Die schlechten Nachrichten um das Projekt Enztalquerung reißen nicht ab: Die Planung verzögert sich erneut.

Enzkreis - Beim Projekt A 8-Enztalquerung reiht sich seit Monaten eine schlechte Nachricht an die nächste. Vor allem die immer neuen Verzögerungen brachten Autofahrer wie auch Politiker zur Weißglut. Jetzt kam der große Hammer bei den Finanzen: Veranschlagt war das Projekt mit 150 Millionen Euro. Voraussichtlich wird es nun mehr als doppelt so teuer, nämlich 340 Millionen Euro. Und, wie könnte es anders sein: Die Planung verzögert sich noch weiter.

 

Erst im Mai musste das Regierungspräsidium Karlsruhe mitteilen, dass die Ausschreibung noch bis Ende August dauern wird. Doch daraus wird nichts: Die Ausschreibung wird sich bis Herbst verzögern, teilte das RP jetzt mit. Grund dafür ist die Steigerung der Kosten, die vor Beginn der Ausschreibung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur freigegeben werden müssen.

„Die Steigerung ist auf die äußerst komplexen Zusammenhänge der einzelnen Bauphasen im engsten bebauten Umfeld zurückzuführen und schlägt sich insbesondere in den Bereichen Ingenieurbau, Erdbau einschließlich Wasserschutz und provisorische Verkehrsführungen während der Bauzeit nieder“, berichtet das RP.

Sechsstreifiger Ausbau geplant

Aus den Verkehrsnachrichten ist die A 8 bei Pforzheim nicht wegzudenken. Kaum eine Meldung vergeht, ohne dass die Autofahrer dort vor Stau oder anderen Problemen gewarnt werden. Auswirkungen auf weitere Teile der A 8 bis nach Heimsheim, zum Teil noch weiter bis nach Leonberg, sind bei starkem Verkehr oder zusätzlichen Einschränkungen wie Verkehrsunfällen die Folge.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe plant seit Langem den sechsstreifigen Ausbau der Autobahn 8 zwischen den Anschlussstellen Pforzheim-Nord und Pforzheim-Süd (Enztalquerung). Die Enztalquerung der A 8 ist einer von noch zwei verbliebenen Abschnitten für den sechsstreifigen Ausbau der gesamten A 8 in Baden-Württemberg. Das Vorhaben beinhaltet neben dem Ausbau der A 8 auf einer Länge von rund 4,8 Kilometern den vierspurigen Ausbau der B 10 im Bereich der Anschlussstelle Pforzheim-Ost, den Umbau der Anschlussstelle Pforzheim-Ost mit leistungsfähigen Zufahrten, dem Ersatzneubau mehrerer Kreuzungsbauwerke und der Enzbrücke sowie weiteren Änderungen. Dazu gehören auch eine Reduzierung der Steigung beziehungsweise des Gefälles, eine Lärmschutzeinhausung auf 380 Metern Länge sowie weitere Lärmschutzwände und -wälle.

Immer wieder wird der Baustart verschoben

Doch von Anfang an gab es Probleme. Den Spatenstich feierten die Regierungsvertreter schon im April 2018. Die richtigen Bauarbeiten lassen aber auf sich warten. Erst war der Baubeginn für Sommer 2019 angekündigt, dann wurde er um ein Jahr verschoben und schließlich für Ende 2020 angekündigt. Auch dieses Versprechen ließ sich nicht einlösen. Irgendwann hieß es dann Frühjahr 2021, jetzt Sommer 2021. Oben drauf kommt die Hiobsbotschaft mit der Kostensteigerung. Das Regierungspräsidium Karlsruhe und die Ministerien in Stuttgart und Bonn stehen in engem und intensivem Austausch zu den kritischen Punkten dieses Jahrhundertprojektes, heißt es aus dem RP.

Das finale Abstimmungsgespräch zwischen Bund und Land ist für September geplant. Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens beim Bund wäre dann aus heutiger Sicht der Beginn der Ausschreibung möglich.

Aktuell laufen die Arbeiten an der Brücke neben der neuen Bahnüberführung zwischen Eutingen und Niefern-Vorort. Im Anschluss daran wird mit den Arbeiten an der Kreisstraßenbrücke auf der anderen Seite der Bahnlinie begonnen. Diese sollen im Sommer 2021 abgeschlossen sein. „Wir gehen derzeit davon aus, dass mit dem Bau des Hauptloses im Sommer 2021 begonnen werden kann“, so das RP.

Klar, dass einige Politiker gerade am Schäumen sind. Der Vorsitzende der FDP/DVP-Landtagsfraktion und Pforzheimer Abgeordnete Hans-Ulrich Rülke zeigt sich hochgradig verärgert über die neuesten Nachrichten. „Ich werde langsam wirklich ungehalten, wenn das so weitergeht“, kommentiert Rülke die Mitteilung des RP. „Ich hoffe sehr, dass es sich nun um eine Verzögerung von nur wenigen Wochen handelt. Jede weitere Verzögerung geschieht zum Nachteil aller Pendler und auf einen flüssigen Autobahnverkehr angewiesener Bürger und Unternehmen“, so Rülke. „Da müssen Schlampereien um jeden Preis vermieden werden.“