In dieser Folge steht ein großes internationales Turnier beim Stuttgarter GC Solitude im Fokus. Veranstalter sind Erwin und Bernhard Langer – letzterer gewinnt selbst zweimal den Pokal.

Mönsheim - Die nahezu gesamte Weltelite ist dagewesen. Sieben Jahre, von 1987 bis 1993, war der Stuttgarter Golf-Club Solitude Gastgeber der hochkarätigen German Masters, die bis zu zwanzigtausend Zuschauer auf die Anlage in Mönsheim lockten. Veranstalter dieses Events, das turnusmäßig im Oktober terminiert war und jahreszeitenbedingt immer wieder im Dauerregen versank, waren die beiden Langer-Brüder – Erwin und Bernhard.

 

Letztgenannter ist der bislang erfolgreichste und bekannteste deutsche Golfprofi, der selbst bei den Masters teilnahm und in Mönsheim gleich zweimal den Sieger-Pokal holte.

Bernhard Langer Foto: Baumann
Einer, der sich mit Freude an das große Sportereignis erinnert, ist der mittlerweile 81-jährige Peter Koepf, der aus Leonberg stammt und seit seinem (Un-)Ruhestand mit Ehefrau Marion in Böblingen lebt. Koepf selbst hat im jugendlichen Alter mit dem Golfsport begonnen, ist seit 1956 Mitglied des Stuttgarter GC Solitude und spielt noch immer zweimal wöchentlich mit seinen Freunden, abwechselnd in Mönsheim und im GC Schönbuch. Der frühere Unternehmer einer Arzneimittelfirma – lange Jahre im Vorstand des Stuttgarter GC Solitude und später beim Deutschen Golf Verband (DGV) Vorsitzender des Sportausschusses – war als so genannter Chief-Marshal für den gesamten Einsatz der gut 120 Helferinnen und Helfer an den Turniertagen verantwortlich. „Damals nahm ich mir immer Urlaub, ging morgens um sechs aus dem Haus und kam nachts um zwölf wieder nach Hause“, erzählt der Senior.

Bernhard Langer hatte, bevor er sich für die Mönsheimer Gemarkung zur Austragung seines internationalen Turniers entschied, schon einige Male dort gespielt. „Früher war der Platz schwieriger, und Bernhard Langer mochte ihn sehr“, weiß Peter Koepf. Anfang Oktober war das kleine Örtchen Mönsheim damit für einige Tage der Nabel der Golf-Welt. Die Fans kamen mit Bussen aus ganz Deutschland angereist, von der Autobahn bis zum Club stauten sich die Autos. Geparkt wurde mangels Alternativen auf den umliegenden Wiesen. „Und wenn es ein paar Tage lang geregnet hat, kamen sie nicht mehr weg und mussten von der Feuerwehr rausgezogen werden“, erinnert sich der damalige Chief-Marshal.

Severiano Ballesteros Foto: red
Das Fernsehen kam mit großen Sattelschleppern und installierte für die Live-Bilder gut 20 Kameras auf dem Platz. Der unvergessliche Sportjournalist Harry Valérien – der einst über diesen Sport gesagt hatte „Golf ist wie eine Droge. Wer sich auf dieses Spiel einmal eingelassen hat, kommt kaum noch davon los“ – nahm sich abwechselnd mit den Kollegen des konkurrierenden Senders der Berichterstattung an. Und auch hier hat Peter Koepf eine kleine Anekdote parat.

Gerne umging Valérien den Stau auf den Straßen, nahm den Hubschrauber und landete in unmittelbarer Nähe des Golfplatzes auf einer Wiese, was natürlich nicht erlaubt war. „Worüber uns der Bürgermeister, der dem Turnier ansonsten wohlgesonnen war, aufklärte. Er rief uns an und fragte, was das soll." Also baten die Verantwortlichen des Clubs den Reporter, künftig doch den Flugplatz in Malmsheim anzusteuern und von dort mit dem Auto nach Mönsheim zu fahren. Somit musste er sich wieder mit allen anderen in den Stau stellen.

Profitiert von den German Masters hat die umliegende Hotellerie und Gastronomie. Die Golfprofis bevorzugten die gehobene Klasse, unter anderem ein Sindelfinger Hotel. Der großartige Spanier Severiano „Seve“ Ballesteros quartierte sich gerne in die Ochsen Post in Tiefenbronn ein. Die Caddys, die den Spielern die Schlägertaschen trugen und ihnen während der Golfrunde auch beratend zur Seite standen, wählten die günstigeren Unterkünfte. „Da waren sämtliche Gasthäuser ausgebucht“, sagt Peter Koepf. Und der damalige Club-Präsident Richard Weidle hatte einmal Tom Watson nebst Gattin nach Hause zum Abendessen eingeladen und lauschte mit großem Interesse den Erzählungen des Kapitäns des US-amerikanischen Ryder Cup-Teams.

Sam Torrance Foto: red
Im verflixten siebten Jahr zeichnete sich ab, dass die Langer-Brüder mit ihrem Hauptsponsor Mercedes weiterziehen würden. Der Berliner Golf und Country Club in Motzen übernahm ab 1994 die Rolle des Gastgebers. Den Mitgliedern des GC Solitude schien dieser Umzug entgegen zu kommen. „Das Turnier machte so viel Arbeit, für die Mitglieder war der Platz in dieser Zeit lange gesperrt“, sagt Koepf. Vor allem auch nach der Veranstaltung, wenn es tagelang durchgeregnet hatte und die Spuren mehrerer Tausend Zuschauer, der Sattelschlepper und der Zeltbauten beseitigt werden mussten.

Der Sieger des letzten Turniers 1993 in Mönsheim war übrigens der wetterfeste Engländer Steven Richardson. Bernhard Langer hatte das Nachsehen. Mit dem Stuttgarter Golfclub Solitude verbindet Langer nach wie vor eine Freundschaft. Immer wieder schaut er auf der Anlage, die aktuell erneuert wird, vorbei. So wie im Oktober 2019 im Rahmen des Mercedes-Benz Trophy Weltfinals.