Die Kostenschätzungen für die neue Riedwiesensporthalle lassen sich nicht halten. Nach neuesten Erkenntnissen wird das Projekt um fast ein Drittel teurer.

Renningen - Ein leicht süffisanter Unterton war nicht zu überhören, als Resi Berger-Bäuerle im Renninger Gemeinderat im Namen der Frauen für Renningen (FfR) das Okay zur weiteren Planung der Riedwiesensporthalle gab. Die Frauen für Renningen hatten eine Sporthalle erstmals 2014 beantragt und bestehen seit Jahren auf eine zeitnahe Umsetzung. Wegen anderer großer Investitionen wurde das Projekt immer wieder aufgeschoben. „Wir haben damals schon gesagt: Jedes Jahr, das wir warten, kommt bestimmt eine halbe Million oben drauf.“

 

Viele Ratsleute staunten trotzdem nicht schlecht, als Harald Konsek vom Architekturbüro 3 Architekten die aktuellste Kostenschätzung für die Riedwiesensporthalle vorstellte: Das auf 10,3 Millionen Euro angesetzte Projekt (davon 300 000 für den Architektenwettbewerb) kommt nach aktuellen Erkenntnissen auf rund 13 Millionen Euro. Die Baukosten hätten sich viel stärker erhöht, als es die Prognosen vorhergesagt hätten.

Neben den FfR brach auch die SPD uneingeschränkt eine Lanze für das Projekt. „Die Halle ist nach wie vor eine wichtige Investition“, betonte Jan Hambach, Sprecher der SPD-Fraktion. „Die Schulen brauchen sie, die Vereine brauchen sie.“

Bedenken äußerten dagegen die CDU und die Freien Wähler, die sich bei der Abstimmung über den Vorentwurf der Stimme enthielten. Dabei ging es nicht um das Konzept der Sporthalle oder um ihre Bedeutung und Notwendigkeit für die Bürger, wie beide Fraktionen betonten. Beide warfen mit Blick auf die Finanzen der Stadt aber einen sehr kritischen Blick auf die Kostenentwicklung.

Renningen erwartet ein hoher Schuldenberg

Marcus Schautt (Freie Wähler) erinnerte daran, dass die Stadt laut Kämmerei in Zukunft Schulden in achtstelliger Höhe erwarten, die Sporthalle bedeutet selbst nach der Fertigstellung mehr als 500 000 Euro pro Jahr an Zusatzkosten. Zudem haben sich die Bedingungen seit der Zustimmung zu der Halle stark verändert, Bauprojekte wie etwa die Sanierung der Realschule werden deutlich teurer als erwartet. „Uns fehlt die Perspektive, wie wir in Zukunft aus der finanziellen Misere herauskommen“, beklagte Schautt.

Auch Ralph Geyer von der CDU zeigte sich kritisch: „Aus einem Zehn-Millionen-Euro-Projekt ist ein 13-Millionen-Euro-Projekt geworden, aus dem noch leicht ein 15-Millionen-Euro-Projekt werden könnte.“ Vor einer Zustimmung wollten beide erst sichergestellt haben, dass die Stadt in Zukunft trotzdem handlungsfähig bleibt und gaben den Ball weiter an die Verwaltung, die klare Zahlen und Konzepte vorlegen solle. „Man muss bedenken: Das ist nicht nur das Geld derer, die Sport betreiben, sondern das Geld von allen, das wir hier ausgeben wollen“, ergänzte Jürgen Lauffer (Freie Wähler).

Mauch will sogar aufs Schwimmbecken verzichten

Gegenwind kam erneut von der SPD: „Wir haben uns entschieden für Schnallenäcker III und haben gesagt: Wir wollen größer werden“, sagte Dennis Metzulat. „Da dürfen wir vor großen Investitionen nicht gleich zurückschrecken.“ Thomas Mauch stellte sogar klar, eher auf das von der SPD geforderte Lehrschwimmbecken verzichten zu wollen, wenn im Gegenzug endlich die Sporthalle komme.

Der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) sprach sich ebenfalls für eine Umsetzung aus. „Die Stadt wächst, wir brauchen die Halle“, betonte er. Man dürfe zudem nicht vergessen, dass die Stadt bereits um die 400 000 Euro in die Planungen investiert habe und 600 000 Euro an Fördergeld in Aussicht hat. Beides wäre verloren, falls das Projekt beerdigt oder verschoben werden sollte.

So weit ist es aber noch nicht. Nicht nur, dass die Abstimmung trotz der acht Enthaltungen mit 14 Ja-Stimmen einstimmig ausfiel. Bei der Entscheidung ging es zunächst nur darum, auf der Basis des vorgelegten Entwurfs weiter zu planen. Der endgültige Beschluss über das eigentliche Projekt wird erst später gefällt. Sollte das Votum positiv ausfallen, wäre eine Eröffnung der Halle vor dem Jahr 2023 trotzdem nicht mehr realistisch, erklärte die Renninger Stadtverwaltung auf Anfrage unserer Zeitung. Das Jahr 2022 war der letzte Stand Ende des Jahres 2019, die Verzögerung ist vor allem der Coronapandemie geschuldet.

Kommentar: Machen oder bleiben lassen

Von Kathrin Klette

Darüber, wie notwendig eine große neue Sporthalle ist, lässt sich sicher trefflich streiten. Sport und Kultur bedeuten im kommunalen Aufgabenspektrum in vielen Punkten eine Kür, keine Pflicht. Für das Wohlbefinden der Bürger und die Lebensqualität jedoch sind sie weit wichtiger als so manche Schlaglöcher und kaputte Fassaden. Und mit Schnallenäcker III hat Renningen schon das nächste große Baugebiet in den Startlöchern, dessen Bewohner ein Anrecht auf sportliche Betätigung haben sollten.

Nun ist es nicht so, als säße Renningen hier gänzlich auf dem Trockenen, die Stadt besitzt mit der Rankbach- und der Stadionhalle bereits zwei große Sporthallen. Gleichzeitig wird Renningen überschwemmt von Bau- und Sanierungsprojekten, von denen das eine dringender ist als das andere. Es muss also auch erlaubt sein, zu hinterfragen: Rechtfertigt der Bau der Sporthalle die Gefahr, dass man in Zukunft andere wichtige Projekte vielleicht nicht mehr wird stemmen können? Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?

Für beide Seiten gibt es genügend Argumente. Klar ist aber: Am Ende der Debatte sollte diesmal eine klare Entscheidung stehen. Sporthalle: ja, oder Sporthalle: nein. Ein weiteres Hinausschieben des Projekts von Jahr zu Jahr, wie es bisher der Fall war, darf keine Option mehr sein. Die Menschen haben ein Recht auf Klarheit, egal, ob sie die Sporthalle nun wollen oder nicht.