Lisa Sophie Hartmann aus Renningen und Janosch Kowalczyk aus Leonberg blicken auf das Jahr 2020 zurück.

Leonberg/Renningen - Wer im Spitzensport vorne mitmischen will, der kann in der Regel auch zwischen den Jahren die Beine nicht hochlegen. Corona-bedingt müssen es die meisten in diesem Jahr jedoch. Wie Athleten aus dem Altkreis Leonberg die Feiertage normalerweise verbringen und was sie in diesem Jahr tun.

 

Heute: Der Trailrunner Janosch Kowalczyk aus Leonberg und die Renninger Leichtathletin Lisa Sophie Hartmann.

In seinem ersten Jahr als Profisportler wurde der Leonberger Janosch Kowalczyk, der seinen festen Ingenieursjob für das Ultra-Trailrunning eingetauscht hat, gleich richtig auf die Probe gestellt. Nicht unbedingt sportlich, denn außer dem Innsbruck Alpine Trailrun Festival – wo er die 103 Kilometer und 4500 Höhenmeter in 10:57,33 Stunden bewältigte, als Sieger im Ziel ankam und seinem Verfolger Christian Stern aus Österreich fast eine Stunde abnahm – wurden alle Wettkämpfe Corona-bedingt abgesagt. „Für meine Psyche war es gut, dass ich dieses eine Rennen so souverän gewonnen habe“, sagt der 30-Jährige. Das half ihm mental in der ansonsten für ihn zu ruhigen Zeit. „Ich konnte nicht groß wegfahren und reisen, da hat man viel Zeit nachzudenken, was manchmal auch zermürbend sein kann.“

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Wenn alles „normal“ gelaufen wäre, hätte er im August den Mont Blanc umrundet – 170 Kilometer und 10 000 Höhenmeter in den Beinen gehabt. Nach einer Erholungsphase wäre er noch einmal ins Flugzeug gestiegen – für ein kürzeres Trainingslager in warmen Gefilden. Damit er rechtzeitig an Weihnachten wieder zu Hause ist. Hier war er nun – mit Ausnahme von einigen Individualrennen oder Kurz-Trips in den Schwarzwald – die gesamten vergangenen Monate. Die Zeit nutze Janosch Kowalczyk, um sich auch in anderen Bereichen fitter zu machen: Trainingswissenschaften, Ernährung, Social Media. „Die eigene Vermarktung ist als Profisportler natürlich wichtig, vor allem wenn man Sponsoren und Unterstützer hat“, sagt der Trailrunner. Glücklicherweise hielten sie ihm auch in der wettkampflosen Zeit die Treue.

„Ich habe das beste aus der Saison gemacht“

Weihnachten feiert sie im kleinen Kreis mit der Familie. Für Leichtathletin Lisa Sophie Hartmann aus Renningen soll das Jahr 2021 dann mit einem Trainingslager beginnen. Unter strengen Auflagen will der Perspektivkader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes mit dem Bundestrainer Ende Januar nach Südafrika reisen. Bei täglich aktuellen Corona-Nachrichten werden die Athleten kurzfristig planen müssen. Wie schon in diesem Jahr, als das Virus alle sportlichen Pläne über den Haufen warf. „Zu Beginn der Pandemie haben wir uns schon gefragt, ob es sich lohnt zu trainieren, weil nur wenige Wettkämpfe stattfinden konnten“, sagt Hartmann rückblickend. Es sollte sich lohnen. Zunächst hielten sich die Athleten zu Hause fit, absolvierten ihre Laufeinheiten im Wald. Im Mai startete im Stuttgarter Olympiastützpunkt wieder das Training auf der Bahn. Wettkämpfe simulierten sie in den Übungseinheiten.

Foto: Pressefoto Baumann

Höhepunkt waren im August die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig. Die 21-Jährige, die für den VfL Sindelfingen startet, holte im Finale über 400 Meter Hürden in einer neuen persönlichen Bestzeit von 57,27 Sekunden die Bronzemedaille. Riesiger Jubel auch zu Hause bei ihrer Familie in Renningen. Lisa Sophie Hartmann hatte den Rekord ihrer Mutter aus dem Jahr 1988 geknackt (57,49 Sekunden). „Ich denke ich habe das Beste aus der Saison gemacht“, sagt Lisa Sophie Hartmann.

In Tübingen studiert die Athletin Sport und Mathematik. Die Praxis findet vor Ort statt, die Theorie online. „Das ist für mich ganz geschickt, ich kann in diesen Zeiten die Uni nach dem Training richten“, sagt Hartmann.