Das Vereinssportzentrum an der Bruckenbachstraße ist ab sofort der Mittelpunkt des SV Leonberg/Eltingen.

Leonberg - Wie viele ehrenamtliche Arbeitsstunden in dem neuen Vereinssportzentrum des SV Leonberg/Eltingen stecken, ist kaum zu erfassen. Matthias Groß, als Vorstandsmitglied der Referent für Liegenschaften und Technik, hat seine eigenen seit dem Baubeginn im Oktober 2019 mal grob überschlagen und kommt mindestens auf rund 4000. Die vielen Stunden, die dazu benötigt wurden, um das Projekt überhaupt auf den Weg zu bringen, sind da gar nicht mitgezählt. „Es haben so viele dazu beigetragen, damit es fast punktgenau fertig ist“, sagt Groß.

 

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Sei es der Baggerfahrer, der beim Abbruch der alten Halle mal abends länger machte. Oder der örtliche Elektriker, der bei Bedarf zur Stelle war, wenn es schnell gehen musste. Oder diejenigen, die in schwierigen Zeiten einfach nur funktionierten. Beispielsweise als im März 2020 die Coronapandemie alles erschwerte, oder am 30. Oktober im selben Jahr, als es auf der Baustelle brannte.

Und mit Thomas Booz hat Matthias Groß schließlich nicht nur einen Vorstands-Stellvertreter an seiner Seite, der für die Liegenschaften Neubau zuständig, sondern gleichzeitig ein „Ruheständler“ mit großer fachlicher Baukompetenz ist. „Er hat eine enorm wichtige Rolle bei diesem Projekt gespielt“, sagt Groß.

Nur noch einige Kleinigkeiten sind zu erledigen, bis der neue Treffpunkt offiziell eröffnet wird. Am liebsten würde Matthias Groß am 9. Juli für alle, die daran beteiligt waren, aber auch für alle Sportler des SV eine große Sause veranstalten. In einem großen Festzelt auf dem Rasenplatz an der Bruckenbachstraße und mit einer Band, die richtig Stimmung machen kann.

Am 9. Juli ist offizielle Eröffnung

Das ist allerdings nicht möglich. Die offizielle Eröffnung am Freitag, 9. Juli, muss coronabedingt kleiner ausfallen. Mit geladenen Gästen, draußen im weitläufigen Eingangsbereich mit Stehtischen, die genügend Abstand ermöglichen.

Damit die Mitglieder im Vorfeld einen Einblick in den neuen Treffpunkt des SV Leonberg/Eltingen bekommen, gab es für alle Interessierten, die sich angemeldet haben, Führungen durch das neue Schmuckstück. Diese übernahm Patrick Entreß, der neue Studioleiter der „Sportwelt Leonberg“.

Die alte Halle im Vordergrund durfte stehen bleiben und wurde saniert. Foto: Simon Granville

Das Vereinssportzentrum ist ab sofort das bauliche Aushängeschild des SV Leonberg/Eltingen. Das imposante dreistöckige Gebäude mit schwarzer Außenfassade und gelb eingerahmten Fenstern ist in den Vereinsfarben des SV Leonberg/Eltingen gehalten. Davor ist in heller Erdfarbe die ehemalige kleine TSV-Halle abgesetzt, die den Abriss der alten Gebäude überlebt hat. Nun reiht sie sich nahtlos in das Ensemble ein.

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Nur noch schwer zu erkennen ist, wie sich der Komplex des ehemaligen TSV Eltingen, der 2018 mit der TSG Leonberg verschmolz, aneinanderreihte. „Hier war der Eingangsbereich, da die Umkleide, und hier stand die große Halle“, versucht sich die Besuchergruppe zu erinnern. Im Erdgeschoss ist die Geschäftsstelle des SV Leonberg/Eltingen untergebracht, die mittlerweile aus den provisorischen Räumen im Gebäude nebenan umgezogen ist.

Geräte sind fest installiert

Eine Tür führt zur neuen Trainingshalle der Turner mit fest installierten Geräten. Künftig entfällt der mühsame Auf- und Abbau. „Da können wir stolz drauf sein, das gibt es in der Region nicht oft“, sagt Groß. Das neue Trampolin wird sofort freudig inspiziert, mit einem finalen mutigen Sprung in die Schnitzelgrube. Weiter geht es in die große Halle, die über Spielfelder mit internationalen Maßen für alle Ballsportarten sowie für Badminton verfügt.

