Der Organisator Johannes Leichtle richtet massive Vorwürfe gegen das Ordnungsamt: „Uns wurden Knüppel zwischen die Beine geworfen.“

Leonberg - War das zehnte Strohländle das letzte in Leonberg? Das zumindest will Johannes Leichtle nicht ausschließen. Der Organisator des vierwöchigen Sommerfestes auf dem Engelberg ist sauer auf die Stadt, genauer gesagt auf das Ordnungsamt. Der Grund für den Groll: Die Genehmigungsbehörde habe sich nicht kooperativ gezeigt, im Gegenteil. „Es wurden uns Knüppel zwischen die Beine geworfen“, zürnt Leichtle. „Der Kontakt war in keiner Weise lösungsorientiert, es war ein absolutes Grausen.“

 

Klares Bekenntnis zum Fest gefordert

Während des vierwöchigen Festivals hatte sich Johannes Leichtle bedeckt gehalten, denn eine Genehmigung hatte er ja von der Stadt bekommen. Doch unmittelbar nach dem offiziellen Ende gibt der Chef der Eventagentur „bankett plus“ jede Zurückhaltung auf: „Ich erwarte von der Stadt und vom OB ein klares Bekenntnis zum Strohländle. Sonst gehen wir woanders hin.“

In Corona-Zeiten ist die Organisation einer größeren Veranstaltung ein aufwendiges Unterfangen. Mindestabstände, Maskenpflicht, begrenzte Zuschauerzahlen, kontrollierter Einlass – da ist es schwer, ein profitables Fest auf die Beine zu stellen. Denn gerade das Strohländle lebte bisher von der Freiheit. Es gab keinen Eintritt, die Leute konnten kommen und gehen, wann sie wollten. Manche kamen auf ein Bier oder einen kleinen Snack in lauschiger Umgebung vorbei. Andere verbrachten ganze Abende auf dem Engelberg, zumeist mit entsprechendem Umsatz.

Höchstens 1000 Gäste

Genau das war Leichtles Geschäftskonzept: Wenn sich die Menschen wohlfühlen, bleiben sie länger und konsumieren auch mehr. Eine Rechnung, die stets aufgegangen war – bis Corona kam. Im vergangenen Jahr fiel das Fest komplett aus, diesmal wurde es unter strengen Auflagen genehmigt. Dazu gehört die Obergrenze von 1000 Gästen, Mindestabstand und Maskenpflicht jenseits des Sitzplatzes.

Entsprechend musste der Organisator die Freizügigkeit durch Kontrollen ersetzen: Die Leute mussten sich vorab im Internet anmelden und bekamen jeweils ein Ticket im Wert von fünf Euro. Dieser Betrag konnte gegen Speisen und Getränke eingelöst werden. An den Samstagen, an denen bekannte Coverbands von internationalen Rockstars auftreten, nahm das Strohländle-Team diesmal zehn Euro Eintritt.

„Unser Publikum hat super mitgemacht“, sagt der Strohländle-Chef. „An vier von fünf Samstagen waren wir ausverkauft. Und wir haben alle Auflagen so umgesetzt, wie sie gewünscht waren.“ Milder stimmen kann das Leichtle nicht. Denn in seinen Augen ginge es anders: „Bei den Konzerten, die wir in Sindelfingen, Kornwestheim oder Geislingen organisiert haben, hatten wir mit den Städten eine hervorragende Kooperation.“

„Unter dem Strich ein Chaos“

Der Oberbürgermeister hat zwar Verständnis, dass Johannes Leichtle emotional reagiert. „Aber was wir genehmigt haben, war das rechtlich Machbare“, sagt Martin Georg Cohn. Die Vorschriften sind nicht nur wegen Corona besonders streng. Nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg vor elf Jahren mit 21 Toten sind die Auflagen für Veranstaltungen verschärft worden.

Krisensitzung mit Ratsmitgliedern

Tatsächlich hatte das Fest auf der Kippe gestanden. Um eine Lösung zu finden, gab es im Vorfeld eine Krisensitzung, an der neben Leichtle auch Mitglieder des Gemeinderats und der Stadtspitze teilgenommen hatten. „Wir haben uns die Sachlage angehört“, berichtet Georg Pfeiffer von den Freien Wählern, der dabei war. „Der OB hat dabei seinen persönlichen Spielraum zugunsten des Strohländle genutzt.“ Mehr wäre rechtlich nicht zu vertreten gewesen.

Trotz der Vermittlung des Oberbürgermeisters will Johannes Leichtle nur noch mit Stadträten sprechen: „Wie es weitergeht, liegt in den Händen des Gemeinderats.“