Ein Glücksfall war es, dass die Drehleiter zur Verfügung stand, sagt Stefan Fellner. Anders als ein Löschfahrzeug sei die seltener. Und sie ist in diesen Zeiten in der Ukraine so dringend nötig wie gefährdet: Einsatzfahrzeuge seien Ziele der russischen Angreifer, sagt Stefan Fellner. „Sie beschießen alles mit Blaulicht, und was sie nicht mitnehmen können, hinterlassen sie zerstört.“ Laut @fire wurden seit Kriegsbeginn in der Ukraine mehr als 250 Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge sowie 100 Feuerwachen zertrümmert.
Übergabe an geheimem Ort
Die Drehleiter wird jetzt in Kiew und den Vororten eingesetzt. Die ukrainische Feuerwehr schütze sie und mache sie unkenntlich – so gut es eben gehe, sagt Stefan Fellner. Denn bei solchen Fahrzeugen sei das naturgemäß nur bedingt möglich. Seines Wissens nach ist die Drehleiter das erste Feuerwehrfahrzeug aus dem Kreis Ludwigsburg, das als Spende in die Ukraine ging.
In Polen, 20 Kilometer entfernt vom Grenzübergang, fand die Übergabe statt. Man sei freudig erwartet worden. Ukrainische Rettungskräfte und Vertreter der Stadt Kiew nahmen die Drehleiter und drei weitere Einsatzfahrzeuge in Empfang. Ein Bevollmächtigter von Bürgermeister Vitali Klitschko unterzeichnete die vielen Papiere.
Idee zur Spende kurz nach Kriegsbeginn
Sowohl in Korntal-Münchingen als auch der Ukraine gab es eine Menge Papierkram zu erledigen. „Trotz des Kriegs gelten in der Ukraine die Regularien“, sagt Stefan Fellner. Zumal das Land außerhalb der EU liegt. Neben dem Schenkungsvertrag waren unter anderem Dokumente für die Aus- und dann die Einfuhr der Drehleiter nötig, ebenso ein Kennzeichen für die Überführung.
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Auch musste die Stadt Korntal-Münchingen klären, welchen Wert sie für die Spende ansetzt. Die Drehleiter war wieder einsatzbereit, nachdem der Hersteller Magirus den defekten Korb kostenlos repariert hatte. Er habe kurz nach Kriegsbeginn die Idee gehabt, die Drehleiter zu spenden, sagt der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos).
Viel Wald und zahlreiche Rapsfelder
Kevin Kirschenlohr und Herbert Proß fuhren und fuhren und fuhren, bis sie Polen erreichten. Die vielen Stunden auf der Autobahn strengten die Männer an, die Strecke war oft monoton. Die Umgebung war weniger farbenfroh, als Kevin Kirschenlohr gedacht hat, wie er erzählt: In Polen folgten auf viel Wald zahlreiche Rapsfelder. Und je näher sie der Grenze zur Ukraine kamen, desto leerer sei die Straße geworden.
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Und dann gab es diese prägenden Erlebnisse: Kevin Kirschenlohr sagt, er habe in Polen erlebt, wie Flüchtlinge ankamen. Er habe ihre Gesichter gesehen. „Da wusste ich, warum ich das tue, dass es wichtig und richtig ist.“ Überhaupt hätten sie auf ihrer Reise, finanziert durch Spenden an @fire, viel Wertschätzung und Verbundenheit erfahren. An einer Unfallstelle hätten polnische Wehrleute ihre Daumen gehoben. Herbert Proß formuliert es so: „Man lebt Feuerwehr.“