Nicht alle Schüler schaffen deshalb die Anforderungen des Gymnasiums. „Wir haben einige an die Berufsschulen oder in eine Ausbildung vermittelt“, berichtet Hertkorn. Nur einen einzigen von bisher 48 Jugendlichen habe man rauswerfen müssen, weil er kaum da war. „Für alle anderen haben wir immer gute Lösungen gefunden.“ Hertkorn ist stolz auf die Entwicklung ihrer Schützlinge. „Wenn ich sehe, wie frei heute die anfangs eingeschüchterten Mädchen argumentieren, das macht Spaß.“
Weniger Flüchtlinge, mehr Südeuropäer in der Klasse
Momentan ändert sich sich die Zusammensetzung der Klasse. Waren anfangs 80 bis 90 Prozent der Schüler Flüchtlinge, werden es im kommenden Schuljahr nur noch wenige sein. „Die veränderte politische Lage macht sich auch bei uns bemerkbar“, sagt Philipsen. Der Großteil komme mittlerweile aus südeuropäischen Ländern, Kinder von Arbeitsmigranten. Philipsen hält deshalb die Vorbereitungsklasse für begabte ausländische Schüler weiter für notwendig. „In unseren wirtschaftsstarken Kreis zieht es viele Zuwanderer.“
Hertkorn wird nicht mehr dabei sein. „Ich hätte gerne weiter gemacht“, sagt sie wehmütig. Ein Abschiedsfest plant sie mit ihren Schülern und den beiden Kolleginnen, die ebenfalls ausscheiden. Zwei neue Lehrer beginnen im September. „Den Schülern fehlt Kontinuität“, klagt Philipsen. Doch Hertkorn wird weiter für ihre Schüler da sein. Alle haben ihre Telefonnummer. „Ich kann sie jederzeit anrufen“, sagt Kholoud. Das gibt ihr Sicherheit.
Demokratie im Lehrplan
Werte
Wichtig ist der Lehrerin Meike Hertkorn, Jugendlichen demokratische Werte zu vermitteln. Dazu gehörte auch ein Berlinbesuch im vergangenen Schuljahr, bei dem die Schüler Einblicke ins Parlament erhielten. Das Regierungspräsidium jedoch verbot diese Reise, nur verbeamtete Lehrer dürften auf Klassenreise. So fiel die Berlin-Tour dieses Jahr aus. Für Meike Hertkorn ist das völlig unverständlich. Zu ihren schönsten Erlebnissen zählt sie die Errungenschaften, die die Jugendlichen in ihrer neuen Heimat Deutschland schätzen: Frieden, die Freiheit, alles sagen zu dürfen und die Chance auf eine gute Ausbildung.
Zahlen
Seit September 2016 durchliefen 48 Jugendliche die Klasse. Davon sind 15 noch da, 14 völlig in Regelklassen integriert. 19 Schüler wurden weitervermittelt: eine direkt an die Universität, andere an andere Schulen oder in eine Ausbildung. Ein Schüler ging ab.