Spätestens seit der Coronapandemie hat der Trend, Sport im Freien zu treiben, an Bedeutung gewonnen. Viele Gemeinden wollen diesem Rechnung tragen. In Heimsheim wurde jetzt ein neuer Trimm-dich-Pfad eröffnet.

Lange Jahre waren sie vergessen, wurden nicht mehr gehegt und gepflegt. Die wilde Natur nahm sich ihrer an. Trimm-dich-Pfade hatten in den 1970er Jahre bis in die 1980er Jahre hinein ihre Hochzeit und gelten als die Vorläufer des heutigen Fitnessbooms.

 

Der Deutsche Sportbund hatte die Trimm-dich-Bewegung mit dem Daumen-nach-oben-zeigenden Maskottchen Trimmy ins Leben gerufen. Den Zivilisationskrankheiten sollte mit Sport und Bewegung im Parcours an der frischen Luft der Garaus gemacht werden. Unterstützt wurde die Kampagne von den Krankenkassen, der Politik und auch von der Wirtschaft.

Spätestens seit der Coronapandemie hat der Trend, Sport im Freien zu treiben, an Bedeutung gewonnen – als das öffentliche Leben eingeschränkt wurde, die Fitnessstudios schließen mussten und auch der Vereinssport zum Erliegen kam. Beim Wandern, Joggen, Walken, Fahrradfahren oder beim Sport im Park, Bouldern (Klettern in Absprunghöhe) oder mit Calisthenics (akrobatische Kraftübungen an Stangen mit dem eigenen Körpergewicht) halten sich die Menschen in der heutigen Zeit fit.

Leonberg In Leonberg will man diesem Outdoor-Trend Rechnung tragen. Im Stadtpark entsteht eine Calisthenics-Anlage, an der alten Autobahntrasse wird ein Pumptrack erstellt, ein Boulderblock ist ebenfalls im Gespräch. Und jetzt wird gar in Höfingen der ehemalige Trimm-dich-Pfad reaktiviert. Heute existieren nur noch die Reste des ehemaligen Rundkurses über 2,2 Kilometer mit verschiedenen Geräten, die nicht mehr funktionstüchtig sind. Aufgrund mangelnder Nutzung wurde der Unterhalt durch die Stadt Leonberg eingestellt.

Vor einiger Zeit nun regte der Jugendausschuss des TSV Höfingen an, den Trimm-dich-Pfad doch wieder in Betrieb zu nehmen. Was bei der Beratung im Leonberger Gemeinderat nicht nur Befürworter fand. Der sportbegeisterte SPD-Fraktionsvorsitzende Ottmar Pfitzenmaier beispielsweise hält Trimm-dich-Pfade für „aus der Zeit gefallen, hierfür viel Geld in die Hand zu nehmen, ist nicht angebracht“. Bereits in den Beratungen für den Haushalt 2022 wurde beschlossen, 34 000 Euro für die Wiederherstellung des Trimm-dich-Pfades bereit zu stellen.

Die jährlichen Unterhalts- und Betriebskosten – für Personal, regelmäßige Baumkontrollen, Totholzbeseitigung, Wegesicherung- und Instandhaltung sowie Gerätewartung – werden im Haushaltsplanentwurf 2023 mit jährlich 15 000 Euro beziffert. Für Sebastian Werbke, Fraktionsmitglied der Grünen, sind Trimm-dich-Pfade keineswegs aus der Zeit gefallen. „In meinen Augen ist es sinnvoll, ein Angebot zu schaffen, bei dem man kostenlos im Wald Sport treiben kann, und man könnte sogar umgestürzte Bäume als Hindernis nutzen.“ Die Mehrheit der Räte gab schließlich grünes Licht für das Projekt.

Rutesheim Für den Rutesheimer Ersten Beigeordneten Martin Killinger gibt es gar keine Diskussionen. „Dinge, die gut sind und genutzt werden, halten wir in einem guten Zustand.“ Im städtischen Wald wird der Trimm-dich-Pfad vom Revierförster und von den Forstwirten beziehungsweise Waldarbeitern der Stadt Rutesheim betreut. 2016 bekam der Parcours eine Rundum-Erneuerung. Kostenfaktor: etwa 30 000 Euro.

Eröffnet worden war der 2,2 Kilometer lange Waldsportpfad im Stockhau am 17. November 1973. Die 20 Stationen sind mit Hinweistafeln gekennzeichnet und in verschiedenen Größen auf Erwachsene, Jugendliche und Kinder abgestimmt. Er verläuft vom Wasserhochbehälter Stockhau Richtung Schützenhaus, dann weiter durch den Wald Richtung Autobahn, an der Grafenhütte vorbei durch den Hochseilgarten zum Wasserhochbehälter Stockhau zurück. „Er wird nach wie vor sehr gut von der Bevölkerung angenommen“, weiß Killinger. Während der Coronazeit, als die Sporthallen geschlossen waren, nutzten beispielsweise auch die Turner der WTG Heckengäu das Geräte-Angebot im Rutesheimer Wald.

Heimsheim Auch Heimsheim feiert ein Trimm-dich-Pfad-Revival. Am Donnerstag wurde der 2,8 Kilometer lange Rundkurs mit acht Stationen offiziell seiner Bestimmung übergeben. Regina Siedentopf, Übungsleiterin bei TSV Heimsheim, hatte sich vor einiger Zeit an die städtische SPD-Fraktion gewandt, mit dem Wunsch nach solch einem Angebot. Nicht nur beim Fraktionsvorsitzenden Rolf Vetter, gleichzeitig Vorsitzender des TSV Heimsheim, stieß dieser Wunsch auf offene Ohren. Die Abstimmung im städtischen Gremium erfolgte einstimmig, im aktuellen Haushalt wurden 10 000 Euro eingestellt.

„Am Ende wurde es ein bissle teurer, und der Verein hat sich bereit erklärt, die Kosten der neuen Bildtafeln zu übernehmen“, sagt Rolf Vetter. Einen Anteil an diesem Projekt hat auch die Stadt Weil der Stadt, denn der Pfad verläuft auch auf deren Gemarkung. Der Parkplatz befindet sich an der Straße in Richtung Malmsheim auf der rechten Seite, in der Nähe des Heimsheimer Schützenhauses. „Dort im Wald gab es schon zweierlei Laufstrecken, die hat man jetzt zu einem Trimm-dich-Pfad erweitert“, so Vetter.

Weil der Stadt Weil der Stadt selbst hat bereits seit mehreren Jahren einen Trimm-dich-Pfad, der sich in eine kleine und in eine große Runde, die bis nach Merklingen führt, aufteilt. Der Startpunkt ist auf dem Parkplatz, der von der Max-Caspar-Straße abzweigt, etwa gegenüber des Johannes-Kepler-Gymnasiums.

Ditzingen Im Ditzinger Stadtgebiet gab es bis zum Jahr 2019 einen Trimm-dich-Pfad in Schöckingen. „Der Weg an sich kann bis heute und auch zukünftig benutzt werden, die Beschilderung wurde allerdings entfernt“, sagt Jens Schmukal, Pressesprecher der Stadt Ditzingen. Der Gemeinderat hatte dann beschlossen, dass der Aufwand bei der Totholzentfernung zu groß sei. „Nach Einschätzung der Versicherung suggeriert ein Trimm-dich-Pfad, dass sich jemand, also in diesem Fall die Stadt, um die Verkehrssicherheit kümmert, und im jetzigen Modell geschieht eine Begehung auf eigene Gefahr“, erklärt Schmukal. Andere Trimm-dich-Pfade seien im Ditzinger Stadtgebiet nicht vorhanden.