Die Leonbergerin Dascha Haan holt Verpasstes mit der Teilnahme an der Masters-Weltmeisterschaft in Gwangju nach.

Leonberg - Etwas verspätet ist für Dascha Haan ein Traum wahr geworden. Die Leonbergerin ging bei der Weltmeisterschaft der Masters (Senioren) in Südkorea an den Start und nahm aus Gwangju eine Silbermedaille über 100 Meter Freistil und eine Bronzemedaille über 50 Meter Freistil mit nach Hause. „Für mich ist das der größte sportliche Erfolg als Einzelschwimmerin“, sagt die 47-Jährige nach ihrer Rückkehr.

 

Doch es sind nicht die beiden Medaillen, die für sie im Vordergrund stehen. Ein Kreis hat sich geschlossen. Als 16-Jährige war sie drauf und dran, sich im belgischen Team für die Olympischen Spiele 1988 in Seoul zu qualifizieren. Doch dann kam der Job ihres Vaters dazwischen. Arie Haan wurde 1987 Trainer beim VfB Stuttgart, die Familie zog nach Deutschland. Dascha Haan konnte weder die belgischen noch die holländischen Meisterschaften bestreiten, was Voraussetzung für eine Olympiateilnahme gewesen wäre. Aus der Traum.

Über 6000 Schwimmer am Start

Im Nachhinein nicht unbedingt die schlechtere Variante. „Als Jugendliche hätte ich das alles gar nicht richtig erfassen können“, sagt Dascha Haan. Die Dimensionen auch bei der Masters-WM waren gewaltig. In der Wettkampfstätte der Millionenmetropole hatten bis Ende Juli noch die Weltmeisterschaften der Aktiven stattgefunden, die Bedingungen in den mobilen Becken (ein Wettkampf-, zwei Ein- und Ausschwimmbecken) waren optimal. Über 6000 Athleten gingen an den Start. An der Organisation, von der Siegerehrung bis zum kostenlosem Shuttle zum Athletendorf, gab es so gut wie nichts auszusetzen.

900 Euro pro Person für eine Woche im Zwei-Zimmer-Appartement im Athletendorf wollten Dascha Haan und ihr Mann Andreas Schmidt, der als Coach und Masseur in Personalunion fungierte, aber nicht bezahlen. Das Paar, das den Aufenthalt in Südkorea mit einem zweiwöchigen Urlaub verband, mietete sich in einer Pension etwas außerhalb ein.

Zwei Sekunden fehlen zum Gold

Medaille und Maskottchen sind ihr sicher: Dascha Haan. Foto: privat
Die für die SG Glems startende Schwimmerin lobt die Gastfreundschaft der Südkoreaner. Mit dem Frühstück (Reis, Nudeln, Suppe, koreanischer Instantkaffee) konnten sie und ihr Ehemann sich allerdings nicht anfreunden. Sie behalfen sich mit dem Besuch eines der vielen kleinen Cafés in der Umgebung. Der Leistung tat das keinen Abbruch. Dascha Haan hätte sich zwar noch eine etwas bessere Zeit gewünscht. Mit 1:05,35 Minute über 100 Meter Freistil in ihrer Altersklasse war sie jedoch schneller als bei der deutschen Meisterschaft in diesem Jahr in Karlsruhe. Gold blieb außer Reichweite. Die Britin Michelle Ware schwamm zwei Sekunden schneller.

Bei den Masters-Titelkämpfen tauchen regelmäßig Olympioniken und ehemalige Weltmeister auf. „Das sieht man dann aber auch deutlich. Die haben noch einmal eine ganz andere Wasserlage“, sagt Dascha Haan. Die meisten Starter haben schon zu Jugendzeiten nationale und internationale Erfolge vorzuweisen. Während die Leonbergerin nach einer Knieverletzung im Januar beim Skifahren erst im März mit dreimaligem Training pro Woche in die Vorbereitung einstieg, sind die Spitzenschwimmer fünf- bis sechsmal in der Woche im Wasser und absolvieren noch drei Krafttrainingseinheiten. Diesen Aufwand will die Reiseverkehrskauffrau nicht mehr betreiben. In ihren weiteren vier Starts sprangen noch die Bronzemedaille über 50 Meter Freistil (29,72 Sekunden) sowie ein sechster und zwei siebte Plätze heraus. Nebensache. Alleine mit der Teilnahme in Südkorea ist ihr Traum in Erfüllung gegangen.