 findet wegen Corona ohne Feier statt. Die Delegierten stimmen in ihrer Versammlung ab: Wer zukünftig beim SV Leonberg/Eltingen den gesundheitsorientierten Fitnessbereich nutzt oder einen Kurs in einem der Mehrzweckräume des Vereinssportzentrums belegt, der betritt die „Sportwelt Leonberg“.

Feuer im Rohbau

Der Alarm geht Freitagabend bei der Feuerwehr ein. Am 30. Oktober 2020 explodieren im Obergeschoss des Rohbaus drei Gasflaschen und lösen einen Brand aus. Der Verein kommt mit einem blauen Auge davon. Der Schaden wird auf rund 250 000 Euro geschätzt. Die Bauarbeiten können fortgesetzt werden.

Der neue Studioleiter der Sportwelt Leonberg tritt am 1. Februar 2021 seine Stelle an. Patrick Entreß ist kein Unbekannter in Leonberg. Er ist dort als aktiver Sportler – früher Handball und Fußball, aktuell Tennis – verwurzelt. Seine Aufgabe ist es, bis zur Eröffnung am 7. Juli das Studio einzurichten, Personal zu finden und die Räume mit Leben zu füllen.