Die Halle hat Spielfelder mit internationalen Maßen. Foto: Simon Granville
Die „Sportwelt“ ist gleich nebenan. Diese dürfen nur Vereinsmitglieder nutzen, die einen zusätzlichen Vertrag – zur Wahl stehen unterschiedliche Tarif-Modelle – abschließen. „Wir planen auch Kooperationen mit anderen Vereinen der Leonberger Teilorte oder auch mit Firmen“, sagt Studioleiter Entreß, der ein duales Studium im Gesundheitsmanagement abgeschlossen hat. Er arbeitete als Personal-Trainer, Tennis- und Athletiktrainer, war dann als Geschäftsführer zunächst des Sportvereinszentrums in Großsachsenheim tätig, baute anschließend das der SpVgg Rommelsbach mit auf.

Der Bistro-Treff ist dem neuen Fitnessstudio vorgelagert, wo die Gruppe nun angekommen ist. „Unterstütztes Yoga-Training“ umschreibt Entreß die Übungen an den Holzgeräten. „Wenn ich nicht mehr in der Lage bin, meine Schuhe zu binden, kann ich was dagegen tun.“ Kräftigung und Muskelaufbau sind an der modernen vollautomatischen Geräte-Einheit möglich. Die Gewichte werden mittels eines Chip-Bandes individuell auf die Trainierenden abgestimmt.

„Wir bieten zweimal die Woche Einführungskurse an, um zu verhindern, dass man was falsch macht“, sagt Entreß. „Der Fokus in diesem Bereich liegt auf einem Angebot, das man zu Hause oder draußen nicht machen kann.“ Michael Müller, ehemaliger Fußball-Jugendtrainer beim TSV Eltingen, ist begeistert. „Ich bin bei den Freitagssportlern“, sagt der 75-Jährige, „doch die Geräte werde ich jetzt auch nutzen. Ich finde es toll, wenn man das jetzt auch im Verein machen kann.“

Studioleiter Patrick Entreß (rechts) zeigt den modernen Fitnessraum. Foto: Simon Granville

Laufbänder, Ergometer – mit Aussicht ins Grüne und auf die neue Brücke über die Glems, die das gesamte SV-Areal verbindet, und ein Fitness-Tower runden das Angebot auf dieser 360 Quadratmeter großen Trainingsfläche ab. Im ersten Obergeschoss sind die Umkleideräume, eine Sportler-Sauna mit Blick auf Eltingen samt Ruheraum. Im zweiten haben auf 350 Quadratmetern drei Kursräume mit Spiegelwänden und übergroßen Fenstern Platz. Die Fitness-Abteilung ist in die „Sportwelt“ übergegangen. Wer an Kursen teilnehmen möchte, muss einen Vertrag mit der „Sportwelt“ abschließen und Vereinsmitglied sein.

Groß: Fitnessstudio wird nach Corona boomen

„Die Räume sind bombastisch“, sagt Christa Philipp, die Mitglied in einem anderen Fitnessstudio ist, sich aber überlegt zu wechseln. Wie auch Werner Beck, der ganz in der Nähe wohnt und mit einem Studio-Wechsel liebäugelt. „Die Fitness-Branche wird nach Corona boomen“, ist sich Matthias Groß sicher. Er weiß aber auch, dass die Mitgliedsbeiträge aus der „Sportwelt“ der Kredittilgung des 13-Millionen-Euro-Projektes des SV, der gut 4200 Mitglieder zählt, dienen.

Jetzt, da der Treffpunkt fertig ist, wird Matthias Groß an eines denken müssen: „Wenn ich nach dem Rechten geschaut habe, habe ich immer gesagt, ich geh runter zum Bau. Jetzt muss ich mich dran gewöhnen, dass es kein Bau mehr ist.“

Pro Gesundheit
Nach den Worten des Württembergischen Landessportbunds (WLSB) bietet ein Sportvereinszentrum (SVZ) – wie es dort heißt – die Chance, auf die geänderten Bedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren. Es leiste einen wesentlichen Beitrag dafür, dass die Gesellschaft sich bewegt und länger gesund bleibt – dadurch würden Staat, Land und Kommunen nachhaltig entlastet. Zukunftsmodell Demnach ist das SVZ das Modell der Zukunft im Vereinssport: Es führt Vereinsbereiche räumlich und sozial zusammen, bietet einen neuen Vereinsmittelpunkt, fördert soziale Kontakte zwischen allen Bevölkerungsschichten, Alters- und Sportgruppen und gibt trotzdem dem Einzelnen eine individuelle Trainings- und Bewegungsmöglichkeit. Ein SVZ ist eine vereinseigene zentrale Anlage mit mindestens folgenden Komponenten: gerätegestützter Gesundheitsbereich, überdachte Sportflächen (Gymnastikräume), Kommunikationsbereich, Verwaltungsbereich. Netzwerk Anfang 2014 haben sich 32 Vereine, die ein Sportvereinszentrum planen oder betreiben, zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Mittlerweile umfasst dieses rund 60 Mitglieder.