Ein halbes Jahr Pandemie: Vor sechs Monaten mussten auch die Büchereien schließen. In Leonberg gelten wieder die üblichen Öffnungszeiten. Doch vieles bleibt vorerst anders.

Leonberg - Es war der 14. März, ein Samstag. „Ich habe an dem Tag gearbeitet. Es waren viele Eltern da, um noch etwas für ihre Kinder auszuleihen“, erinnert sich Ingrid Züffle, die Leiterin der Stadtbücherei Leonberg. „Da war bereits abzusehen, dass wir schließen müssen. Stuttgart zum Beispiel hatte schon zu“, erzählt sie weiter. Nur drei Tage später begann der Corona-Shutdown in Baden-Württemberg. Kultur- und Bildungseinrichtungen, Sportstätten, Freizeit- und Unterhaltungseinrichtungen sowie ein Großteil des Einzelhandels durften nicht mehr öffnen.

 

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Sechs Monate sind seitdem vergangenen. Wer heute die Hauptstelle der Stadtbücherei in der Liststraße betritt, wird gleich am Eingang darauf hingewiesen, dass maximal 20 Personen gleichzeitig rein dürfen. Eine Plastik eines Leonberger Hundes, geschaffen vom Konzeptkünstler Ottmar Hörl, trägt eine Stoffmaske – ein netter Hinweis, dass in der Bücherei ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden muss. Auch Desinfektionsmittel für die Hände steht bereit.

Vieles ist anders als zuvor

Ingrid Züffle steht am Ausleih-Tresen, wo sich alle Nutzer mit Name und Telefonnummer eintragen müssen. Auch sie trägt eine Maske, mit der Aufschrift „Stadt Leonberg“. Auch wenn der Ausleih-Betrieb wieder sehr gut läuft, wieder die üblichen Öffnungszeiten in allen Zweigstellen gelten, so ist doch vieles in der Bücherei anders als vor Corona.

Die gemütlichen Sofas stehen zusammengeschoben in einer Ecke. Stühle zum Platznehmen sucht man vergeblich. „Eigentlich ist das schade. Bibliotheken waren gerade dabei, sich zum Verweilort zu entwickeln. Corona hat das Rad wieder zurückgedreht“, findet Jonas Pirzer, der Leiter des Kultur- und Sportamtes. Und das werde auf absehbare Zeit auch erst einmal so bleiben.

Die Bibliothek als Pausenraum

Das betrifft auch die Schüler des Johannes-Kepler-Gymnasiums, beide Einrichtungen befinden sich im gleichen Gebäude, und es gibt eine Verbindungstür. „Viele Schüler nutzen normalerweise die Bücherei als zweiten Pausenraum, um zu lernen oder am Laptop zu arbeiten“, sagt Ingrid Züffle. Auch das freie W-Lan werde fleißig genutzt. „Ich denke, da wird es viel Gesprächsstoff geben. Ich bin traurig, dass ich die Schüler dann nicht hier sehe. Aber ich freue mich, wenn sie ein Buch ausleihen“, sagt die Bücherei-Leiterin.

Knapp anderthalb Monate sind die Bibliotheken im Frühjahr geschlossen geblieben. Die Zeit habe man für eine interne Revision genutzt, veraltete Medien aussortiert und viel vorbereitet für eine Software-Umstellung. „Das hat sich dann sogar als Vorteil herausgestellt, weil wir für die eigentliche Umstellung nur zwei Wochen in den Ferien schließen mussten“, sagt Ingrid Züffle. „Wir waren eine der ersten Büchereien, die dann am 30. April wieder geöffnet hat. Anfangs noch mit verkürzten Öffnungszeiten“, berichtet die Leiterin. In den ersten Tagen sei die Resonanz sehr groß gewesen. „Die Leute haben bis auf den Parkplatz raus gestanden.“

Online-Medien sind stärker gefragt

Die eingeschränkte Öffnungszeit sei aber nötig gewesen, um die erhöhten Hygiene-Anforderungen erfüllen zu können. „Wir reinigen alle Medien, die zurückgegeben werden“, erklärt Ingrid Züffle. Andere Büchereien würden die Medien sogar sechs Tage in Quarantäne legen. „Aber da bekämen wir hier ein Platzproblem.“ Die Amtsärztin habe aber ihr Okay gegeben.

Stark zugenommen hat die Ausleihe von E-Medien über die Online-Bibliothek BB. Hier haben sich die kommunalen Büchereien zusammengeschlossen und bieten elektronische Medien wie E-Books, Hörbücher, Musik, Zeitungen und Zeitschriften zum temporären Download an. So stieg die Zahl der Ausleihen von Februar zu März um fast 500 auf knapp 23 000, zum April auf mehr als 26 000. Auch die Zahl der aktiven Nutzer stieg von Februar auf März um mehr als 500 auf 3300.

Puppentheater in die Gäublickhalle verlegt

Mittlerweile sind die Öffnungszeiten wie vor der Pandemie. Auch die Zweigstellen haben wieder geöffnet, hier konnten zwischenzeitlich Medien nur bestellt und dann abgeholt werden. Dies ist aber weiterhin möglich. In Warmbronn und Höfingen dürfen fünf beziehungsweise sechs Personen gleichzeitig rein, in Gebersheim nur zwei. Veranstaltungen wie Vorlesestunden oder das Bilderbuchkino mit Basteln wird es in der Hauptstelle weiterhin nicht geben. Am Sonntag gibt es jedoch einen ersten Versuch mit einem Figurentheater für die Kleinen: „Pumuckl zieht das große Los“, heißt es um 15 Uhr in der Gäublickhalle Gebersheim.