Der CDU-Bundestagsabgeordnete ist beeindruckt, mit welcher Kraft und Kreativität die Menschen durch die Krise kommen. Bei der Kanzlerfrage bleibt er zurückhaltend.

Leonberg - Drei Jahre ist Marc Biadacz jetzt Mitglied des Deutschen Bundestages. In dieser doch recht langen Zeit hat der Christdemokrat eine prägende Erfahrung gemacht: Berlin ist wichtig. Aber mindest genauso wichtig ist die Zeit im eigenen Wahlkreis.

 

Und deshalb nutzt der Christdemokrat, der in einer Woche 41 Jahre alt wird, die Parlamentsferien, um daheim hinter die Kulissen heimischer Betriebe und Einrichtungen zu blicken. Dabei kommt dem gebürtigen Böblinger eine weitere Erkenntnis zugute: Sein Wahlkreis besteht nicht nur aus dem Umfeld seiner Heimatstadt. Das Leonberger Gebiet des Kreises, so hat er festgestellt, ist genauso wichtig.

Antworten im Fitnessstudio

Entsprechend ist der Abgeordnete während seiner Sommertour nicht nur bei Daimler in Sindelfingen oder den Gemeinnützigen Werkstätten in Holzgelringen. Biadacz hat bei den Beamten des Polizeireviers Leonberg vorbeigeschaut, er besucht den Künstler Andreas Furtwängler in Renningen und versucht sich am Freitag als Kurzpraktikant im Malmsheimer DRK-Altenheim „Haus am Pfarrgarten.“

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Besonders beeindruckt hat den vergleichsweise jungen Profi-Politiker ein Rundgang im Bosch-Entwicklungszentrum in Leonberg. Gemeinsam mit der hiesigen CDU-Fraktionschefin Elke Staubach hatte er sich vom Standort-Leiter Thomas Irawan die Arbeit am autonomen Fahren erklären lassen. Marc Biadacz ist nicht nur von der Technik begeistert: „In Leonberg bündelt Bosch ihre weltweite Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen.“ Dieser in der Tat bemerkenswerte Umstand unterstützt seine These, dass der Kreis Böblingen „die Wiege der Mobilität“ ist. Nach Corona, dafür will sich der Parlamentarier einsetzen, soll in den hiesigen Betrieben und Start-Ups an der „Mobilität der Zukunft“ gearbeitet werden.

Wie kommen die Kleinen durch die Krise?

Marc Biadacz hat freilich während seiner Rundreise nicht nur High-Tech-Schmieden im Visier. Den Arbeitsmarktpolitiker treibt die Frage um, wie kleinere Betriebe und Geschäfte durch die Krise kommen. Antworten findet er im Leonberger Gesundheits- und Fitnessstudio Pro Vitess: „Der Chef hat mich einfach auf einen Besuch eingeladen.“ Biadacz sagte zu und ließ sich vom Geschäftsführer Achim Weiß erklären, wie ein großes Studio unter Abstands- und Hygienebedingungen funktioniert: mit einem Einbahn-Straßen-System und regelmäßiger Desinfektion der Sportgeräte. Um die Kunden zu erfassen, müssen sie keine Zettel ausfüllen. Jeder ist digital erfasst. Das war schon vor Corona gängige Praxis.

So gesehen, so meint der CDU-Politiker, habe die Pandemie etwas Gutes: „Ohne sie hätte ich Achim Weiß nie getroffen. Das wäre schade, denn er hat in der Krise unternehmerischen Geist gezeigt.“

Foto: factum

Corona-Depression ist auch bei „Mutter Natur“ ein Fremdwort. Der Fachmarkt für Bio-Lebensmittel am Leonberger Marktplatz freut sich über ein treues Publikum, das genau auf die Waren schaut, wie Biadacz während eines eintägigen Praktikums gemerkt hat: „Die Leute fragen verstärkt nach regionalen Produkten. Ob diese biologisch angebaut sind, ist erst die zweite Frage.“ Eine Beobachtung, die der Aushilfsverkäufer zudem in einer Pause beim Rundgang über den Wochenmarkt gemacht hat.

Hohen Respekt hat er vor der Leistung des Personals, für das Maskenpflicht gilt. Auch der Abgeordnete hat beim Regaleinräumen und an der Kasse Mund und Nase verdeckt. Die Technik sei entscheidend: „Man muss wissen, wie man ein- und ausatmet, sonst schwitzt man zu sehr.“

Kein gemütlicher Herbst

Man merkt Marc Biadacz an, dass er sich an der Basis wohlfühlt. Dennoch geht es in wenigen Tagen wieder nach Berlin, wo der parlamentarische Herbst nicht gerade gemütlich werden wird. „Das erfolgreiche Krisenmanagement hat der Regierung und der schon totgesagten großen Koalition viel Anerkennung eingebracht“, sagt der Parlamentarier. „Doch spätestens seit die SPD mit Olaf Scholz ihren Kanzlerkandidaten benannt hat, gehen beide Partner in den Wahlkampfmodus über.“ Und wen krönt die CDU als Spitzenmann für die Wahl? Marc Biadacz antwortet salomonisch: „Das müssen die Aspiranten unter sich ausmachen.“